Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg

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Das Landwirtschaftliche Technologiezentrum Augustenberg (LTZ) ist eine Landesanstalt des Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg. Seine etwa 350 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter befassen sich mit Fragen des Pflanzenbaus, der Pflanzengesundheit und der Produktqualität. Seit 2023 steht das LTZ Augustenberg unter der Leitung von Dr. Jörn Breuer.[1]

Direktion und Laborgebäude
Verwaltungsgebäude

Arbeitsfelder

Zu Arbeitsfeldern des LTZ Augustenberg gehören der Acker- und Pflanzenbau, der ökologische Landbau und der Obstbau. Wichtige Themen sind Biodiversität, Wasserschutz und landwirtschaftlicher Bodenschutz, Klimaschutz und Digitalisierung und Fernerkundung in der Landwirtschaft. In seinen Laboren untersucht das LTZ Augustenberg Saatgut, Pflanzen, Futtermittel, Bodenproben und Düngemittel. Das LTZ Augustenberg ist zentrale Saatgutanerkennungsstelle des Landes Baden-Württemberg.

Außerdem führt das LTZ Augustenberg auf Versuchsfeldern in ganz Baden-Württemberg Landessortenversuche durch. Dabei werden in verschiedenen Naturräumen des Landes unterschiedliche Sorten z. B. von Getreide, Mais oder Kartoffeln auf ihre Anbaueignung getestet. An seinem Obstbau Lehr- und Versuchsbetrieb in Karlsruhe werden außerdem etwa 170 verschiedene Apfelsorten, rund 150 Kirschensorten, über 100 Zwetschgensorten und andere Obstarten getestet. Seit 2020 wurde ein Drittel der 15 ha Obstbaufläche auf dem Augustenberg schrittweise auf den ökologischen Landbau umgestellt. Die angebauten Obstarten werden im Obsthof Augustenberg verkauft.

Standorte

Das LTZ Augustenberg hat seinen Hauptsitz auf dem Augustenberg zwischen Durlach und Grötzingen. Außerdem hat es folgende Außenstellen:

  • Außenstelle Forchheim, 76287 Rheinstetten-Forchheim
  • Außenstelle Donaueschingen, 78166 Donaueschingen
  • Außenstelle Emmendingen-Hochburg am Kompetenzzentrum Ökologischer Landbau Baden-Württemberg (KÖLBW), 79312 Emmendingen
  • Hopfenversuchsstation Tettnang, 88069 Tettnang
  • Versuchsgut Stifterhof, 76684 Östringen

Geschichte

1855 beschlossen der Badische Landwirtschaftliche Verein und die großherzogliche Verwaltung, eine landwirtschaftliche Untersuchungs- und Versuchsstation zu gründen. Die Verhandlungen dauerten, bis endlich 1859 mit Julius Neßler ein Vertrag geschlossen wurde, der ein privates chemisches Labor und eine landwirtschaftliche Versuchsstation einrichtete. Er führte chemische Untersuchungen von Böden, Düngemitteln und landwirtschaftlichen Produkten durch, hielt aber auch Vorträge bei landwirtschaftlichen Veranstaltungen. Der Vertrag mit Julius Neßler gilt als die Geburtsstunde des heutigen Landwirtschaftlichen Technologiezentrums Augustenberg (LTZ).

Im Jahr 1872 wurde durch den Landwirtschaftlichen Verein im Großherzogtum Baden die Samenprüfungsanstalt Augustenberg gegründet. Dies war erst die dritte Anstalt dieser Art weltweit und hatte zum Ziel, die Landwirtschaft bei der Wahl des Saatguts zu unterstützen und Landwirte vor dem Kauf von minderwertigem Saatgut zu schützen.[2]

Bereits im Jahr 1851 war die Großherzogliche badische landwirtschaftliche Gartenbauschule in Karlsruhe gegründet worden, deren erster Vorstand August von Babo war. Erweitert um die landwirtschaftliche Winterschule (1864) und die Obstbauschule (1873) wurde diese Schule 1894 auf den Augustenberg verlegt, mit dem dortigen Gutsbetrieb (82 ha) verschmolzen, zur Fachschule mit Internat ausgebaut und als regionales Landwirtschaftsamt eingerichtet.

1901 fusionierten die chemische und die botanische Versuchsanstalt zur Staatlichen Landwirtschaftlichen Versuchsanstalt. Zugleich wurde der „Kavaliersbau“ auf dem Augustenberg bezogen, ein Nebengebäude des Schloss Augustenburg, und das Forschungsgebiet „Rebveredelung” aufgenommen. Doch bereits 1907 wurde der Kavaliersbau zu klein und ein neues Gebäude, der sogenannte Sandsteinbau, wurde bezogen.

1927 wurde die Tabakforschung, die zuvor auf dem Augustenberg angesiedelt war, an das neu gegründete Tabakforschungsinstitut in Rheinstetten-Forchheim abgegeben.

1943 erhielt die Anstalt den Namen Staatliche Landwirtschaftliche Versuchs- und Forschungsanstalt (LUFA), den sie bis zur Fusionierung 2007 behielt.

Direktor von 1946 bis 1967 war Prof. Dr. Hans Riehm, ihm folgte Dr. Hans Kummer bis zu seinem Ruhestand. Von 2007 bis April 2023 stand das Forschungszentrum unter der Leitung von Dr. Norbert Haber. 2023 übernahm Direktor Dr. Jörn Breuer die Leitung.

Am 1. Januar 2007 wurden die Staatliche landwirtschaftliche Untersuchungs- und Forschungsanstalt Augustenberg (LUFA), die Landesanstalt für Pflanzenschutz in Stuttgart und die Landesanstalt für Pflanzenbau in Rheinstetten-Forchheim mit dem Institut für umweltgerechte Landbewirtschaftung in Müllheim und dem Saatbauamt in Donaueschingen zum Landwirtschaftlichen Technologiezentrum Augustenberg (LTZ) zusammengeführt. Das Landwirtschaftsamt und die angegliederte Landwirtschaftsschule waren bereits zuvor nach Bruchsal verlegt worden.

2014 entstand auf dem Augustenberg ein neues Forschungsgewächshaus, an dem u. a. Pilzkrankheiten, Bakterien- oder Virenbefall, Schadinsekten und der Einsatz von Nützlingen untersucht werden. Das Gewächshaus besitzt eine Quarantänekabine zur Beobachtung und Diagnose von Quarantäneschaderregern.

2015 wurde am Kompetenzzentrum Ökologischer Landbau Baden-Württemberg (KÖLBW) in Emmendingen-Hochburg eine neue Außenstelle errichtet, die sich mit Fragen des ökologischen Landbaus befasst, wie z. B. der Nährstoffversorgung in vieharmen Betrieben, Weizenpopulationen oder der Bekämpfung des Maiszünslers mit Trichogramma. Die Außenstelle führt außerdem Sortenversuche für den ökologischen Landbau durch.

Anfang 2022 wurde auf dem Augustenberg ein Laborneubau in Betrieb genommen. Da die bisherigen Labore im denkmalgeschützten Sandsteinbau nicht mehr den Anforderungen entsprachen und eine Renovierung sehr teuer geworden wäre, hatte sich das Land Baden-Württemberg für die kostengünstigere Errichtung eines Neubaus entschieden.

Adresse

LTZ Augustenberg
Neßlerstraße 25
76227 Karlsruhe
Telefon: (07 21) 94 68 - 0
Telefax: (07 21) 94 68 - 1 12
E-Mail: poststelle(at)ltz.bwl.de
Bus-Signet.png  nächste Bushaltestelle: LTZ Augustenberg  

Weblinks

Fußnoten

Quellen

  • Otto Hauck: Staatliche Landwirtschaftsschule Augustenberg und Gutswirtschaft Augustenberg 1864-1939. Buchdruckerei E.F. Müller Karlsruhe (Baden), 1939
  • Bernd Gölz: Der Augustenberg. Verlag Regionalkultur, 2014, ISBN: 978-3-89735-846-1