Eberhardine Luise von und zu Massenbach
Eberhardine Luise von und zu Massenbach (* 1690; † um 1764) war die erste langjährige Geliebte Karl Wilhelms, als er bereits verheiratet war.
Leben
Geliebte des Markgrafen
Sie war die älteste Tochter von Baron Reinhold von und zu Massenbach[1] und Helena Maria, geborene von Neipperg[2]. Im Ort, der wenige Kilometer westlich von Heilbronn liegt, hatte die Familie Grundbesitz, war aber in Folge der verschiedenen kriegerischen Ereignisse verhältnismäßig arm. Ihr Onkel, Eberhard Friedrich Reichsfreiherr von Neipperg, war Gouverneur der Festung Philippsburg.
Der verheiratete Karl Wilhelm, der seit dem Sommer 1709 die Markgrafschaft Baden-Durlach regierte, begann im gleichen Jahr mit der 19 Jahre jungen Frau eine ernsthafte Beziehung. Es ist ein eigenhändig von Karl Wilhelm geschriebenes „Liebesversprechen“ erhalten, welches auf den 20. September 1709 datiert und den er ihr bei einem gemeinsamen Aufenthalt in Bad Wildbad vorlegte. Weil eine Scheidung für Karl Wilhelm nicht in Frage kam, der Skandal bezüglich der vollzogenen Zweitehe seines Schwagers war noch in aller Munde, suchte er sie mit diesem Versprechen an sich zu binden. Sie verpflichtete sich darin, ihn allein bis zu seinem Tode zu lieben, bei ihm zu bleiben, niemand anderes zu heiraten, noch eine andere Beziehung einzugehen und die rechtmäßige Ehefrau Karl Wilhelms zu akzeptieren. Karl Wilhelm bekannte sich seinerseits dazu, keine weiteren Beziehungen zu unterhalten. Zu ihrer Absicherung schenkte er ihr ein Schloss, Geld, Gut und Hof Wangen und einen daran angeschlossenen Schlachthof. Diese Güter hatte er zwischen Freiburg und Breisach einige Jahre zuvor gekauft. Eberhardine Luise unterschrieb das Dokument. Sie bekleidete keine offizielle Position im Hof und war nicht in die Regierungsarbeit eingebunden. Da es zu jener Zeit nach dem Vorbild Frankreichs üblich war, dass sich Fürsten eine Mätresse hielten, fügte sich Karl Wilhelms Frau Magdalena Wilhelmine den Tatsachen.
Am 26. Mai 1710 wurde die gemeinsame Tochter Karoline Luise geboren. Mutter und Tochter zogen in ein Haus am Blumentor nach Durlach, welches nur unweit der Karlsburg gelegen war. Es gehörte Haushofmeister von Tessin und befand sich neben dem Gasthaus „Blume“.
Erste Heirat
Als Karl Wilhelm im Sommer 1711 nach Holland reiste, blieb sie zurück. Eberhardine Luise erhielt eine männliche „Aufsichtsperson“. Nach seiner Rückkehr wurde ihm aus Dritter Hand zugetragen, dass sie mit der Aufsichtsperson eine Beziehung eingegangen sei. Karl Wilhelm zeigte sich „höchst mißvergnügt“. Der vermeintliche Nebenbuhler musste daraufhin eine andere Frau heiraten und Eberhardine Luise ließ er schriftlich wissen, dass er die Beziehung als beendet betrachtete. Er bestimmte Johann Conrad Beer von Beerenburg dazu, sie zu heiraten. Diesen kannte er aus seiner Militärzeiten und war inzwischen Obrist-Wachtmeister der markgräflichen Wache. Auf ihre Anhörungsversuche reagierte er nicht. So fügte sie sich und heiratete von Beering am 24. November 1711, um etwaige Folgen für sich abzuwenden, wenn sie gegen Karl Wilhelms Befehl zuwider gehandelt hätte.
Ehescheidung und erneute Geliebte Karl Wilhelms
Nach Karl Wilhelms Rückkehr aus Venedig erkrankte er ernsthaft. Die Art der Krankheit ist nicht überliefert. Nun antwortete er auf Eberhardine Luises neuerlichen Brief, in dem sie über die schlechte Behandlung durch ihren Ehemann klagte, der auch ihr Vermögen verwirtschaften würde. Sie beteuerte, sich auch weiterhin keiner Schuld bewusst zu sein. Möglicherweise war sie einer Intrige zum Opfer gefallen. Karl Wilhelm bot daraufhin von Beerenburg an, seine Bezüge in Höhe von jährlich 1.200 Gulden lebenslänglich zu garantieren, wenn er sich zukünftig von seiner Ehefrau fern hielte. Dieser stimmte der Vereinbarung zu.
In einem markgräflichen Ehegericht, welches ab dem 5. November 1712 zusammentrat, wurde die Ehe wieder geschieden. Am 9. November unterschrieb von Beerenburg zwei weitere Vereinbarungen, in denen er sich verpflichtete, Stillschweigen zu bewahren und die Ehescheidung nicht publik zu machen. Seine Schulden in Höhe von 5.810 Gulden wurden ihm ebenfalls erlassen.
Eberhardine Luise zog wieder nach Durlach. Im Spätsommer 1713 brachte sie ein zweites Kind von Karl Wilhelm zur Welt, welches zwischen Juni und November 1714 bereits wieder verstarb.
Zweite Heirat
Im Frühjahr 1714 wollte Karl Wilhelm eine Scheinehe mit ihr eingehen, um die Bindung zu festigen. Eine echte Ehe hätte eine Scheidung erfordert, zu der er nicht bereit war. Eberhardine Luise lehnte jedoch ab, weil sie für den Fall, dass er ihr überdrüssig werden sollte, mit den Folgen alleine konfrontiert gewesen wäre. Falls dieser Fall eintreten solle, würde sie sich zurückziehen und bat Karl Wilhelm darum für sie und die beiden Kinder Vorsorge zu treffen.
Unter diesen Umständen wollte Karl Wilhelm lieber wieder seine „Freiheit“ zurückhaben. Zu jener Zeit hatte er bereits Verhältnisse mit einigen seiner Hofsängerinnen. Da Eberhardine Luise bereits mit den Gütern im Oberland versorgt war, überschrieb er der unehelichen Tochter Karoline Luise das Gut Hohenwettersbach am 20. November 1714 als Kunkellehen[3].
Eberhardine Luise heiratete im Mai 1715 den Witwer Friedrich Wilhelm von Böck. Dieser war Kammerjunker und Hauptmann der markgräflichen Garde. Er wurde zum „Obristwachtmeister“ befördert. Sie bezogen das Schloss Wangen im Oberland und mussten feststellen, dass es reparaturbedürftig war. Die Ausbesserungsarbeiten wurden zügig in die Wege geleitet. Der angeschlossene Schlachthof war allerdings in einem völlig desolaten Zustand.
Das Paar wollte deshalb im Jahr 1718 das Schloss verlassen und nach Schlesien umziehen. Von Böck forderte deshalb den Markgrafen auf, die zukünftig zu erwartenden Erträge in einem Einmalbetrag in Höhe von 26.000 Gulden auszuzahlen, was ein bedeutender Betrag war zumal die neue Stadt Karlsruhe im Aufbau begriffen war und die Staatskasse immer nahezu leer war. Karl Wilhelm reduzierte den Betrag auf 16.000 Gulden und verzögerte die Zahlung. Da das Paar bereits ein neues Anwesen gekauft hatte, kam es in finanzielle Bedrängnis. Der Vater von Herrn Böck sah sich deshalb dazu genötigt, eine öffentlich lesbare Mahnung an den Markgrafen zu schicken. Der ließ nochmals die Rechtsverhältnisse überprüfen. Da aber alles seine Richtigkeit hatte, wies er die Auszahlung dann doch an.
Trotz dieser kleinen Auseinandersetzung änderte sich nichts am Verhältnis von Karl Wilhelm zu seiner unehelichen Tochter Karoline Luise. Im Alter von neun Jahren ließ er sie nach Lausanne in ein Internat zur Erziehung bringen, wie es in der Familie des Markgrafen Brauch war.
Eberhardine Luise starb nach 1764. Ihr zweiter Ehemann war zwei Jahrzehnte vor ihr verstorben. Mit ihm hatte sie noch weitere Kinder.
Kinder
Mit Karl Wilhelm hatte Eberhardine Luise diese beiden Kinder:
- Karoline Luise (* 26. Mai 1710, † 26. Mai 1758)
- Unbekannt (* September 1713 bis Mai 1714, † Juni bis November 1714)
Fußnoten
- ↑ Die deutschsprachige Wikipedia zum Thema „Das Adelsgeschlecht Massenbach“
- ↑ Die deutschsprachige Wikipedia zum Thema „der Ort Neipperg“
- ↑ Die deutschsprachige Wikipedia zum Thema „Kunkellehen“