Spiegelfechter

Aus dem Stadtwiki Karlsruhe:

Die Spiegelfechter

Die Spiegelfechter machen politisches und gesellschaftskritisches Ensemblekabarett im Kabarett in der Orgelfabrik.

Das Ensemble

In Zeiten von 5-minütigen Fernsehauftritten, Knallerzwang, spontanem, schnellebigem Witz und großen Namen schnell vergessener Stand-Up Comediens, stellen die Spiegelfechter eine Rarität dar. Sie sind nicht nur eines der wenigen politischen Kabarett-Ensembles, sondern eines jener allerwenigsten, die eine eigene Spielstätte leiten und bespielen und jährlich ein bis zwei eigenproduzierte Vollprogramme auf die Bühne bringen.

Dabei halten sie einen hohen Qualitätsstandard sowohl auf textlicher als auch auf musikalischer und darstellerischer Ebene und haben dabei trotz bewusstem Festhalten an der alten Tradition des Nummernkabaretts einen eigenen Stil ausgeprägt, der sie vom Staub des alten Kabaretts befreit und sie modern und unverwechselbar macht. Der Name Spiegelfechter steht für gutes politisch-literarisches Kabarett.

„Wie gut, dass es die Spiegelfechter gibt.“ (BNN 2003)
„Gut getextete und mitreißende Songs sind ihr Markenzeichen.“ (BNN 2004)
„Das Beste an den Spiegelfechtern sind die Darsteller.“ (BNN 2005)
"In altbewährter und bekannter Manier ist nichts sicher vor dem scharfen Kombinations- und Analysevergnügen der Spiegelfechter." (BNN 2006)
"Böse, böse, diese Spiegelfechter, gut beobachtet, scharfzüngig präsentiert." (BNN 2007)
"Giftig wie ein Kugelfisch. Falls die Spiegelfechter nicht wegen freier Meinungsäußerung verhaftet werden, dürfte "Sushi rot-weiß" in den nächsten Monaten noch für viele Lacher sorgen." (BNN 2007)
"Von purer Albernheit und Klamauk keine Spur, hier wird hochprofessionelles, intelligentes und bitterböses Kabarett in Feinarbeit geboten und mit zackiger Präzision geliefert - kein Wunder, dass die Produktion immer wieder vor vollem Haus stattfindet." (BNN 2009)
"All jenen Menschen, denen das Schenkelklopferkabarett ein Graus ist, sei das neue Spiegelfechter-Programm wärmstens empfohlen. Sie finden in Karlsruhe nichts Vergleichbares." (BNN 2010)"

Geschichte

In jede vernünftige Stadt gehört ein vernünftiges Kabarett. Jede Stadt, die einer solchen Einrichtung entbehrt, hat eine große kulturelle Lücke zu beklagen. In Karlsruhe ist diese Lücke seit 1989 gefüllt, und nicht bloß – wie es gewöhnlich der Fall ist – mit einer neuen Lücke, sondern mit Inhalt.

Die Spiegelfechter sind die Ausgeburt einer nächtlichen Stunde im Sommer anno 1989. Ihre erste Spielstätte fanden sie im Studio 84 des alten Insel-Theaters in der Wilhelmstraße Konradin-Kreutzer-Haus. Mit dem Umzug der Insel in den Neunziger Jahren, wechselten auch die Spiegelfechter ihre Räumlichkeit und zogen ins Studio 84 des nun neuen Insel-Theaters in der Karlstraße.

Mit der Übernahme der Insel durch das Badische Staatstheater im Jahr 1999 verloren die Spiegelfechter ihr Obdach. Sie hatten sich aber schon so gut in die Karlsruher Kulturlandschaft integriert, dass kurzerhand eine eigene Spiel- und Kleinkunststätte gegründet wurde, das Kabarett in der Orgelfabrik in der alten Durlacher Orgelfabrik, das schon im Herbst 2000 eröffnet werden konnte.

Spielstätte/Adresse

Theaterraum

Kabarett in der Orgelfabrik

Die Spiegelfechter e.V.
Amthausstraße 17-19
76227 Karlsruhe
Telefon: (07 21) 4 76 27 16 (Karten)
Telefon: (07 21) 4 76 27 18 (Büro)
Telefax: (07 21) 1 51 36 23 14
E-Mail: info(at)spiegelfechter.de

Gastspielbetrieb

Neben der künstlerischen Arbeit als Kabarettisten pflegen die Spiegelfechter als Hausherren ihrer Kleinkunstbühne auch einen Gastspielbetrieb.

Von Oktober bis Juni bieten sie ein qualitativ hochwertiges, abwechslungsreiches Gastspielprogramm an mit Gästen aus der nationalen und internationalen Musik- und Kleinkunstszene. Kabarett und Chansons, Jazz- und Weltmusikkonzerte, Lesungen und sogar Varieté-Aufführungen, den Besuchern wird ein reichhaltiges Angebot aus verschiedenen Genres der Kleinkunst angeboten, doch der Fokus liegt speziell auf einem guten und ausgewogenen Kabarett-Angebot.

Neben berühmten und aus Film, Funk und Fernsehen bekannten Kabarett-Größen, bietet das Kabarett in der Orgelfabrik auch eine ideale Plattform für engagierte Nachwuchsgrößen im Kleinkunstbereich.


Kabarett im Bundesverfassungsgericht

"Kabarett im BVG": Aufbau im Gerichtssaal
"Kabarett im BVG": Aufbau der Abendvorstellung
Begleitausstellung über 100 Jahre Rechts- und Unrechtsgeschichte im politischen Kabarett

Im Rahmen der Bewerbung Karlsruhes zur europäischen Kulturhauptstadt beriefen die Spiegelfechter am 26. Februar 2005 im Bundesverfassungsgericht einen kabarettistischen Gerichtshof ein.

Er war das oberste kabarettistische Gericht der Bundesrepublik Deutschland im Bereich der ordentlichen Gedichtsbarkeit, d.h. der Zuviel- und Bedarfsgesetzhege, die in den unteren Instanzen von den für die Länder zuständigen ordentlichen Kabarettisten ausgeübt wird. Im prozessuellen Sinne zur Anklage kamen die Rechte, Pflichten und Tagesgeschäfte der Bundesrepublik Deutschland sowie ihrer Staatsbürger jeglicher Couleur. Kabarettistische Ankläger, Verteidiger und Staatsanwälte gaben sich im Wechsel ihrer Plädoyers das Wesen des Grundgesetzes in Hand und Mund. Der anzuklagende Tatbestand war hierbei frei wählbar. Einberufen wurde der KAGH durch den Spruchkörper der Kabarettkammer der Spiegelfechter unter einer ordentlichen Prozesskostenbeihilfe der Stadt Karlsruhe.

Ankläger der ersten Sitzung um 12.00 Uhr waren:

Seibel & Wohlenberg, Claus von Wagner, Matthias Tretter, Philipp Weber, Gerd Weismann, Heinrich Pachl und die Spiegelfechter.

Ankläger der zweiten Sitzung um 20.10 Uhr waren:

Lisa Politt & Gunter Schmitt, Thomas Gsella, Helga Siebert und die Spiegelfechter.

Karten für die jeweiligen Vorstellungen konnten 14 Tage vor der Veranstaltung gegen Vorlage des Personalausweises im Rathaus vorbestellt werden.

Diese außerordentliche Veranstaltung fand Eingang in die nationalen und internationalen Medien und wurde nicht zuletzt von Ulrich Wickert und der juristischen Fakultät London diskutiert.

Zusätzlich zur Einberufung eines kabarettistischen Gerichts wurde eine Ausstellung über 100 Jahre Rechts- und Unrechtsgeschichte im deutschen politischen Kabarett konzipiert. Die Themen reichten von Zensurfällen und Majestätsbeleidigung im Kaiserreich über Künstlerverfolgung im Dritten Reich und Kabarett im KZ bis hin zu heutigen Auftritts- und Fernsehverboten.

Weblinks