Albin Neininger
Albin Neininger (* 16. August 1892 in Tannheim bei Villingen-Schwenningen; † 7. August 1948 in Bad Mergentheim) war Musikpädagoge, Chorleiter und Komponist.[1]
Leben und Wirken
Aufgewachsen ist Albin Neininger in Tannheim und erhielt seine Ausbildung im Lehrerseminar Meersburg am Bodensee und der Musikhochschule Karlsruhe. Er wurde Lehrer und insbesondere Musiklehrer an der Realschule dem späteren Markgräfler Gymnasiums Müllheim (Baden). Er vertonte Texte u.a. von Johann Peter Hebel und leitete verschiedene Chöre der Region.[2] Für die Konzerte in Müllheim engagierte er auch Solisten aus Basel und Freiburg u.a. Anna Hegner und Martha Raab.
Rolf Schuhbauer schreibt: „Erstaunlich ist die Tatsache, daß Neininger keine Scheu hatte, Werke moderner – für ihn sogar zeitgenössischer – Komponisten zur Aufführung zu bringen, wie Max Reger (geb. 1873), Paul Hindemith (geb. 1895) und Bela Bartok (geb. 1881). Wir finden aber auch die über Fachkreise hinaus kaum bekannten Namen wie den Regerschüler Joseph Haas (geb. 1879), Bernhard Sekles, den Lehrer Hindemiths (geb. 1872), Ernst Toch (geb. 1887), der 1933 vor den Nazis nach USA fliehen musste, Hermann Reuter (geb. 1900) und natürlich immer wieder auch seinen eigenen Namen“.[3] Warum nur wenige Werke von Neininger erhalten blieben, konnte bisher nicht geklärt werden. Sicher aber scheint, dass einer der Gründe für seine spätere Versetzung nach Karlsruhe die Nähe zu Komponisten war, deren Werke als Entartete Musik galt.
1937 fusionierten auf sein Betreiben der Arbeiterfortbildungsverein und der Gesangverein Müllheim und nannten sich fortan Sängervereinigung Müllheim. Entsprechend der Vereinschronik war „Dirigent Neininger ein engagierter Vollblutmusiker, ein gläubiger Christ und überzeugter Demokrat und ein unbeugsamer, unbequemer Mann, der die Ziele der Nationalsozialisten ablehnte“. Er hatte sich entgegen der Anweisung der Partei für die Kirchenchöre und auch für jüdische Kinder eingesetzt. Er dirigierte im Juli 1938 sein Abschiedskonzert, da er seiner erzwungenen Versetzung nach Karlsruhe folgen musste.[4][5][6][7]
Nach Jahren des Schuldienstes in Karlsruhe wurde er nach Straßburg versetzt und geriet bei der Rückeroberung Frankreichs mit der gesamten Familie in die französische Zivilinternierung (1944-1945). Im Jahr 1946 konnte die Familie nach Deutschland zurückkehren. Er verstarb 1948 in Bad Mergentheim und wurde in Müllheim beerdigt.
Zu seinem 100. Geburtstag fand 1992 in Müllheim mit Beteiligung mehrerer Chöre eine Gedenkveranstaltung statt, auch ein Platz am Reggenhag wurde nach ihm benannt.[8]
Neben seinem Sohn Wolfgang Neininger waren der Gründer des Freiburger Bachchors Theodor Egel (1915–1997) sowie der Freiburger Musikwissenschaftler Wolfgang Fernow seine Schüler in Müllheim.
Literatur
- Festschrift 150 Jahre Markgräfler Gymnasium Müllheim; darin Erinnerung an Albin Neininger
- Chronik des Markgräfler Gymnasiums Müllheim 1991-1993; darin Rolf Schuhbauer: Albin Neininger zum Hundertsten Geburtstag Seiten 44-49.
Weblinks
- Information der Vereine Müllheim und Albin Neininger
- Männergesangverein Zunsingen und Albin Neininger
- Dokumentation der Sängervereins Müllheim
- Musikkapelle Tannheim
- Deutsches Volkslied: Z‘ Müllen an der Post Allemanisches Volkslied bearbeitet von Albin Neiniger Text und Satz 4 Stimmig in G
- Oberbadisches Volksblatt: Jahresfeier Istein-Huttingen 2008; Albin Neininger Z‘ Müllen an der Post
Fußnoten
- ↑ Albin Neininger unvergessen in Müllheim
- ↑ Albin Neininger vertonte Texte von Johann Peter Hebel
- ↑ Rolf Schuhbauer: Chronik des Markgräfler Gymnasiums Müllheim 1991-1993 Seite 47f
- ↑ Badische Zeitung: Galakonzert zum 180. Jubiläum der Sängervereinigung Müllheim mit Würdigung von Albin Neininger
- ↑ Albin Neininger im Bericht der Muettersproch Gsellschaft 2012
- ↑ Albin Neininger beim Badischen Chorverband 2015 pdf
- ↑ Rolf Schuhbauer zu Albin Neininger in Chronik des Markgräfler Gymnasiums 1991-93 Seiten 44-49; Darstellung der Leistungen des Lehrers Neininger und dessen Auseinandersetzung mit dem Kultusministerium in Baden, welche schließlich 1938 zur Strafversetzung führten
- ↑ Müllheimer Reggenhag und Pfaffenstück