Rätze

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Rätze, Retze oder Röste bezeichnet man einen der Arbeitsgänge zum Gewinnen von Pflanzenfasern beim Nutzhanf, Flachs und anderen Bastfaserpflanzen durch den Faseraufschluss. Das Rätzen erfolgte früher in tiefen wasserhaltigen Löchern, um die Fasern von den Pektinen zu lösen. Wegen des faulen Gestankes des Rätzewassers waren die Anlagen in der Regel außerhalb der Dörfer platziert. Heute werden zum Lösen der Fasern vom Pflanzenklebstoff in Fabriken thermisch-chemische Verfahren eingesetzt.

Rätzeanlagen gab es auch in Staffort, wo das Grundwasser auf der Gemarkung besonders hoch anstand. Dies war wohl in den Gewannen Bruch und Vorderreut/Nachtweide der Fall. Diese früheren Rätze-Gruben sind heute nur noch in historischen Dokumenten nachweisbar. Offensichtlich hatten die Stafforter besonderes Geschick bei dieser Rätze, weshalb auch Bauern aus Nachbargemeinden ihre Pflanzen in Staffort rätzen ließen.

Daraus hat sich wohl der Nickname Stafforter Rätzewasser entwickelt. Dieser Neckname wurde später durch die in Staffort verbreitete Holzschuhproduktion den aktuellen Übernamen Stafforter Holzschuh abgelöst.[1]

Fußnoten

  1. Erzählungen des Landwirts Gustav Raupp III und Hanna Heidt: Erinnerungen an die Vergangenheit, Seite 159 ff