Zuckerfabrik Waghäusel

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Stillgelegte Zuckerfabrik (2006) und das Schloss „Eremitage”

Die Zuckerfabrik Waghäusel wurde 1837 auf dem Gelände des Schlosses „Eremitage” errichtet und nach 158 Jahren im Jahr 1995 stillgelegt.

Das Areal ist jetzt das Gewerbegebiet 5 (Gewerbepark Eremitage) von Waghäusel.

Geschichte

Bildergalerie
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Ehemalige Zuckerfabrik (2005).
Schloss und Zuckersilos (2005).
Fabrikgebäude, Ostseite (Januar 2009).
Fabrikgebäude, Westseite (Februar 2009).

Bereits 1747 wurde nachgewiesen, daß Zucker nicht nur aus Zuckerrohr, sondern auch aus einheimischen Runkelrüben gewonnen werden konnte. Die Produktion in Fabriken wurde dann erprobt und nachgewiesen, konnte sich aber noch nicht gegen den billigeren, importierten Rohrzucker durchsetzen.

Im November 1806 verhängte Napoleon eine Kontinentalsperre gegen England und damit wurde kein Rohrzucker mehr importiert. Als Ersatz erhielt die Gewinnung von Zucker aus Rüben eine sehr hohe Bedeutung und es wurden neue Zuckerfabriken gebaut.

Mit dem Ende der Kontinentalsperre 1814 kam wieder der billigere Rohrzucker ins Land und die Fabriken wurden geschlossen. Der Produktions-prozess wurde aber weiter untersucht und verbessert. Außerdem wurden auch die verarbeiteten Runkelrüben nach ihrer Ergiebigkeit selektiert und die Anbaumethoden verfeinert.

Im Großherzogtum Baden wird 1836 Carl Sebastian Schuzenbach (1793 - 1863) gestattet sein Verfahren zur Zuckergewinnung in einer Fabrik einzusetzen. In einer Probefabrikation mußte aber noch der Nachweis der industriellen Produktion erbracht werden.

Am 16. Juli 1836 wurde die „Badische Gesellschaft für Zuckerfabrikation" in Karlsruhe gegründet. Das Kapital betrug 1 Millionen Gulden auf 20,000 Aktien verteilt. Die Gesellschaft sollte 12 Jahre bis 1848 bestehen bleiben.

In Ettlingen wurde im August 1836 mit dem Bau der Probefabrik begonnen und im Februar 1837 konnte dann mit der Prüfung des von Schunzenbach entwickelten Verfahren begonnen werden. Bereits am 20. März 1837 wurde das Verfahren als tauglich anerkannt und die Gründung der Gesellschaft für definitiv erklärt.

Sofort wurde nach einem geeigneten Gelände für den Bau einer Zuckerfabrik gesucht. Die Wahl fiel auf das Gelände der „Eremitage” in Waghäusel, das am 21. Juni 1837 für 22,670 Gulden gekauft wurde. Die Bauarbeiten wurden eingeleitet und bereits im Jahr 1838 konnte produziert werden.

Waghäusel wurde nun der Sitz der „Badischen Gesellschaft für Zuckerfabrikation". Das Schloss „Eremitage” wird zum Verwaltungsgebäude und die Kavaliershäuser zu Wohnhäusern der leitenden Angestellten.

In den folgenden Jahren entwickelte sich die Fabrik zu dem größten Industrieunternehmen im Großherzogtum Baden. Es waren zeitweise über 1,000 Arbeiter beschäftigt. Weiter waren die Transporte von Rüben aus über 140 Gemeinden, Steinkohle vom Rheinufer aus Altlußheim und Rheinhausen, Torf aus der Umgebung und Zuckertransporte von Mannheim durchzuführen.

Trotzdem waren es wirtschaftlich und politisch keine einfachen Zeiten. Anfang 1848 stand die Gesellschaft vor dem Konkurs und konnte nur durch staatliche Zinsgarantien gerettet werden. Dann fand auch noch am 21. Juni 1849 auf dem Gelände der Zuckerfabrik ein Gefecht zwischen der Badischen Revolutionsarmee und preußischen Soldaten statt. Die Schäden an der Fabrik fielen aber gering aus, so dass kein Produktionsausfall zu verzeichnen war. Die Gesellschaft konnte sogar 1848 und 1849 ihre bis dahin besten Ergebnisse erzielen.

In den Jahren 1848 - 1851 wurde der Gesellschaftsvertrag überarbeitet und den veränderten finanziellen Verhältnissen angepasst. Der Name „Badische Gesellschaft für Zuckerfabrikation" blieb bestehen, der Sitz der Gesellschaft nach Karlsruhe verlegt und die Dauer auf 30 Jahre festgelegt. Am 16. April 1851 wurde diese Statuten vom Großherzoglichen Badischen Ministerium des Inneren genehmigt.

In den Jahren 1850 bis 1858 wurde sehr erfolgreich gewirtschaftet. Der Raffineriebrand 1859 war ein Rückschlag, der aber in den Folgejahren wieder aufgeholt wurde.

1864 wurde der Sitz der Gesellschaft von Karlsruhe nach Mannheim verlegt.

1870 ist der erste Abschnitt der zweiten Bahnlinie von Mannheim nach Karlsruhe mit der Teilstrecke Mannheim - Schwetzingen - Waghäusel - Graben eröffnet worden und damit erhielt die Zuckerfabrik den seit 1864 geforderten direkten Bahnanschluss an die Rheinbahn. In den folgenden Jahren wurde in der Fabrik weiter investiert und der Produktionsprozess verändert. Die Zuckerfabik war auch der größte Arbeitgeber in Nordbaden.

Aufgrund wirtschaftlicher Probleme schlossen sich 1920 alle Zuckerfabriken in Süddeutschland zu der „Intressengemeinschaft süddeutscher Zuckerfabriken” zusammen. Die einzelnen Gesellschaften dieser 12 Fabriken blieben aber rechtlich selbstständig. Erst 1926 entstand dann daraus „Süddeutsche Zucker - Aktiengesellschaft” mit Sitz in Mannheim.

Von 1967 bis 1971 wurde die Fabrik in Waghäusel ein weiteres mal modernisiert und die Kapazität der Anlagen erhöht. 1987 mussten dann aber die Kapazitäten reduziert werden.

1988 ist dann die „Süddeutsche Zucker AG”, nach einer Fusion mit weiteren Zuckerfabriken, in „Südzucker AG” umbenannt worden.

Am 7. Juli 1994 beschloss dann der Aufsichtsrat der „Südzucker AG” die Fabrik in Waghäusel mit dem Ende der Kampagne 1995 stillzulegen. Nach 158 Jahren Produktion wurde die Zuckerfabrik Waghäusel geschlossen.

1997 kaufte die Stadt Waghäusel das Areal mit allen Gebäuden, und damit auch das Schloss „Eremitage”, zu dem symbolischen Preis von 1 Deutsche Mark zurück.

Seit Ende Juni 2009 läuft der Abbruch des Fabrikationsgebäude, des Werkstattbereichs sowie der Straßenversiegelung. 2020 wurden die beiden Silos abgerissen. Aus einem Teil des Schrotts baute der Künstler Jens Grundschock die Skulptur „Das weiße Gold von Waghäusel“, die 2021 als Dauerleihgabe im Park der Eremitage aufgestellt wurde.

Trivia

Wappen der Gemeinde Waghäusel vor 1975

Von der Verselbständigung im Jahre 1930 bis zur Vereinigung mit Kirrlach, und Wiesental im Jahre 1975 trug die Gemeinde Waghäusel ein Wappen, das dem Firmenzeichen der Zuckerfabrik nachempfunden war.

Lage

Im Westen des Stadtteiles Waghäusel, an der L 555.

Dieser Ort im Stadtplan:

Literatur

  • Barbara Guttmann: „Stadt Waghäusel. Die Geschichte von Kirrlach, Wiesental und Waghäusel“. Verlag Braun, 1994. ISBN: 3-7650-8130-2
  • „Südzucker 1837-1987". 150 Jahre Süddeutsche Zucker-Aktiengesellschaft Mannheim von Manfred Pohl. 1987 Hase & Koehler Verlag, Mainz. (ISBN: 3-7758-1156-7)
  • Süddeutsche Zucker-Aktiengesellschaft Mannheim. 150 Jahre Werk Waghäusel 1837-1987 von Artur J. Hofmann. Krusedruck Philippsburg.

Weblinks