Bayern- und Trachtenvereinigung Weißblau Almfrieden 1898

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Die Bayern- und Trachtenvereinigung Weißblau Almfrieden 1898 e. V., Karlsruhe ist ein Heimat- und Bayernverein in Karlsruhe. Das Vereinslokal ist der Obere See in Mühlburg.

Geschichte

Bereits um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert hatte sich eine stattliche Anzahl Bayern innerhalb der Tore der Stadt Karlsruhe angesiedelt (ihnen können wir wohl zuschreiben, dass heute in Karlsruhe ein so ausgezeichnetes Bier gibt). Doch noch mehr dürfen wir diesen Landsleuten danken dafür, dass sie sich bereits im Jahre 1898 zusammengefunden haben, im Gasthaus zum Tiroler in der Hirschstraße unter der Fahne Weiß-Blau, die gestiftet wurde vom Prinzregent Luitpold von Bayern. Der Name des Vereins war „Bayernverein Weißblau Karlsruhe“ und er erfreute sich großer Beliebtheit bei den hier ansässigen Bayern und Einwohnern unserer Stadt. Später war das Vereinslokal dann das „Rote Schaaf“ und der Vorstand war Conrath Bernhard. Ein zweiter Verein war die „Bavaria“, dem Anfangs nur Zivilisten angehörten. 1913 wurde dann in Karlsruhe ein dritter Trachtenverein gegründet, die Schlierseer. Der Initiator war Josef Lehmeier.

Er war schon vor längerer Zeit im Jahre 1907 in Karlsruhe und 1912 zog es ihn wieder her wo er 1913 heiratete und sich selbstständig machte. Er hatte 1905 seine Lehre beendet und war wie alle damaligen Handwerksgesellen auf die Walz gegangen. Dadurch lernte er fast ganz Bayern kennen. Er war in Riedenburg im Altmühltal aufgewachsen, konnte Zither- und Gitarrespielen, Schuhplatteln und Singen und in jedem Ort wo er arbeitete, war er im Trachtenverein. Leider machte während der Statutenausarbeitung und der verschiedenen Formalitätenanträge der Erste Weltkrieg der Arbeit ein Ende. Fast alle Mitglieder mussten einrücken und dadurch ruhte alles bis zum Ende des Krieges im November 1918. Allerdings hatten alle das Glück wieder heim zu kommen. Im Jahre 1919 wurde nun der 1. Gebirgs- und Volkstrachtenverein Stamm Karlsruhe gegründet. Die aktiven Mitglieder trugen die Miesbacher Tracht, Vereinsabend war jeden Samstag, der Verband war der Rhein-Maingauverband. Ehrenvorstand war Josef Lehmeier, 1. Vorstand Georg Engelmann. In den Jahren 1919 bis 1924 wurde eine Vereinsstandarte geweiht im Kühlen Krug.

Im Jahre 1924 gab es einen Riss im Verein. Karl Diemberger gründete einen eigenen Verein, „die Tegernseer“. Einige Mitglieder gingen mit, davon kamen aber nach einiger Zeit wieder welche zurück. 1925: Die Mitgliederzahl der Schlierseer sank unter die von den Statutenzahl angegebene Menge und so wurde ein Verein unter dem neuen Namen eingetragen: Er hieß ab 1925: „Bayrisch-Deutsch-Österreichische Landsmannschaft-Almfrieden“. Warum der Name so gewählt wurde, hing mit den neu hinzugekommenen Mitglieder zusammen, viele Österreicher! Vom 8. bis 10. Juni 1929 war der Bayernverein Almfrieden dank seiner intensiven Vereinsarbeit und Opferbereitschaft aller Vereinsmitglieder und einiger Gönner des Vereins in der Lage, ebenfalls eine Fahnenweihe, verbunden mit einem großen Trachtenfest, in der Karlsruher Festhalle abzuhalten.

Freudigen Herzens begleitete der Verein unter Teilnahme des Patenvereins Almarausch Pirmasens und vieler auswärtiger Trachtenvereine vom Rhein-Main-Gau und aus der bayerischen Heimat, die Fahne zur kirchlichen Weihe in die Liebfrauenkirche. Stolz verließ die große Trachtenschar die Kirche, voran die neue Fahne, gefolgt von den Fahnen der Gastvereine und sie alle zogen in einem einmaligen Festzug durch die Straßen unserer Stadt zur Festhalle.

Groß waren die Opfer des Bayernvereins Almfrieden, um in der damals so schweren Zeit ein solches Fest abhalten zu können und es gebührt heute noch besonderen Dank dem damaligen Vereinsvorstand und späteren Ehrenvorstand Josef Lehmeier und seinen engsten Mitarbeitern.

Nun war den Anhängern des Bayernvereins Almfrieden das Symbol gegeben, dessen ein Verein bedarf, der fern der Heimat sein Wirken entfaltet. Durch die politischen Wirren hindurch verfolgte der Bayernverein unangefochten seinen Weg, getreu seinem Wahlspruch:

       Sitt und Tracht der Alten
       wollen wir erhalten

Die Naziherrschaft ab 1933 brachte große Einschnitte in den Verein. Alle drei Vereine wurden „gleichgeschaltet“. Aus „Weiß-Blau“, „Bavaria“ und der „Bayerisch-Deutsch-Österreichischen Landsmannschaft“ wurde der Bayern-Verein „Weiß-Blau-Almfrieden Karlsruhe gegründet 1898“. Nun hieß es nicht mehr Vereinsvorstand sondern Vereinsführer und der musste „Parteigenosse“ sein. Mit Fug und Recht wurde das Gründungsjahr 1898 anerkannt, da viele Mitglieder aus dem 1898 gegründeten Bayernverein Weißblau stammten. Der Name des also gebildeten Vereins lautete ab da: „Bayern- und Trachtenvereinigung Weißblau Almfrieden Karlsruhe“. Die kommenden Jahre galten vor allem dem Aufbau der Trachtensache, dem Einüben von Tänzen und Liedern. Der Erfolg zeigte sich auch bald bei der Teilnahme an Trachtenfesten und Trachtenschauen, von denen unser Verein immer wertvolle Preise mit nach Hause brachte. Doch dann brach der Zweite Weltkrieg aus und unsere Burschen mussten die Lederhose mit der Feldgrauen und den Trachtenhut mit dem Stahlhelm tauschen. Unsere beiden Fahnen wurden oft mit dem Trauerflor verhangen, wenn wieder einer unsere Besten von uns gegangen war; bis dann in jener unglücklichen Nacht vom 3. auf 4. September 1942 im Klapphorn selbst unsere beiden Fahnen samt dem gesamten Vereinsinventar mit wertvollen Preisen und Pokalen den Bomben zum Opfer fiel. Es schien so, als ob damit das Schicksal unseres Vereins endgültig besiegelt sei. Doch das jahrelange Hoffen und Warten auf ein Wiedersehen in der Heimat führte die Menschen schneller zusammen als erwartet. Bereits im August 1946 kramten die ersten Heimkehrer ihre treu gehüteten Trachten wieder aus den Kellern und veranstalteten von da ab wieder regelmäßig Vereinsabende im Philister. So wie der Wiederaufbau in unserer umfangreich zerstörten Stadt nach der Währungsreform vorangetrieben wurde, so gestaltete sich auch der Aufbau in unserem Verein. Neue Mitglieder wurden aufgenommen, Trachten angeschafft oder verlorengegangene Teile ergänzt. In der Silvesternacht 1951 auf 1952, genau um Mitternacht, wurde der Grundstein zu einer neuen Fahne gelegt. Zwei Riesenbrezel von Fritz und Friedl Ruland wurden aufgeteilt und zum Verkauf dargeboten. Der seit dem 3. Oktober 1951 amtierende 1. Vorstand Franz Kleinwächter übergab mit den besten Wünschen die beiden Brezeln ihrer Bestimmung und gab der Hoffnung Ausdruck, in den kommenden Jahren wieder eine Fahne unser eigen nennen zu dürfen. Bereits in dieser Nacht spendeten unsere Mitglieder 41 DM. Das nun kommende Jahr stand vollständig im Zeichen unserer zukünftigen Fahne. In zahlreichen Veranstaltungen und Spenden unserer Mitglieder ihr Bestes, um das gesteckte Ziel zu erreichen. Im September 1952 wurde dann unsere Fahne in der Taubstummenanstalt Kloster Hohenwart bei Ingolstadt bestellt und bis April 1953 fertiggestellt. Am 9. und 10. Mai 1953 wurde schließlich in der Ausstellungshalle die Fahnenweihe mit einem großen Trachtenfest gefeiert.

Groß war die Anzahl der Vereine mit dem Patenverein Almrausch an der Spitze, die das Fest mit verschönern halfen und stark war das Interesse der Karlsruher Bevölkerung an der zweitägigen Veranstaltung in der Ausstellungshalle am Festplatz und dem schönen Festzug durch die Innenstadt.

Besonders erwähnenswert bei der Fahnenweihe in der Liebfrauenkirche, dass wohl zum ersten Male in einer Karlsruher Kirche bayerische Schrammelmusik erklang, welche unsere Sängergruppe zur Bauernmesse von A. Thoma begleiteten. Als weiteren Markstein in der Vereinsgeschichte ist auch das 60-jährige Stiftungsfest, was am 21./22. Juni 1958 unter der Schirmherrschaft von Oberbürgermeister Günther Klotz in der Schwarzwaldhalle veranstaltet wurde. Gebirgs- und Volkstrachten, Musikkapellen, Jodlerinnen aus der Schweiz, Tirol, Bayern und dem Rhein-Main-Gau sowie unser Verein sorgten für schöne Programme an beiden Tagen und einen herrlichen Festzug durch die Stadt. Im Jahr 1966 wurden alle Probleme, betreffend das Vereinslokal auf längere Sicht aus der Welt geschafft. Zusammen mit dem Gartenverein Oberer See wurde ein Vereinsheim erstellt. Unsere Mitglieder haben hierzu weit über 2000 Arbeitsstunden geleistet und Materialwerte von 1400 DM beigesteuert. Damit hatten wir für lange Zeit mit dem Oberer See ein Vereinslokal, in dem wir regelmäßig unsere Vereinsabende abhalten konnten – das ist in einer Großstadt wie Karlsruhe leider nicht selbstverständlich. Bis in die Achtziger Jahre kamen noch immer viele Bayern aus beruflichen Gründen nach Karlsruhe und schlossen sich unserem Verein an. Unser 85- und 90-jähriges Vereinsjubiläum im Jahre 1988 konnten wir jeweils mit einem großen Heimatabend feiern.

Dank dem unermüdlichen Einsatz unserer Mitglieder und dem Zusammenhalt im Verein konnten wir solche Veranstaltungen aus eigener Kraft stemmen. Für das 95-jährige Vereinsjubiläum hatten wir uns etwas Besonderes vorgenommen. Unsere Vereinsdirndlkleider waren doch sehr in die Jahre gekommen und so hatten Maria und Rudi Dolde die Initiative ergriffen, alle Dirndl ausgemessen und alles organisiert und bei einer Dirndlschneiderin im Berchtesgadener Land wurden neue Vereinsdirndl in Auftrag gegeben, die wir anläßlich des 95-jährigen Jubiläums präsentieren konnten.

Der Rahmen dieses Jubiläums war kleiner als der der vorangegangenen, konnte sich aber trotzdem sehen lassen. Zunächst wurde ein Gottesdienst in der Wallfahrtskirche in Moosbronn gefeiert, gestaltet von Vereinsmitgliedern mit Elementen aus der Bauernmesse von Ludwig Thoma. Anschließend gab es im Strauß, gleich gegenüber der Wallfahrtskirche einen zünftigen Heimatabend. 1998 konnten wir gemeinsam mit einigen anderen Karlsruher Vereinen unser hundertjähriges Vereinsjubiläum feiern. Leider haben wir seit den 90er Jahren viele unserer alten Mitglieder verloren. Es gelingt kaum noch neue Mitglieder für die Trachtensache zu begeistern, zu groß ist das Unterhaltungsangebot in einer Großstadt. Der Zusammenhalt, der in schweren Zeiten insbesondere nach den beiden Weltkriegen den Verein geprägt hat, hat in einer Wohlstandsgesellschaft wohl keine Bedeutung mehr. Größere Räumlichkeiten werden nur noch kommerziell vermietet. Große Gastwirtschaften mit Nebenzimmern gibt es praktisch keine mehr und so wird der Verein auch durch diese Umstände mehr und mehr in die Ecke gedrängt, wenn es trotz vorhandener Vereinsmusik kaum noch einen öffentlichen Raum gibt, in dem wir musizieren und Tanzen können. Leider ist nunmehr unser Mitgliederstamm für öffentliche Auftritte zu klein geworden. Auch die Verbandsarbeit ist schwierig geworden. Unser Verein liegt am südlichen Ende des Rhein-Maingaus. 200km bis an das nördliche Ende ist in diesen Tagen vielen einfach zu viel, Busfahrten in diesen Dimensionen sind kaum mehr zu bezahlen. Nichts desto trotz versuchen wir Kinder und Enkel unserer Bayerischen Vorfahren einen der ältesten geselligen Vereine in Karlsruhe weiter zu hegen und zu pflegen.

Ursprüngliche Autoren:

Franz Kleinwächter (1907–1992) Lina Metzinger, geb. Lehmeier (1913–1985) Richard Dolde

Adresse

1. Vorsitzender
Richard Dolde
Rittnertstraße 276
76227 Karlsruhe
Telefon: (0 72 1) 46 47 29 46
E-Mail: weissblau.karlsruhe(at)kabelbw.de
2. Vorsitzender
Dipl. Finanzwirt (FH) Bernd Urban
Albgaustraße 14 e
Forchheim
76287 Rheinstetten
Telefon: (07 21) 67 99 10
Steuerkanzlei Urban
E-Mail: bernd.urban(at)steuerkanzlei-urban.de
Vereinsregister
Amtsgericht Karlsruhe VR 153


Verbandsmitgliedschaft
Der Verein ist über den Rheinmaingauverband Mitglied im Bayerischen Trachtenverband

Aktuell

Die Bayern- und Trachtenvereinigung trifft sich in unregelmäßigen Abständen zu Vereinsabenden und pflegt dabei das Brauchtum. Im Jahr 2008 feiert der Verein sein 110-jähriges Bestehen. Gäste sind gerne gesehen – Termine können beim 1. Vorsitzenden erfragt werden.

Weblinks