Brusler Dorscht

Aus dem Stadtwiki Karlsruhe:

Infotafel zum ehemaligen Gasthaus zum Rappen in der Kaiserstraße 87. Hier soll Graf Kuno laut Liedtext sein gesamtes Hab und Gut durchgebracht haben.
Älteste bekannte Schallplattenaufnahme des Liedes aus den 1920er Jahren
„Graf Kuno“ auf dem Otto-Oppenheimer-Platz

Das Lied der Brusler Dorscht gilt als die „Hymne“ von Bruchsal.

Es wurde von dem in Bruchsal lebenden jüdischen Tuchgroßhändler Otto Oppenheimer (1875–1951) geschrieben. Historischer Hintergrund war für ihn die Hinterlassenschaft des Grafen Konrad (Kuno) vom Kraichgauland, welche dann Kaiser Heinrich III. im Jahr 1056 dem Bistum Speyer schenkte.[1]

Der Text war ursprünglich nicht als Karnevalslied gedacht, sondern wurde anlässlich Oppenheimers Junggesellenabschied am 27. April 1901 zur bereits bestehen Melodie des Stücks "Der Kreuzfidele Kupferschmied" uraufgeführt.

Durch den Sänger Hans Ebbecke, der mit dem Lied in Süddeutschland auftrat und auch eine Schallplatte damit veröffentlichte, gelangte der Text in andere Regionen Deutschlands. Die älteste bekannte Abwandlung stammt aus Wolfach, eine auf örtliche Verhältnisse angepasste Textversion entstand. In den 1950er Jahren tauchte eine Sonthofner Fassung des Liedes auf.

1931 fertigte Karl Hubbuch aquarellierte Federzeichnungen zu jeder Strophe des Lieds an. Dem Werk ist eine fünfte Strophe aus der Feder Hubbuchs hinzugefügt. Außerdem wird der Ort der Handlung vom "Rappen" ins Gasthaus "Graf Kuno" verlegt.[2]

Text

Das war der Graf vom Kraichgauland (Brusler Dorscht)

1. Das war der Graf vom Kraichgauland, Graf Kuno war's, der Held.
Der hatte einen Höllenbrand, doch leider wenig Geld.
Im Rappen war sein Stammlokal, da saß er Tag und Nacht
und hat so manches Zechgelag auf frohen Pump gemacht.
|: Denn der Dorscht, denn der Dorscht, denn der alte Brusler Dorscht
war die Leidenschaft des Grafen, alles andre war ihm worscht. :|

2. Vom Eichelberg bis an den Rhein war all sein Eigentum,
der schöne Lußhardtwald war sein und vieles drumherum.
Doch freute ihn kein grüner Wald, kein Jagen auf der Au,
das schönste Mädchen ließ ihn kalt, er liebte keine Frau.
|: Bloß de Dorscht, bloß de Dorscht ...war die Leidenschaft .... :|

3. Der deutsche Kaiser Heinerich war mütterlicherseits
des Grafen Kuno Petterich und Gläubiger bereits.
Der hatt' ne Hypotheke auf das alte Brusler Schloß,
sodaß des Vetters Lebenslauf den Kaiser arg verdroß.
|:Ach de Dorscht, ach de Dorscht ...
war die Leidenschaft .... :|

 4. Doch eines schönen Tages war vorbei die große Not:
's war grade Anfang Februar, da war Graf Kuno tot.
Doch an die Landeskinder hat gedacht er bis ans End;
denn als die Teilung ward gemacht, da stand im Testament:
|: Meinen Dorscht, meinen Dorscht, meinen alten Brusler Dorscht -
erben meine Landeskinder, alles andre ist mir worscht :|

Siehe auch

Weblinks

Fußnoten

  1. http://www.grokage-bruchsal.de/pages/geschichte/brusler-dorscht.php
  2. Oppenheimer, eine jüdische Familie aus Bruchsal, Seite 177 ff.