Union-Brauerei

Aus dem Stadtwiki Karlsruhe:

Logo

Die Union-Brauerei existierte bis nach dem Ersten Weltkrieg und befand sich in der heutigen Weststadt, dem ehemaligen Sommerstrich.

Geschichte

Die Union-Brauerei ging aus der Brauerei Eypper hervor, die zu den ältesten gehörte, die in Karlsruhe nachzuweisen sind. Der erste Träger dieses Namens, ein Küfermeister Jakob Eypper(t), kam 1790 aus Winterbach um sich in Klein-Karlsruhe an der Gottesackerstraße (heute Waldhornstraße) niederzulassen. Im April 1792 bat er um die Genehmigung Essig sieden und en gros verkaufen zu dürfen, da durch das Anwachsen der Zahl von Küfermeistern sein Verdienst geschmälert sei. Bald nachdem er die Erlaubnis hierfür erhalten hatte, stellte er den weiteren Antrag, die Einrichtung, die er zum Essigsieden zu machen gedenke, auch zur Bierbrauerei benutzen zu dürfen, was ihm ebenfalls genehmigt wurde. Wie es ihm gelang, in einer Anlage, in der gleichzeitig Essig hergestellt wurde, ein genießbares Bier zu erzeugen, lässt sich nicht mehr herausfinden. Jedenfalls bekam Klein-Karlsruhe damit seinen ersten Brauereigasthof, der 1804 ein neues Gebäude und den stolzen Namen „Zum Kurprinzen" erhielt (Bild bei H.-J. Im, Karlsruher Bürgerhäuser zur Zeit Friedrich Weinbrenners, Mainz 2004, Abb. 741-1). 1823 verkaufte Jakob Eypper sein Anwesen an der Waldhornstraße, um eine Wirtschaft in der Fasanenstraße (damals Querstraße) zu übernehmen, wo er bis zu seinem Tod 1831 sein Bier ausschenkte.

Einen wesentlich günstigeren Standort wählte sich der 1800 in Karlsruhe geborene Karl Eypper. Er erbaute 1826 das heute noch bestehende klassizistische Gebäude auf der nordwestlichen Ecke der Amalienstraße zur Hirschstraße um dort ebenfalls einen Brauereigasthof einzurichten, den er am 9. November 1827 eröffnete. Noch im gleichen Jahr heiratete er Friederike Hausmann, mit der zusammen er das Geschäft führte, das sich in den folgenden Jahren anscheinend günstig entwickelte. Ab den vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts aber gestaltete sich das Geschäft für die Karlsruher Bierbrauer immer schwieriger. Die Zahl der Betriebe stieg zwischen 1836 und 1846 von 15 auf 30, obwohl sich der Abnehmerkreis für das Bier in jenen Jahren kaum vergrößerte. Die ab 1846 hereinbrechende Wirtschaftskrise mit ihren gewaltigen Preissteigerungen beim Getreide bedeutete für die Bierbrauer im besonderen Maße eine Katastrophe. Auch die Jahre nach der Revolution 1848 waren für eine wirtschaftliche Erholung nicht günstig. Im dem Jahrzehnt zwischen 1846 und 1856 kam es unter den Karlsruher Bierbrauern zu 22 Konkursen und Betriebsaufgaben.

Um 1854 geriet auch die Brauerei Eypper in Schwierigkeiten, denen man zunächst durch die Verpfändung früher erworbener Immobilien zu begegnen versuchte. Dies blieb offenbar wirkungslos, denn 1855 wurde gegen die Eheleute Eypper „Gant", das heißt Konkurs erkannt. In dieser Situation starb Karl Eypper und ließ seine Frau Friederike mit sieben halbwüchsigen Kindern und einem bankrotten Geschäft zurück. Die Witwe besaß jedoch Tatkraft genug, um die Brauerei zu retten und leitete sie in den folgenden Jahren eigenständig. Als Nachfolger war der 1843 geborene Sohn Leopold Eypper vorgesehen, der nachdem er seine Ausbildung beendet hatte, 1866 die Brauerei von seiner Mutter übernehmen konnte.

Während es in den übrigen Karlsruher Brauereien jener Zeit anscheinend recht derb zuging, so dass es für Frauen geradezu als unschicklich galt, sie zu besuchen, stellte man sich hier auf gehobene Ansprüche ein. Neben der Schenkstube und einem Billiardsaal gab es einen Damensalon mit Springbrunnen, Marmortischen und Samtsofas. Draperien an Wänden und Fenstern sowie Gipsbüsten auf Postamenten sorgten für ein gut bürgerliches Ambiente. Auch begann in diesen Jahren das badische Brauwesen nach langer Stagnation wieder einen Aufschwung zu nehmen. Die Betriebe wurden modernisiert, Dampfmaschinen angeschafft, um Rührwerke, Pumpen, Reinigungsmaschinen und Elevatoren anzutreiben. Der Übergang zur „bayerischen Braumethode" bedingte vor allem neue Kelleranlagen, die an den damaligen Stadträndern erbaut wurden. Die Brauhäuser selbst lagen damals alle noch in der Innenstadt in den Hintergebäuden ihrer Schankwirtschaften, vielfach auf engen und schiefwinkligen Grundstücken. Leopold Eypper war der erste Bierbrauer in Karlsruhe, der den Beschluss fasste, seinen Betrieb ganz aus der Innenstadt hinaus in eine komplett neue Brauerei zu verlegen. Zu diesem Zweck kaufte er schon ab 1868 Land im sogenannten Sommerstrich, einem damals noch auf Mühlburger Gemarkung gelegenen Gelände zwischen der Kriegsstraße und der Sophienstraße. Am 13. Februar 1873 erhielt er die Genehmigung zum Betrieb seiner neu erbauten Anlage, bei der es sich um das erste große Industrialisierungsprojekt in Karlsruhe in dieser Branche handelte. Sie stellte 1874 bereits 16.312 Hektoliter Bier her und stand damit an dritter Stelle unter den damals noch 21 Karlsruher Brauereien. Das alte Brauhaus an der Hirschstraße wurde in der Folge an einen Gastwirt Karl Beh verkauft.

Die weitere Entwicklung des Unternehmens aber verlief negativ, gegen Ende des Jahres 1878 geriet Leopold Eypper in Konkurs. Es ist zu vermuten, dass die Eigenkapitaldecke zu gering war, um die in jenen Jahren grassierende „Gründerkrise" zu überstehen. Durch eine Zwangsversteigerung kam das gesamte Anwesen in den Besitz der Hauptgläubiger, der Malzfabrikanten Gieser und Odenheimer in Mannheim, die schon seit den fünfziger Jahren des 19. Jahrhunderts als Kreditgeber für Brauereibetriebe in Karlsruhe aktiv geworden waren und die es bald danach unter dem Namen Union-Brauerei weiterbetrieben. Leopold Eypper kehrte nach dieser Katastrophe zunächst in das alte Stammhaus an der Hirschstraße zurück, jetzt aber nur noch als Mieter des Gastwirts Beh. Hier starb am 12. März 1880 Friederike Eypper im Alter von 74 Jahren und ihre Hinterlassenschaft, nach einem mit Sicherheit äußerst arbeitsreichen Leben, bestand aus Fahrnissen im Wert von 206 Mark und 90 Pfennigen.

Die alten handwerklichen Braubetriebe hatten in der Regel auch ihr Malz in eigenen Darren in der Innenstadt hergestellt, die wegen ihrer Feuergefährlichkeit öfter die Behörden auf den Plan gerufen hatten. Nachdem aber der Bierausstoß von 1873 an stetig steil anstieg, mussten die meisten Brauereien dazu übergehen, wenigstens einen Teil des benötigten Malzes zu kaufen. Die Gründung von Malzfabriken versprach daher Gewinn und hierfür besaß Leopold Eypper die nötigen Kenntnisse. Mit Hilfe eines in Genf lebenden Verwandten wurde in der Stösserstraße (Mühlburg) für die Kinder Leopold Eyppers ein Grundstück erworben und eine Malzfabrik erbaut, die unter anderem die früheren Konkurrenten Printz, Hoepfner, Moninger und Kammerer mit Malz belieferte. Ein durchschlagender Erfolg war aber auch diesem Unternehmen nicht beschieden, denn als Leopold Eypper am 17. Dezember 1887 starb, mussten die Hinterbliebenen das Erbe ausschlagen. Die Witwe Luise musste wiederum für die sieben Kinder das Geschäft weiterführen, bis es 1896 der älteste Sohn Leopold übernehmen konnte. Da vertragsgemäß nach zehn Jahren die übrigen Geschwister auszuzahlen waren, wurde die Malzfabrik 1906 verkauft und die Familie Eypper verschwand aus Karlsruhe.

Die Union-Brauerei erreichte um 1903 einen Bierausstoß von 42.000 hl. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde das Unternehmen 1918 in die „Union-Brauerei AG“ umgewandelt, doch konnte sich die Brauerei von dem wirtschaftlichen Einbruch durch den Krieg nicht mehr erholen. Schon 1922 wurde die Union-Brauerei von der Moninger-Brauerei übernommen, um unmittelbar danach aufgelassen zu werden.

Von den Gebäuden der ehemaligen Union-Brauerei ist heute nichts mehr erhalten. Auf dem Gelände am heutigen Bettina-von-Arnim-Weg zwischen Sophienstraße und Kriegsstraße steht jetzt ein mehrstöckiger Wohnkomplex. Lediglich der Straßenverlauf der südlichen Scheffelstraße, der nicht wie die übrigen Parallelstraßen nach Südwesten, sondern nach Südosten abknickt, erinnert an das einstmalige bauliche Hindernis. Eine Abbildung der Union-Brauerei befindet sich bei B. Guttmann, Hopfen und Malz. Die Geschichte des Brauwesens in Karlsruhe. Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs, Bd. 19 (Karlsruhe 1998) S. 135.

Erhalten ist dagegen die ehemalige Brauerei Leopold Eypper in der Hirschstraße, Ecke Amalienstraße. Sie beherbergt heute das Lokal Brasil.

Standort

Lage der Brauerei um 1920
Letzte Adresse (1921):

Union-Brauerei AG
Karlsruhe,
Sofienstr. 101

Quellen

Akten im Generallandesarchiv und im Stadtarchiv Karlsruhe.

E. Schneider, Karlsruher Bürgeraufnahmen 1729–1800. Badische Familienkunde, Sonderheft zu Jahrg. 2 (1959). S. 55.

A. Voigt, Das Kleingewerbe in Karlsruhe. In: Untersuchungen über die Lage des Handwerks in Deutschland mit besonderer Rücksicht auf seine Konkurrenzfähigkeit gegenüber der Großindustrie, Band 3, Süddeutschland. Schriften des Vereins für Socialpolitik 64 (Leipzig 1895) S. 36–47.

M. Frey, Wirtschaftshemmnisse und Reformblockaden im 19. Jahrhundert am Beispiel des badischen Brauereiunternehmers Peter Müller. Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 152 (2004) S. 339–370.