Ernst Schorb

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Ernst Schorb (* 1894 in Forchheim, heute zu Rheinstetten; † 8. April 1945 in Lübeck) war Friseur und eines der homosexuellen Opfer des Nationalsozialismus.

Biographie

Ernst Schorb wurde 1894 in Forchheim als Sohn eines Bäckermeisters geboren.

Er besuchte die Volksschule und erlernte dann in den nächsten drei Jahren den Beruf des Friseurs. Zwei Jahre später muss er in den Krieg, aus dem er im November 1918 als Unteroffizier zurückkehrt.

1919 machte er sich selbständig und eröffnete einen Friseurladen in Karlsruhe, den er auch über die Inflationszeit der "Weimarer Republik" hinaus fortführen konnte.

Er heiratete und wurde 1924 Vater eines Sohnes. Doch Ende der 20er Jahre begann das, was er sich aufgebaut hatte, in die Brüche zu gehen.

34jährig fand er einen Freund, mit dem er von 1928 bis 1930 eine Beziehung einging. Was das für den Bestand seiner Ehe bedeutete, ist nicht bekannt.

Aber eine weitere Krise kam hinzu: die beginnende Not und Massenarbeitslosigkeit, ausgelöst durch die Weltwirtschaftskrise. Ernst Schorb konnte sein Friseurgeschäft und damit die existentielle Grundlage für seine Familie nicht mehr halten.

Er musste sich nach einer neuen Erwerbsmöglichkeit umsehen. Als Arbeiter fand er fortan bis in die 40er Jahre Beschäftigung, zuletzt war er Lagerarbeiter in einer Karlsruher Papiergroßhandlung.

Er lebte in den 40er Jahren allein, sein Sohn war 19jährig in den Krieg befohlen worden, zur Front gekommen und 1943 in kanadische Gefangenschaft geraten. Seine Frau war bereits 1938 gestorben.

Im August 1943 wurde auch Ernst Schorb eingezogen, er kam als Unteroffizier zu einer Fliegerkompanie. Ein Jahr darauf stand er vor dem Kriegsgericht.

Während des Heimaturlaubs in Karlsruhe hatte er im Mai 1944 einen Gefreiten kennen gelernt und ihn für eine Nacht mit nach Haus genommen. Vorgeworfen wird ihm außerdem, mit einen Unteroffizier seiner Einheit verbotene Beziehungen unterhalten zu haben. Dafür verurteilt ihn das Kriegsgericht zu drei Jahren Gefängnis. Strafverschärfend wurde gewertet, dass er bereits 1936 bei der Polizei in Karlsruhe als Homosexueller aufgefallen und ein Strafverfahren eingeleitet worden sei. Deshalb galt er nicht als „gestrauchelt“, wie es im Jargon der Kriegsrichter hieß, sondern als „Hangtäter“. Eine verhängnisvolle Klassifikation: Denn jemand, der so eingestuft wurde, hatte ab März 1943 keine Chance mehr, wieder in die Wehrmacht aufgenommen zu werden. Es bedeutete den Ausschluss aus der kämpfenden Volksgemeinschaft.

Ernst Schorb wurde zur Vollstreckung der Strafe der zivilen Gerichtsbarkeit übergeben. Er kommt zunächst ins Wehrmachtsgefängnis nach Berlin und wird von dort im Oktober 1944 ins Gefängnis nach Lübeck transportiert. Auch im Strafvollzug der Justiz herrschen mittlerweile Zustände, die durch schwere und gefährliche Zwangsarbeit sowie durch eine völlig unzureichende Ernährung gekennzeichnet sind.

Sechs Monate vermag Ernst Schorb – er ist jetzt 50 Jahre alt – dort noch durchzustehen. Am 8. April 1945 starb er an den Folgen der Haftbedingungen und Schwerstarbeit. Die Todesursache lautet auch offiziell „Verletzung und Entkräftung“. Vier Wochen später, am 2. Mai, wurde Lübeck von der britischen Armee befreit. [1]

Ehrung

Quellen

Andreas Pretzel hat Quellen des Stadtarchivs Karlsruhe ausgewertet.

Fußnoten

  1. aus Vortragsmanuskript „Verschwiegene Verfolgte“ des Historikers Andreas Pretzel vom Magnus-Hischfeld-Zentrum Berlin, Karlsruhe, 18. März 2008, von Andreas Pretzel über Schrill im April zur Verfügung gestellt am 26. März 2008