Spitalkirche Baden-Baden

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Spitalkirche
Spitalkirche und Caracalla-Therme
2013
Haupteingang

Die Spitalkirche ist die älteste erhaltene Kirche in Baden-Baden. Sie lag bis weit ins 17. Jahrhundert hinein außerhalb der Stadtmauern. Sie wird seit 1873 von der Alt-Katholischen Gemeinde Baden-Baden genutzt. Davor wurde sie von evangelischen und anglikanischen Gemeinden genutzt.

Baugeschichte

Die älteste bekannte Erwähnung der Kirche datiert auf den 22. März 1351 als „Kapelle der seligen Jungfrau zum Spital“.

Zwischen 1468 und 1478 entstand an deren Stelle ein Neubau, der 1689 im Zuge des Pfälzischen Erbfolgekriegs schwer beschädigt wurde. Erhalten blieben Chor, Sakristei und die Umfassungsmauern der Kirche. Der Wiederaufbau erfolgte in barockem Stil. 1748 wurde eine neue Glocke aus einer Gießerei in Straßburg angebracht. Ebenfalls im 18 Jahrhundert wurde die Decke des Chores mit einem Sternenhimmelmotiv ausgemalt, welches die florale Gestaltung des Mittelalters überdeckte.

Ende des Zweiten Weltkrieges wurden die Fenster, die im 19. Jahrhundert eingebracht worden waren, zerstört. Sie wurden zwischen 1951 und 1959 schrittweise ersetzt.

1963 bis 1966 erfolgte eine umfangreiche Sanierung. Dabei wurde der ursprüngliche gotische Baustil wiederhergestellt und die Kirche um 7m an der Längsseite verkleinert. Im Zuge dieser Baumaßnahmen wurden auch die Fenster teilweise versetzt und ein zugemauerter Seiteneingang wieder geöffnet.

Im Jahr 2006 wurde das Innere der Kirche umfassend saniert. Dabei wurden in kleinen Fragmenten am Schlussstein (der das badische Wappen darstellt) die mittelalterliche und die barocke Chorgewölbebemalung wieder sichtbar gemacht, die durch eine weiße Bemalung überdeckt worden war.

Im Herbst 2008 wurde das Geläut, dass nicht mehr funktionsfähig war, restauriert und um eine neu gegossene kleine Glocke erweitert, die von der Firma Bachert hergestellt wurde.

Türen

Die im Zuge der Renovierung der 1960er Jahre neu geschaffene Seitentüre zeigt Moses vor dem brennenden Dornbusch. Die Sakristreitür zeoigt Hiob in Gegenüberstellung einem sterbenden Menschen aus Hiroshima. Die Inschrift dieser Tür zitiert das Buch Hiob „Ich will dich fragen, lehre mich!“ neben einem Zitat aus dem Johannesevangelium „Ecce homo - Seht welch' ein Mensch“.

Am Haupteingang befindet sich eine Darstellung der Auferweckung von den Toten nach der Vision von Ezechiel. Die Inschrift ist ein Johannes-Zitat: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater, denn durch mich“

Gestaltet wurden alle Türen von Heyno Focken aus Lahr, nach einem Entwurf des aus Berlin stammenden und in Heidelberg lebenden Malers, Bildhauers und Graphikers Harry MacLean.

Fenster

Von MacLean stammen auch die Entwürfe für die im Laufe der 1950er eingebauten Fenster, welche in der Heidelberger Werkstatt P. Meysen aus farbigem Antikglas hergestellt wurden.

Im Chor befinden sich fünf Fenster: Das Zentrale Fenster hat den Namen „REX GlORIAE“ und zeigt Christus als König der Herrlichkeit, darunter Sinnbilder für die sieben christlichen Urgemeinden und die vier Evangelisten. Auch wird auf die Offenbarung Bezug genommen.

Die Fenster links und rechts davon zitieren ebenfalls die Offenbarung. Daneben werden Sinnbilder des Sonnensystems, Flora, Fauna und die Mineralwelt dargestellt.

Über dem rechten Chorgestühl befindet sich das „Fenster der Märtyrer“. Es trägt die Inschrift „Beati, qui persecutionem patiuntur propter justitiam, quoniam ipsorum est regnum coelorum“ (Glückselig, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihrer ist das Himmelreich) Dargestellt sind unter anderem der gesteinigte Stephanus, der verbrennende Jan Hus und der ebenfalls verbrennende Michael Servet. Außerdem wird auf die Inhaftierung zahlloser Menschen in Konzentrationslagern Bezug genommen.

Das Fenster über dem linken Chorgestühl trägt den Namen „Preces Sanctorum - Gebete der Heiligen“. Mit verschiedenen Darstellungen aus dem Alten und Neuen Testament soll dem Betrachter das Geheimnis des Betens und Meditierens dargelegt werden.

Auf der rechten Seite des Kirchenschiffs befinden sich das „Fenster Michael“, der im Kampf mit dem Drachen dargestellt wird, sowie das „Fenster des Glaubens“. Dieses zeigt die Hure Babylon im Gegensatz zum zwischen Himmel und Erde schwebenden Johannes, der den Blick auf das „neue Jerusalem“ richtet.

Die linke Schiffseite hat ebenfalls zwei, parallel zur rechten Seite angebrachte Fenster.. Das Fenster „Judica Dei“ nimmt erneut Bezug auf den Atombombenwurf über Hiroshima und Nagasaki. Darüber sind die sieben Gerichtsengel Gottes dargestellt.

Daneben das Fenster „Deus Absconditus“ mit den Darstellungen der vier apokalyptischen Reiter.

Das Fenster an der Orgelempore trägt den Namen „Adventus Domini“ und nimmt Bezug auf die Wiederkunft Christi als Feldherr auf einem weißen Pferd.

Inventar

Chorgestühl

Das Chorgestühl wurde 1512 von Hans Kern aus Pforzheim geschaffen. Gestiftet wurde es von der Familie des Markgrafen Christoph I. von Baden. Es befand sich ursprünglich in der Stiftskirche und wurde 1705 in die Spitalkirche gebracht.

Die Reliefs und Figuren des Gestühls zeigen unter anderem einen Bauer, der von einer Frau mit einer Rute geschlagen wird und einen Mädchenkopf, der zur Hälfte als Totenkopf gestaltet ist. Weitere Reliefs zeigen die heilige Barbara und die heilige Katharina. In der Gestalt eines arbeitenden Handwerkers bildete sich Hans Kern selbst ab. Vergleichbare Verzierungen sind in Süddeutschland nicht bekannt.

Altar

1995 wurde ein neuer Altar bestehend aus Bronze und Marmor eingebracht. Er wurde von Klaus Backmund aus München, der auch Ambo und Osterkerzenhalter einbrachte, geschaffen. An seiner Vorderseite zeigt er die Darstellung der Emmausgeschichte. Auf der linken Seite wird dargestellt, wie Jesus Petrus aus den Fluten rettet. Auf der Rechten Seite findet sich eine Darstellung von Jesus, der mit einer Frau aus Samarien spricht. Auf der Rückseite ist die Inschrift „Geheimnis des Glauben“ angebracht.

Der alte Steinaltar verblieb in der Kirche und wurde an den Rand des Chores gerückt. Dessen Vorderseite zeigt ein Glasmosaik mit der Darstellung von Geburt, Kreuzigung und Auferstehung Jesu.

Weitere

Der Prospekt der Orgel stammt aus dem Jahr 1755 und wurde vom Baden-Badener Orgelbauer Georg Hladky geschaffen. Das ursprüngliche Orgelwerk ist nicht erhalten geblieben, es wurde Mitte der 1960er Jahre von einer Orgelwerkstatt aus Friesenheim bei Lahr gebaut.

Die Kanzel stammt aus dem 16. Jahrhundert. Auf ihr sind Johannes der Täufer, Maria Magdalena, Maria mit Jesuskind und Johannes der Evangelist dargestellt.

Der Tabernakel besteht aus einer bereits im Mittelalter erstellten steinernen Öffnung, an die durch H. MacLean moderne Aufsätze angebracht wurden. An der Tür ist der alttestamentarische Priesterkönig Melchisedech dargestellt.

Als Taufstein dient ein Wasserbecken aus dem Jahr 1504. Er hat eine mit fischförmigen Griffen versehende Abdeckung, die von Klaus Backmund geschaffen wurde.

Zwei historische Kreuze befinden sich in der Kirche. Eines hängt über dem Sakristeieingang und stammt etwa aus dem Jahr 1750. Ein weiteres Kreuzs wurde 1967 in die Kirche gestellt. Es stammt von Nikolaus Gerhard von Leyden und wurde 1467 auf dem hinter der Kirche befindlichen Friedhof aufgestellt, der 1843 aufgelassen wurde.

Entlang der Innenwände sind zahlreiche Epitaphen angebracht. Sie befanden sich ursprünglich am Kirchenboden. Der älteste Grabstein datiert vom 26. März 1366 und war für Capellanus Frater Albert. Er wurde zweimal wiederverwendet: 1624 für einen Mann namens Keil, 1634 für den Maler Paneels.

Daneben befindet sich ein Opferstock aus dem Jahr 1712 und eine 2006 von Klaus Backmund erstellte Kerzenstelle in der Kirche. Die darüber angebrachte Marienikone trägt den Beinamen „Korsunkaja“ und stammt von Eva Maria Steidel aus Freiburg.

Lage

Sie liegt direkt neben der Caracalla-Therme.

Dieser Ort im Stadtplan:

Grabsteine rund um die Kirche