Spektrometertank
Ein Spektrometertank für das Forschungszentrum Karlsruhe wurde am 25. November 2006 geliefert und knapp zwölf Jahre später, am 11. Juni 2018, erstmals im Rahmen einer feierlichen Eröffnung offiziell in Betrieb genommen. In den Medien wird der Tank nach dem zugehörigen KArlsruher TRItium Neutrino Experiment (KATRIN) auch Katrin genannt.
KATRIN kommt
Anreise
Der Tank ist per Rheinschiff in Eggenstein-Leopoldshafen bei Rheinkilometer 372 nahe dem Forschungszentrum angekommen. Dort wurde er am frühen Morgen des 25. November 2006 ab 8:00 Uhr mit Hilfe des größten mobilen Schwerlastkrans in Europa auf zwei nebeneinander stehende, selbst angetriebene Plattformwagen verladen. Gegen 12:00 Uhr begann die größte logistische Herausforderung der Reise: die letzte Etappe vom Rhein bei Eggenstein-Leopoldshafen zum Forschungszentrum. Die 7 Kilometer lange Strecke, auf der die Tieflader die enge Leopoldstraße in Leopoldshafen passierten, überließ dem Spektrometertank nur wenige Zentimeter Luft. Nach einer weiteren Hürde, der Überquerung der B 36, kam der Behälter um 16:50 Uhr im Forschungszentrum an.
Verladung
Der mobile Schwerlastkran vom Typ Liebherr-Raupenkran LR 1750 zur Verladung des fast 200 Tonnen schweren Tanks vom Schiffsponton auf die 2 gekoppelten Tieflader oder später von den Tiefladern in die Versuchshalle auf dem FZK-Gelände ist kein selbstfahrender Kran. Er wird in viele Einzelteile zerlegt auf ca. 40 (teilw. Spezial-)Tieflader und LKW verladen transportiert und vor Ort innerhalb von knapp 2 Tagen auf- oder abgebaut. Dafür benötigt er allerdings zwei weitere selbstfahrende Kräne mit Teleskopausleger, die selbst bis zu 70 bzw. 160 Tonnen heben können. Das ist auch erforderlich, da z.B. die (insgesamt 36) erforderlichen Gegengewichte pro Stück 12,5 Tonnen wiegen, die 4 Stahltrossen, an denen der Tank angehängt wurde, jede selbst über 1 Tonne, die 4 Schäkel, mit denen sie am Tank befestigt werden, allein fast 50kg pro Stück. Und zum Befestigen bzw. wieder Lösen der Trossen und Schäkel muß eine Gondel mit 2 Monteuren an die Flansche an der Tankseite auf ca. 7m Höhe geliftet werden, das sind aber nur einige 100kg.
Schwerlasttransporter
Der Tieflader war ein selbst angetriebener Plattformwagen (englisch: self propelled modular trailer (SPMT)). Für den Transport wurden zwei solcher 14-achsiger Plattformwagen starr zusammengekoppelt und mit einer formschlüssigen Auflagerung für den Tank versehen. Sie verfügen über je eine Power Pack Unit (PPU), die zusammen das Gefährt bis zu 6 km/h beschleunigen können. Der Antrieb, die Steuerung und die "Federung" erfolgen hydraulisch für jedes Radpaar einzeln, es gibt also keine durchgehende Achsen, jedes Radpaar hat seine eigene Achse. Damit kann das Gefährt Bodenunebenheiten oder Übergänge zu Steigungen oder Gefälle bis zu einem gewissen Grad ausgleichen und trotzdem die Radlast der 28 Radpaare pro Tieflader etwa konstant halten. Die Steuerung erfolgt von einer Person (neben der Plattform herlaufend oder auf ihr stehend) mit Hilfe eines umgehängten Steuertableaus wie sie ähnlich (nur etwas kleiner :-) von Funkfernsteuerungen für Modellflugzeuge bekannt sind. Per Funkkopfhörer und -Mikrofon besteht Verbindung mit einigen weiteren mitlaufenden Einweisern, da der Fahrer hochliegende Hindernisse meist nicht einsehen kann. Die hydraulische Einzelradpaarlenkung erlaubt ein Schwenken "fast auf dem Absatz" oder ein Seitwärtsfahren, was an einigen Stellen der Ortsdurchfahrt durchaus erforderlich war.
Die beiden Fahrzeuge brachten je 64 Tonnen auf die Waage und haben eine Kapazität von je 412 Tonnen. Da der Tank nur knapp 200 Tonnen wiegt, ergibt sich daraus eine Radlast von 2,9 Tonnen. Insgesamt wog der Transport 328 Tonnen, daher konnte er auch die B36-Brücke aufgrund deren Spannweite nicht queren.
Angekommen
Am 29. November 2006 kurz vor 10 Uhr wurde der riesige Tank an seinen endgültigen Platz im Forschungszentrum gehoben, hierzu wurde der Kran genutzt, der bereits am Rhein im Einsatz war, damit wurde der Transport mit den Worten Katrin has landed erfolgreich beendet.
Bilder
Fahnen von KIT und FZK am Tank
Bürgermeister Bernd Stober
am Südtor des FZK
Verkehrsbeeinträchtigung
Wegen des Transports wurde am Samstag, 25. November 2006, der Zugverkehr auf der Stadtbahnlinien S1 S11 zwischen den Haltestellen Leopoldshafen Viermorgen und Hochstetten von 11 bis gegen 16 Uhr eingestellt. In dieser Zeit wurden alle Züge durch Busse ersetzt. Der Anschluss von den Bussen aus Hochstetten zu den Zügen Richtung Karlsruhe konnte aus betrieblichen Gründen nicht garantiert werden. Wer in Karlsruhe weitere Anschlüsse erreichen wollte, musste daher gegebenenfalls einen früheren Zug nehmen. Da es in Leopoldshafen Viermorgen keine Wendemöglichkeit gibt, drehten die Züge Richtung Norden bereits in der Schleife Neureut Kirchfeld und fuhren rückwärts bis Leopoldshafen.
Während der Streckensperrung musste die Albtal-Verkehrs-Gesellschaft im Bereich des Bahnübergangs Leopoldstraße in Leopoldshafen die Oberleitung abbauen, denn der Spektrometer hat einen Durchmesser von rund zehn Metern. Der Schwertransport hat die AVG-Gleise zwischen 13 und 14 Uhr passiert. Anschließend wurde die Oberleitung wieder aufgebaut.
Auszeichnungen
Am 26. August 2008 wurde der Spektrometertank bei Deutschland – Land der Ideen ausgezeichnet.
Weblinks
- BBC Offbeat photos of the year 2006
- FZK: KATRIN Homepage (in englisch)
- Die deutschsprachige Wikipedia zum Thema „KATRIN“