Emil Keßler

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Emil Keßler mit 45 Jahren
Die Maschinenfabrik Keßler & Martiensen

Emil Julius Carl Keßler (zuweilen auch Kessler) (20. August 1813 in Baden-Baden, † 16. März 1867 in Esslingen am Neckar) war ein Karlsruher Unternehmer.

Leben und Wirken

Keßler studierte in der Karlsruher Polytechnischen Schule Bauingenieurwesen und Maschinenbau, sein Lehrer war u.a. Jakob Friedrich Meßmer. Er schrieb sich dort bereits im Alter von 13 Jahren ein. 1837 gründete er zusammen mit Theodor Martiensen die Maschinenfabrik Keßler & Martiensen. Der Firmensitz befand sich zunächst in der Erbprinzenstraße. Dort wurden zunächst industrielle und landwirtschaftliche Maschinen sowie physikalische Instrumente hergestellt. Weil die Auftragslage gut war, wurden die Räumlichkeiten bald zu klein. Deshalb erfolgte ein Firmenumzug in der Nähe des Ettlinger Tores bei der nördlichen Beiertheimer Allee. Gemäß Adressbuch wohnte er ab 1840 in der Straße „vor dem Ettlingerthor“ und damit in der Nähe der Fabrik.

Am 10. März 1841 wandte sich Martiensen an die Oberdirektion des Wasser- und Straßenbaus, welche zu jener Zeit noch für den Bau der Eisenbahn zuständig war, um Abnahmegarantien für die hergestellten Lokomotiven zu den „üblichen im Verhältniß des Fabricats stehenden Preißen“ zu erhalten. Da der Lokomotivbau in Deutschland noch eine neue Technik darstellte, war die Herstellung noch nicht mit der Produktion englischer und französischer Fabriken konkurrenzfähig. Er begründete dies mit den umfangreichen Investitionen, die für den Lokomotivbau erforderlich waren und mit der Tatsache, dass für die Badische Eisenbahn gebaute Lokomotiven wegen der größeren Spurbreite nur von dieser verwendbar wären und nicht an andere Eisenbahngesellschaften verkauft werden könnten. Die Oberdirektion stellte der Firma die Konstruktionspläne der vom englischen Unternehmen Sharp, Roberts & Co bezogenen Lokomotiven zur Verfügung und versprach eine bevorzugte Berücksichtigung der in Karlsruhe gebauten Lokomotiven bei der zukünftigen Beschaffung. Der geforderte Preis würde akzeptiert werden, sofern dieser mit den in Deutschland hergestellten und vergleichbaren Lokomotiven vergleichbar wäre und sofern die Loks den Anforderungen genügten. Zusätzlich wurde auch der Bitte entsprochen, die erste gebaute Lok nach Heidelberg bringen und auf der dortigen Strecke nach Mannheim ausreichend testen zu dürfen. Vor dem Lokomotivbau stellte die Fabrik bereits Eisenbahnzubehör her.

1841 baute die Firma die erste in Baden hergestellte Lokomotive: die „Badenia“. Sie wurde im März 1842 in Dienst gestellt und war ein Nachbau der englischen Lokomotiven.

Theodor Martiensen wechselte 1842 nach Wien. Emil Keßler leitete die Fabrik nun alleine und benannte sie in „Kesslers Maschinenfabrik“ um. Für die weitere wirtschaftliche Entwicklung Karlsruhes war dieser Betrieb wichtig für nachfolgende Firmenansiedlungen. In direkter Nachbarschaft ließ sich bereits im gleichen Jahr die Firma Schmieder & Mayer nieder. Keßlers Fabrik bot bis zu 600 Menschen einen Arbeitsplatz und war damit einer der größten Arbeitgeber in Karlsruhe und des Landes Baden.

Im Jahr 1846 gründete Keßler die Maschinenfabrik Esslingen, welche hauptsächlich die württembergische Eisenbahn mit Lokomotiven versorgte. Dieses Unternehmen bestand bis zum Jahr 1965 und wurde von der Daimler Benz AG übernommen.

Aufgrund der Wirren der Badischen Revolution im Jahr 1848 brach das die Karlsruher Maschinenfabrik finanzierende Bankhaus Haber & Söhne zusammen. In Verbindung mit der zurückgehenden Auftragslage geriet das Unternehmen in Zahlungsschwierigkeiten. Auch durch die von Keßler bewirkte Umwandlung der Firma in eine Aktiengesellschaft war sie nicht zu halten. Im Jahr 1851 wurde die Gesellschaft liquidiert und von der Badischen Regierung übernommen.

1852 gründete Keßler die Maschinenbaugesellschaft Karlsruhe, in welche das vom Staat übernommene Vorgängerunternehmen überführt wurde. Er zog allerdings noch im gleichen Jahr nach Esslingen um und verstarb dort 1867 an einem Herzleiden.

Ehrung

Die Keßlerstraße wurde 1896 nach ihm benannt.

Literatur

  • Alexander Mohr: Emil Keßler, ein Eisenbahnpionier in Karlsruhe, in: Blick in die Geschichte, Nr. 6 (1990), Seite 6
  • Maike Doll: Emil Kessler – Karlsruher Köpfe Schriftenreihe des Stadtarchivs Karlsruhe, Band 2. 2013, Info Verlag, ISBN: 978-3881907347

Weblinks