Burghof (Durlach)

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Die in diesem Artikel beschriebene Gaststätte, Örtlichkeit, das Unternehmen oder die Einrichtung besteht nicht mehr in der beschriebenen Form.
Dieser Beitrag beschreibt die Geschichte.
Burghof mit Biergarten
Luftbild des „Burghofs“ am Fuße des Bergfrieds
Gedenktafel am ehemaligen Rundturm der Rastätter Festung
Zeitgenössische Zeichnung aus dem „Führer durch Durlach“ (1888)

Der Burghof war zusammen mit der Friedrichshöhe eine der beiden Traditionsgaststätten auf dem Turmberg die während des Baus der Turmbergbahn gebaut wurde. Sie befand sich an der Stelle des heutigen Restaurant Anders direkt am Fuße des Turmes.

Geschichte

Bereits 1876 erhielt der Lammwirt Friedrich Beuttenmüller die Genehmigung zur Aufstellung einer einfachen Bretterbude am Fuß des Bergfrieds zur Bewirtung der über den Treppenweg „Hexenstäffele“ aufsteigenden Ausflügler. Wenig später erhielt auch ein Herr Schlagintweit dieselbe Erlaubnis, woraus sich die Friedrichshöhe entwickelte. Im Laufe der Jahre stieg die Zahl der Ausflügler und die Anwesen wurden dementsprechend erweitert.

Während des Baus der Turmbergbahn erwarb der Kaufmann Emil Lichtenauer das Anwesen Beuttenmüllers und ließ es durch den Karlsruher Architekten Gustav Ziegler (1847–1908) umgestalten. Hierzu wurden auf den alten Fundamenten eine Ringmauer aufgebaut und nach dem Geschmack der Zeit mit Zinnen und Erkern versehen. Im Inneren des Hofes errichtete er eine zweigeschossige Wirtschaft mit Tanzsaal. Als besonderer Blickfang wurden aus den in Schleifung befindlich Außenwerken der Rastätter Festung ein Turm abgebaut und am südlichen Teil der Ringmauer wieder aufgebaut und mit einer Gedenktafel versehen. (Anmerkung: 2010 ist der Turm so bewachsen, dass die Tafel nicht sichtbar und auch die Form des Turmes nur erahnbar ist.) Lichtenauer verpachtete die Wirtschaft an den aus dem Südschwarzwald stammenden Urban Schurhammer.

Im Ersten Weltkrieg diente der Burghof als Militärquartier, 1920 erwarb die Stadt Durlach sowohl den Burghof als auch die Friedrichshöhe. 1923 und 1924 diente der Burghof als Sommerlager für erholungsbedürftige Kinder, 1927 als Jugendherberge und erhielt während des Zweiten Weltkriegs mehrere Treffer. Schon am Himmelfahrtstag 1946 wurde die durch Alfred Münzer mit Hilfe der Stadt Durlach Instand gesetzte Wirtschaft wieder eröffnet. 1969 lief der Pachtvertrag mit dem Wirt Münzer aus, der die Wirtschaft aber erst nach einer Klage im darauf folgenden Jahr räumte.

Im Herbst 1971 brannte der Burghof ab. 1972 wurde der alte Burghof abgerissen und von der Brauerei Moninger durch einen Neubau ersetzt, der am 1. Juli 1973 eröffnet wurde. 1994 übernahm die Familie Klenert den Burghof und eröffnete nach Umbauarbeiten das Restaurant Klenerts.

Zeitgenössische Beschreibung

In dem 1888 erschienenen "Führer durch Durlach und Umgebung mit Adressbuch von Durlach" aus dem Verlag H. Walz, Durlach, lautet der Eintrag zum Burghof:

„O wie schön, wie luftig und duftig ist’s da oben!“ So hört man zu hundertmalen die entzückten Besucher und holden Besucherinnen des Turmbergs ausrufen. „Hier laßt uns Hütten bauen!“ Das sind sie ja, Du lustiger und durstiger Wandersmann, Du schöne Verehrerin des duftenden Mokka! Hoch oben ladet der Burghof, einige Schritte weiter unten die Friedrichhöhe zur Rast und Erquickung ein. Ein herrlicher Fortschritt! Früher war das anders. Wie uns die Geschichte Durlachs erzählt, wurde von 1770 an der baufällig gewordene Turm nicht mehr von ständigen Wächtern bewohnt und ein volles Jahrhundert hindurch war daher die nächste Umgebung des Turmes eine Wüstenei von Mauertrümmern, Schutt und Gestrüpp. Endlich im Jahre 1876 wurde dem verstorbenen Lammwirt Friedr. Beuttenmüller die Erlaubnis gegeben, in einer leichten Bretterhütte eine Sommerwirtschaft zu errichten, was später auch dem Herrn Schlaginweit gestattet wurde. Von Jahr zu Jahr hob sich nun der Verkehr derart, daß beide Restaurateure ihre Lokale erweitern und wohnlicher einrichten mußten. Da kamen nun die Jahre 1887 und 1888 und mit ihnen der kühne und bewunderungswürdige Bau der bereits besprochenen Drahtseilbahn. Von da ab gestaltete sich der Verkehr auf dem Turmberg immer lebhafter; an sonnigen Tagen strömen ganze Scharen aus der nahen Residenz der erfrischend, staubfreien Höhe zu, um sich das seltene Vergnügen einer Bergpartie zu verschaffen. Naturgemäß mußten sich die Erfrischungslokale neuerdings erweitern. So entstand um auf der Spitze des Berges anzufangen der Burghof. Ein unternehmender Mann, Herr Kaufmann Lichtenauer in Durlach erwarb das Beuttenmüller’sche Anwesen zu Eigentum, derselbe ließ nun Pläne von dem rühmlichst bekannten Architekten Gustav Ziegler in Karlsruhe anfertigen. Zunächst wurden die alten Ringmauern der Burg zum Teil unter Benützung des alten römischen (?), 2 Meter breiten Fundamentes, wieder aufgebaut, und um den alten Burgcharakter zu wahren, mit Zinnen und Schießscharten versehen. Ein ganzer Festungsturm wurde von dem in Schleifung begriffenen Außenwerke der Festung Rastatt (aus Lünette 45) erworben, auf den Turmberg übertragen und da mit seiner hübschen Mauerkrone an der Südecke der Ringmauer aufgebaut, allwo er nun seinen friedlicheren, die herrliche Aussicht spendenden Beruf erfüllt. Auf die westliche Ringmauerecke wurde ein altdeutsches Erkertürmchen mit Butzenscheiben gestellt, das ein liebliches, windstilles Plätzchen für einen heiteren Familien- oder Freundeskreis bildet.
Der Eingang zum Burghof ist von 2 mächtigen Mauersäulen umrahmt, über welche ein Thordach sich spannt, das mit uralten Hohlziegeln aus Grötzingen gedeckt ist. Davor steckt eine riesige Tournierlanze im Boden, auf dessen Fähnchen der Wirtsschild „Zum Burghof“ angebracht ist, den Wandrer zum kühlen Trunk einladend und gleichsam zurufend:
„Halt‘ dich fest und grad wie ich
Wenn auch beim Abstieg dich
Ein kleines Fähnlein umwehen sollt‘
Und mit dir feindlich spielen wollt‘“
Im Burghof längs der Ringmauer zieht sich das Gerüst eines Laubenganges dahin, der, einmal mit Grün bewachsen, reichen Schatten spenden wird. Das Restaurationsgebäude selbst ist ein zweistöckiger Bau mit Wirtschaftslokalen und sowie der geräumige Saal, welcher Familien und Vereinen treffliche Gelegenheit zur guten Unterhaltung bietet. Es läßt sich daher hier trefflich leben. Das Dach des Hauses ziert ein schlankes Türmchen, das dem Beschauer freundlich zuwinkt. So bildet der neue Burghof in seinem Gesamtbilde wieder eine gelungene Ergänzung des dahinterstehenden Turmes und vom Thale aus gehen eine Zierde der ganzen Umgebung.
Erwähnt sei noch, daß beim Graben des Kellers die Spuren zweier parallellaufenden dicken Mauern und eines unterirdischen Ganges vom Turme her gegen die äußere Ringmauer entdeckt wurde. Desgleichen wurde auch eine römische Lanzenspitze, an der sich noch ein Teil des Holzschaftes befindet, ausgegraben.

Lage

Dieser Ort im Stadtplan:

Literatur

  • Klaus E.R. Lindemann, Horst E. Rechenberger: „100 Jahre Turmbergbahn 1888-1988”, erschienen 1988 im Info Verlag

Weblinks