Gustav Wilhelm Raupp (Junior)

Aus dem Stadtwiki Karlsruhe:

Gustav Wilhelm Raupp mit Ehefrau Emma Raupp geb. Mayer anlässlich der Goldenen Hochzeit am 23. März 1985
Gustav Wilhelm Raupp Jun. 1932 mit 3jährigen Oldenburger aus eigener Zucht

Gustav Wilhelm Raupp (* 4. Februar 1905 in Staffort, † 19. Dezember 1985 ebenda), auch als Gustav Raupp Junior bekannt, war Landwirt und Kirchengemeinderat in Staffort.

Leben und Wirken

Gustav Raupp wurde als Sohn des Landwirts Gustav Wilhelm Raupp senior (1877–1959) und Emma, geb. Gamer, geboren.

Die Schulzeit absolvierte er in Staffort; wie damals üblich musste er früh in der Landwirtschaft mithelfen. Beim Beginn des Ersten Weltkrieges war er 9 Jahre alt und musste, wie seine Freunde gleichen Alters große Entbehrungen auf sich nehmen. Von der Mutter zur Bescheidenheit und äußersten Sparsamkeit erzogen wuchs er gemeinsam mit seiner 4 Jahre jüngeren Schwester Emma auf.

Die Lage der Landwirtschaft war nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg sehr angespannt. Viele Familien waren dem Aufruf der deutschen Regierung gefolgt und hatten „Kriegsanleihen“ gezeichnet, die jetzt verloren waren. Auf Grund des Versailler Vertrages wurden die Steuern so stark erhöht, dass sie für ehrliche Bauern kaum aufzubringen waren. Die Altersvorsorge war Privatsache – Ersparnisse die durch „Konsumverzicht“ erzielt – also vom Mund gespart wurden – wurden in der Inflation der 1920er Jahre wertlos. Sohn eines mittelbäuerlichen Betriebes zu sein bedeutete damals harte körperliche Arbeit 13 bis 17 Stunden werktäglich und 3 bis 4 Stunden am Sonntag – also kaum Freizeit. Sein einziges Hobby war die Mitgliedschaft im Gesangverein Germania Staffort.

Seine landwirtschaftliche Ausbildung erhielt er in der Landwirtschaftsschule Graben, die damals von Otto Hauck geleitet wurde. Nach seiner Hochzeit mit Emma, geborener Mayer aus Staffort, im Jahr 1935 übernahmen beide vermehrt Verantwortung in der Landwirtschaft.

Das Ziel der NSDAP-Kreisleitung Karlsruhe, wonach die Stafforter Gemarkung künftig von nur 3 Bauern bearbeitet und alle anderen Landwirte des Dorfes in Osteuropa als „Wehrbauern“ eingesetzt werden sollten, bekämpfte er nachhaltig. Er wurde zum Kriegsdienst eingezogen und war sowohl an der West- als auch Ostfront eingesetzt. Als er 1947 aus russischer Kriegsgefangenschaft zurückkehrte, hatte seine Frau Emma bereits mit dem Wiederaufbau der zerstörten Landwirtschaftsgebäude begonnen.

Er verfehlte die Wahl in den Stafforter Gemeinderat nur knapp, wurde dann aber mit Höchststimmenanteil in den Kirchengemeinderat gewählt, dessen Vorsitz er von Karl Wilhelm Heidt übernahm und 24 Jahre inne hatte. Dank seiner persönlichen Bürgschaft wurde die Finanzierung zum Bau eines neuen Kindergartens gesichert und der Neubau 1960 bezogen.

Der Gesangverein Germania Staffort ernannte ihn 1980 zu seinem Ehrenmitglied.

Literatur

  • Konrad Dussel: Staffort 1110 bis 2010: Streifzüge durch 900 Jahre Geschichte, Verlag Regionalkultur Heidelberg, Ubstadt-Weiher, Basel 2010 ISBN: 978-3-89735-622-1
  • Wilhelm Otto Hauck: Staffort – Schloß und Dorf an der steten Furt (Ortschronik). Gemeinde Stutensee 1993
  • Manfred G. Raupp: Was der Großvater schon wusste – Gedanken zur Entwicklung der Landwirtschaft in Staffort; verfasst zum Andenken an Gustav W. Raupp (1905–1985). Eigenverlag, Lörrach und Stutensee-Staffort 2005; Ortsfamilienbuch Staffort, Herausgeber Stadt Stutensee, Verlag Gesowip Basel 2010, ISBN: 978-3-906129-64-8.