Eigenhandbau-Siedlung

Aus dem Stadtwiki Karlsruhe:

Gedenkstein am Binsenschlauchweg
Gedenkstein Binsenschlauchweg2.jpg

Die Eigenhandbau-Siedlung ist das Viereck von Wohnhäusern in der Nordweststadt eingegrenzt durch die Hertzstraße, Sankt-Barbara-Weg, Postweg und den Binsenschlauchweg.

Die meist zweigeschossigen Wohnhäuser haben alle nach hinten einen Garten. In der Mitte dieser Gärten liegt der Kuckuck-Spielplatz.

Geschichte

Diese Siedlung wurde vom Siedlerbund e.V. in den 1920ern erbaut. Bereits mit dem Namen „Eigenhandbau“ wird festgestellt, dass die Häuser durch die Siedler in Eigenleistung erbaut wurden. Das Baugelände lag westlich des Flugplatzes und nördlich der Telegrafenkaserne. Zurückblickend kann man sicher mit Fug und Recht sagen, dass der Grundstein für die Nordweststadt in Notzeiten gelegt wurde. Ähnlich, wie der Aufschwung der Bautätigkeit nach dem 2. Weltkrieg, war es auch nach dem 1. Weltkrieg, als Wohnungsnot findige Bürger der Stadt Karlsruhe veranlasste, eine geradezu abenteuerliche Idee zu verwirklichen zu versuchen. Das Ergebnis sind ein Großteil der Wohnhäuser im Sankt-Barbara-Weg, Postweg, Binsenschlauchweg und in der Hertzstraße.

Man darf sicherlich den eigentlichen Grundstein für die heutige Nordweststadt in diesem Wohngebiet sehen. Die ca. 90 Familien, die heute noch in der Siedlergemeinschaft Eigenhandbau organisiert sind, sind teilweise die Kinder der Erbauer dieser Häuser. Die Bauten wurden in den Jahren 1921 bis 1927 in genossenschaftlicher Eigenarbeit erstellt. Not und Entbehrung waren ebenso Wegbegleiter auf dem Weg zur Eigenhandbausiedlung wie für viele unserer Mitbürger im heutigen Stadtteil. Wie in den 20er Jahren waren es nach 1945 Nachkriegswirren, Arbeitslosigkeit und Vertreibung, was in den 20ern die Inflation, war 1948 die Währungsreform. Für beide Situationen bezeichnend, dass aus schier ausweglosen Situationen mit Tatkraft, Fleiß und Weitblick der Grundstein für einen heute doch recht ansehnlichen Stadtteil gelegt wurde. Damals standen die Häuser fast inmitten des Waldes. der die Siedlung von drei Seiten umschloss.

Für manchen der Alteingesessenen war der Verlust des Waldes, der gleich am heutigen Madenburgweg begann, sowie das Verschwinden der Freifläche des Rennbuckelgebietes eine Umstellung gewesen. So wuchs rund um die Eigenhandbausiedlung ein Stadtteil heran, der heute schon einer stattlichen Zahl von Mitbürgern Wohnung bietet. Mit der Anbindung an die Stadt kam natürlich auch das eine oder andere echte Problem auf die schon da gewesenen zu. War in früheren Jahren die Hertzstraße am heutigen Madenburgweg zu Ende gewesen, so hat sie sich zwischenzeitlich zu einer Hauptverkehrsader entwickelt, mit all ihren unangenehmen Begleiterscheinungen für die betroffenen Anwohner. Es hat natürlich auch Vorteile für die „Eigenhandbauer“ gehabt. Haben wir doch heute in unmittelbarer Nähe Schulen, Kirchen, Einkaufsmöglichkeiten und Verkehrsanbindung, Kanalisation, bessere Straßenbeleuchtung sind auch verwirklicht worden. Sicher hat keiner der ehemaligen „Idealisten“, wie es in der Chronik der Siedlergemeinschaft Eigenhandbau geschrieben steht, das voraussehen können, als 1919 in der Badischen Press & Interessenten zur Gründung eines Vereins gesucht wurden, mit dem Ziel, den Bau von Wohnhäusern in Eigenarbeit zu ermöglichen. Das Ergebnis sind die Häuser der Eigenhandbausiedlung. Seit dieser Zeit sind allerdings nun mehr als 60 Jahre vergangen.

Otto Stolz, Vorsitzender der Eigenhandbausiedlung 1984

Aus der Festschrift der Bürgergemeinschaft Nordweststadt zum 25-jährigen Bestehen der Bürgergemeinschaft Nordweststadt e.V. 1984/2006.

Mit freundlicher Genehmigung der Bürgergemeinschaft Nordweststadt e.V.

Lage

Dieser Ort im Stadtplan:

Literatur

Anlässlich des hundertjährigen Jubiläums der Siedlergemeinschaft „Eigenhandbausiedlung Karlsruhe“ hat Günter Häfele, der über viele Jahre ehrenamtlicher Vorsitzender der Siedlergemeinschaft war, eine über 500-seitige Geschichte der Siedlung verfasst.

Weblinks