Johann von Günzer
Johann Christian v. Günzer († 17. April 1752 in Straßburg)[1] war im 18. Jahrhundert Kammerjunker, Hofrat und Landvogt.
Leben
Johann Christian Günzer entstammte einer angesehenen elsässischen Familie. Sein Vater hatte Frankreich 1681 dabei geholfen, die Stadt Straßburg in das französische Königreich einzugliedern.
Er war 1715 bei der Grundsteinlegung von Karlsruhe zugegen und verantwortlich als Obervogt für die ersten Entwicklungsjahre der Stadtneugründung.
1718 legte Günzer am 21. März dem Stadtgründer Markgraf Karl Wilhelm einen Entwurf für das Stadtwappen vor.[2] Zusätzlich folgte Karl Wilhelm seinem Vorschlag, die Radialstraßen[3] nach den Ordensrittern des Hausordens der Treue zu benennen, der mit der Karlsruher Stadtgründung zusammenhing.
1725 wurde von Günzer mit Zustimmung von Karl Wilhelm als diplomatischer Vertreter für den im Exil lebenden polnischen König Stanislaus Leszczyńska an den schwedischen Hof entsandt.
Gegen Ende des Jahres 1726 wurde er von Karl Wilhelm nach Paris geschickt, da er und seine Familie nach wie vor ein gutes Ansehen genossen. Er sollte für Karl Wilhelm sondieren, wie sich Frankreich zu einer Neutralität von Baden-Durlach stellen würde. Weil nach seiner Entsendung ein kaiserlicher Kommissar am Reichstag, Baron von Kirchner wegen einer anderen Angelegenheit nach Karlsruhe kam, gab Karl Wilhelm an, dass es nur um die Neutralitätsfrage der Herrschaft von Rötteln ginge. Die ganze Wahrheit hätte zu einem Eklat gegenüber dem deutschen Kaiser geführt. Da am Kaiserhof aber wohlbekannt war, dass Frankreich versuchte, Staaten des Reichs auf seine Seite zu ziehen, erregte die Entsendung nach Paris Misstrauen. Deshalb berief Karl Wilhelm von Günzer umgehend wieder zurück.
Während des polnischen Erbfolgekriegs verstärkten sich Gerüchte, dass es sich bei von Günzer um einen französischen Spion handeln würde. So forderten die österreichischen Kommandanten von Freiburg und Breisach 1734 von Karl Wilhelm die Entlassung von Günzer. Karl Wilhelm berief ihn deshalb zu sich ins Basler Exil. Weil sich die Gerüchte weiterhin hielten, riet im auch der württembergische Herzog Karl Alexander zur Entlassung. Der österreichische Vertreter in Basel, Giovanni Marchese di Prié forderte am 10. Juli 1735 die Entlassung. Erst daraufhin fügte sich Karl Wilhelm.
Literatur
- Badische Heimat 45. Jg., Heft 1/2, 1965, Seite 57, Julius Friedrich Kastner, Karlsruhe
- Hans Merkle: „Carl Wilhelm. Markgraf von Baden-Durlach und Gründer der Stadt Karlsruhe (1679-1738)“. 2012, verlag regionalkultur, ISBN: 978-3-89735-722-8
Fußnoten
- ↑ Eintrag Johann von Günzer (Identifikations-Nr. 52990) in der Personendatenbank der Landesbibliographie Baden-Württemberg
- ↑ Die offizielle Webpräsenz der Stadt Karlsruhe zum Thema „Wappen der Stadt“
- ↑ Der Begriff Radialstraße meint die Straßen, die strahlenförmig vom Karlsruher Schlossturm wegführen, siehe auch Karlsruher Fächer