Karl Wilhelm Heidt

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Karl Wilhelm Heidt (1938)
Karl Wilhelm Heidt (1956)

Karl Wilhelm Heidt (* 20. Dezember 1871 in Staffort; † 9. Februar 1959 ebendort) war Sergeant, Bahnbeamter, Bürgermeister und Ehrenbürger von Staffort.

Leben und Wirken

Er war das erste von 11 Kindern, das dem Ehepaar Friedrich Wilhelm Heidt (1844-1903) und Luise Christine, geb. Nagel (1852-1928), geboren wurde. Nach Schulbesuch in Staffort erhielt er, damals noch sehr ungewöhnlich, eine Ausbildung in der Großherzoglichen Landwirtschaftsschule Hochburg bei Freiburg (1888/90). Das vorliegende Merkbuch von Wilhelm Heidt auf 550 Seiten in gestochener Handschrift verfasst, beeindruckt durch die Informationsvielfalt und die Disziplin die den damaligen Internatsschülern abverlangt wurde bzw. auferlegt war. Sein ausgezeichnetes Zeugnis gibt einen Einblick in die damaligen Ausbildungsfächer.

Nach dieser landwirtschaftlichen Ausbildung trat er in den Militärdienst als Zeitsoldat („Zwölfender“) ein und erreichte den Rang eines Sergeanten. Nach seinem Ausscheiden aus dem Militär wurde er als Bahnbeamter in Neubreisach im Elsass eingesetzt. Dort ehelichte er die Elsässerin Emilie Barth (1873-1900) aus Ostheim. Nach einigen Jahren stieg er zum Bahnhofvorstand von Durlach auf. Den Verlust des einzigen Kindes Willi, der als Chemiestudent während eines Skiurlaubes in Österreich Opfer einer Lawine wurde, haben die Eheleute nie völlig überwunden.

Mit erreichen des 60. Lebensjahres bat er um Pensionierung um sich als parteiloser, wertkonservativer Kandidat der Bürgermeisterwahl in Staffort zu stellen. Er gewann am 8. Februar 1931 gegen den Kandidaten der NSDAP und wurde bei der Stafforter Bevölkerung ein hochangesehener Bürgermeister, der auf das ihm zustehende Bürgermeistergehalt verzichtete und dem Dorf äußerste Sparsamkeit verordnete um den Rathausneubau voranzutreiben. Er sah sich allerdings vielfältiger Anfeindungen der Orts- und Kreisleitung der NSDAP ausgesetzt, die mit Androhung von Gewalt und Denunziation versuchte seinen vorzeitigen Rücktritt zu erreichen. Ein von der NSDAP-Kreisleitung angestrebtes Amtsenthebungsverfahren scheiterte am Einspruch von Landrat Wintermantel in Karlsruhe. Jedoch musste Heidt nach dem Erreichen des 65. Lebensjahres aus Altergründen ausscheiden und dem früheren NS-Gegenkandidaten Karl Beideck das Bürgermeisteramt überlassen.

Heidt wurde in den Stafforter Kirchengemeinderat gewählt, übernahm dessen Vorsitz und betreute die Stafforter Kirchenbücher mehrere Jahrzehnte. Zusammen mit Friedrich Wilhelm Hauth (1886-1965) war er war auch begeisterter Heger und Pfleger der Stafforter Jagd. Als nach dem Krieg die französischen Besatzer das Dorf an die amerikanische Militärverwaltung abgaben, wurde Heidt bis zur offiziellen Wahl als Bürgermeister-Amtsverweser eingesetzt.

Direkt nach dem Kriegsende nahm er mit Ostheim Kontakt auf und pflegte zusammen mit seiner Frau die Beziehung zur Verwandtschaft im Elsass auch mit Einladungen nach Staffort. In Anerkennung seiner Verdienste um die Gemeinde Staffort wurde Karl Wilhelm Heidt als erstem Bürger der Gemeinde 1951 die Ehrenbürgerwürde zuerkannt.

Literatur

  • Konrad Dussel: Staffort 1110 bis 2010: Streifzüge durch 900 Jahre Geschichte, Verlag Regionalkultur Heidelberg, Ubstadt-Weiher, Basel 2010 ISBN: 978-3-89735-622-1
  • Wilhelm Otto Hauck: Staffort – Schloß und Dorf an der steten Furt (Ortschronik). Gemeinde Stutensee 1993
  • Bernd F. Hauth: Fuchs und Has in Stutensee; Zur Geschichte der Jagd von 1850 bis heute, Stutensee-Hefte Nr. 5 Oktober 2007 ISBN: 978-3-9811869-2-5
  • Karl Wilhelm Heidt: Merkbuch der Landwirtschaftlichen Lehranstalt Hochburg; 550 Seiten Handschrift; 1890
  • Manfred G. Raupp: Was der Großvater schon wusste – Gedanken zur Entwicklung der Landwirtschaft in Staffort; verfasst zum Andenken an Gustav W. Raupp (1905–1985). Eigenverlag, Lörrach und Stutensee-Staffort 2005
  • derselbe: Ortsfamilienbuch Staffort, Herausgeber Stadt Stutensee, Verlag Gesowip Basel 2010, ISBN: 978-3-906129-64-8.