Elwetritsch
Die Elwedritsch – auch Elwetrittche, Elbedritsch, Ilwedritsch; in der Mehrzahl Elwedritsche(n) – ist ein imaginäres vogelähnliches Geschöpf, von dem in Südwestdeutschland (und hier vor allem in der Pfalz und angrenzenden Regionen) berichtet wird. Das Verbreitungsgebiet ist im Wesentlichen deckungsgleich mit der historischen Kurpfalz. Mit Auswanderern gelangte der Glaube an die Existenz von Elwedritschen im 18. Jahrhundert auch nach Osteuropa und Nordamerika (Pennsylvania) sowie im 19. Jahrhundert nach Südamerika (Brasilien). Die Elwedritsch ist als lokale Ausprägung zu vergleichbaren imaginären Geschöpfen anderer Regionen anzusehen (vgl. Wolpertinger).
Aussehen
Elwedritschen werden als im weitesten Sinne hühnerähnlich beschrieben. Sie sollen flugunfähig sein und werden oft mit langem Schnabel abgebildet. Manchmal haben sie in Abbildungen auch ein Hirschgeweih, oft sechs Beine. Den Darstellungen gemein ist, dass Elwedritsche Bestandteile verschiedener Tiere in sich vereinen.
Herkunft
Beim Glaube an Elwedritsche handelt es sich um ein kulturelles Muster, dessen Wurzeln in der Zeit der Neolithischen Revolution liegen. Der Prozess, in dessen Verlauf aus Jägern und Sammlern über einen längeren Zeitraum hinweg Bauern und Viehhirten wurden, vollzog sich räumlich zuerst im „fruchtbaren Halbmond“ Vorderasiens zwischen 9500 und 7000 vor Christus. Mit der sesshaften Lebensweise entstanden neue Anforderungen: der Schutz des Eigentums und die Sicherung des eigenen Lebens gegen schädliche äußere Einflüsse wie Hunger, Krankheiten und Tod an einem konstanten Ort. Während der erste Aspekt zum Entstehen des Patriarchats beitrug, begünstigte der zweite Aspekt das Entstehen von differenzierten Götterwelten. Für jede Unbill des Lebens wurden andere Gottheiten angebetet und durch Opfergaben gnädig gestimmt. In den Kulturen der Babylonier, Sumerer und Assyrer lassen sich Nachweise hierfür finden. Gleichzeitig gingen die Menschen davon aus, dass Handlungen und Worte eine magische Wirkung entfalten konnten, was zum Glauben an Schutz- und Schadzauber führte. Spuren davon finden sich auch in christlichen und islamischen Texten.
In diesem Kontext ist die spezielle Absicherung des eigenen Hauses und der Schlafstätten gegen schädliche äußere Einflüsse während der Nacht zu sehen, wenn die Menschen schliefen. Von den Gottheiten glaubte man, dass sie zur Strafe eines Menschen selbst oder durch von ihnen geschickte Boten als Gestaltwandler in die Schlafstuben gelangen konnten – sei es geflügelt durchs Fenster, als Nebelhauch durch Türritzen oder auch als Feder von der Decke schwebend. Auf dem Bett, so der Glaube, hockten sie sich auf die Brust eines Schlafenden und drückten ihn – das Ergebnis konnte ein Albtraum sein, im schlimmsten Fall jedoch auch der Tod. Manche sehen die sumerische Dämonin Lilith, deren volksetymologische Namensdeutung „die Nächtliche“ bedeutet, als Verantwortliche für nächtliche Herzinfarkte und plötzlichen Kindstod. Andere sehen eine Verbindung zur sumerischen Muttergöttin Lamashtu. Vermutlich hatte das Phänomen mehrere Wurzeln.
Man sicherte sich ab, indem man bestimmte Symbole an Betten, Türen und Fenster malte und abwehrende Beschwörungsformeln aufsagte.
Verbreitung und Entwicklung
Der Glaube an strafende Gottheiten oder deren schädigende Abgesandte verbreitete sich mit den Wanderungsbewegungen der indoeuropäischen Völker ab etwa 6000 v. Chr. ausgehend von einer Region im fruchtbaren Halbmond (heute im nördlichen Iran gelegen) nach Westen in Richtung Europa und nach Osten in Richtung Indien. Heute werden 445 Sprachen der indoeuropäischen Sprachgruppe zugeordnet, zu der auch das Deutsche gehört. Die Einzelsprachen ähneln sich nicht nur in Wortschatz und Grammatik. In ihnen haben sich auch weitere archaische Relikte erhalten, deren Ursprung im fruchtbaren Halbmond liegt.
In der Eisenzeit – in Mittel- und Nordeuropa etwa zwischen 750 v. Chr. und dem Jahr 0 – manifestierte sich das hier beschriebene kulturelle Muster bei den germanischen Stämmen im Glauben an eine Götterwelt, in der die Götter ebenfalls Strafen an Menschen vollzogen, die die geltenden Regeln missachteten. Sie konnten selbst als Gestaltwandler jede Form annehmen, durch die Luft fliegen und als Nebelhauch durch die kleinsten Ritzen gelangen. Sie konnten aber auch sogenannte Dunkelalben aus dem Wurzelwerk des germanischen Weltenbaums „Yggdrasil“ beauftragen, diese Aufgabe zu erfüllen. Gottheiten wie Alben hockten sich auf schlafende Menschen und drückten sie, so dass sie keine Luft mehr bekamen.
Mit der Christianisierung der Germanen zwischen dem 4. Jahrhundert und der Zeit Karls des Großen im 8. Jahrhundert trat der Glauben an Alben sukzessive in den Hintergrund. Die Albträume jedoch blieben. Im Verlauf der nachfolgenden Jahrhunderte entwickelte sich aus der ursprünglichen Gottesstrafe ein Menschenfluch. Jetzt sollten Mitglieder des Dorfes – meist Menschen, die am Rande der Gesellschaft standen und besonders oft Frauen – für nächtliche Albträume verantwortlich sein. Der Glaube an hexenartige Wesen breitete sich aus, die der Volksmund „Trut/Drud“ (männlich) bzw. „Trude/Drude“ (weiblich) nannte. Auch sie sollten gestaltwandelnd zu ihren Opfern gelangen, durch die Luft fliegen und durch Ritzen des Hauses zu ihren Opfern gelangen, um sie zu schädigen. Symbole wie Pentagramme und Hexagramme sowie Beschwörungsformeln sollten sie abhalten.
Während dem Volksglauben nach Hexen sich willentlich dem Teufel ergeben hatten und deshalb nicht erlöst werden konnten, wurden Menschen zum Beispiel durch Missgeschicke wie einem Versprecher des Pfarrers bei der Taufe zur Drude. Deshalb konnte die Drude erlöst werden, zum Beispiel indem man ihr ein Huhn übergab, das sie totdrücken konnte.
Der Höhepunkt der Hexenverfolgungen lag in Europa in den Jahren zwischen 1550 und 1650.
Über viele Generationen entwickelte sich aus dem älteren Glauben an Alben und dem jüngeren Glauben an Druden in den Regionen entlang des Rheins letztlich neben den Begriffen „Albdruck“ bzw. „Albdrücken“ auch das Wort „Albdrude“ (in der Schweiz und Österreich wie auch in Norddeutschland oft „Mahr“ bzw. „Nachtmahr“ genannt, vgl. engl. „nightmare“). Ein entsprechender weiblicher Vorname („alb“ = weiß, „trud“ = stark) ist in frühen Urkunden des Klosters Weissenburg (Elsass) in den Varianten „Albthruda“ (774 n. Chr.) und „Albdrud“ (788 n. Chr.) belegt. Der Begriff „Alptrude“ findet ab dem 19. Jahrhundert auch in literarischen Texten, etwa im „Deutschen Sagenbuch“ (1853) von Ludwig Bechstein. Im Pfälzischen Wörterbuch sind die Einträge „Albdricke“ bzw. „Alwedricke“ vermerkt.
Historische Darstellungen
Abwehrmaßnahmen gegen Dämonen auf dem Bauernhof erfolgten weit überwiegend unter Nutzung von Symbolen (Pentagrammen, Hexagrammen). Nur in wenigen Fällen sind z.B. in Pennsylvania bildliche Darstellungen von Albdruden überliefert. Diese finden sich dann im Umfeld von Getreidespeichern oder direkt an Fruchtkammertüren und stellen Sonderfälle dar. Man erwartete hiervon am wichtigsten Gut der Bauersfamilie – Ernte und Vorräten – eine besonders apotropäische (abwehrende) Wirkung. Die Darstellungen zeigen die Gestaltwandlerin mit Flügeln, Klauen und Hörnern. Beim Kopf gibt es sowohl vogelartige als auch katzenartige Versionen. Bei diesen eher selten dokumentierten Fällen soll der Dämon durch sich selbst abgehalten – das Böse also mit dem Bösen vertrieben – werden.
Medizinischer Hintergrund
Die Vorstellung von einem Druckdämon, der Schlafende heimsucht und ihnen die Luft abdrückt, konnte in voraufgeklärter Zeit Fälle von nächtlichem Herztod, plötzlichem Kindstod und Schlafapnoe (Atemaussetzern während des Schlafes) erklären. Medizinischer Hintergrund des Druckdämon-Phänomens ist aber die sogenannte „Schlaflähmung“ (Schlafparalyse). Schlafende sind bewegungsunfähig – hierbei handelt es sich um einen Schutzmechanismus der Evolution. Die Schlafparalyse entsteht, wenn Betroffene im Aufwachprozess zu früh das Bewusstsein erlangen und damit die Lähmung bewusst wahrnehmen. Währenddessen sind die Augen geöffnet. Schlafende können nur ihre Atmung kontrollieren und nicht sprechen. Häufig nehmen sie auch Geräusche oder Bilder wahr und haben bisweilen das Gefühl, jemand Fremdes sei im Raum. Betroffene berichten in diesem Zusammenhang von Ängsten und Schmerzen. Erste Symptome einer Schlafparalyse treten meist in der Kindheit oder Jugend auf, nehmen jedoch mit voranschreitendem Alter ab. Während in früheren Zeiten ein Druckdämon verantwortlich gemacht wurde, sprechen Kinder heute eher von „Monstern unter dem Bett“, Erwachsene verweisen in seltenen Ausnahmefällen auf eine „Entführung durch Aliens“.
Verwandte Konzepte
„Incubus“ und „Succubus“ sind mit dem Nachtalb verwandte Konzepte, bei denen der erotische Aspekt dominiert. Als „Incubus“ (von lateinisch: incubare für „oben liegen“, „ausbrüten“), wird in der Mythologie ein Albträume verursachender Dämon bezeichnet, der sich nachts mit einer schlafenden Frau paart, ohne dass diese etwas davon bemerkt. Das weibliche Gegenstück wird „Succubus“ Ein Succubus stiehlt unbemerkt den Samen des schlafenden Mannes. Die älteste Erwähnung von Phänomenen dieser Art stammt aus Mesopotamien, bekannt unter den Bezeichnungen „Lilu“ und „Lilutu“. Hierbei handelt es sich um Dämonen, die Menschen im Schlaf in Form von erotischen Träumen erscheinen. Beim Phänomen der Albdrude als Druckdämon spielt der erotische Aspekt jedoch keine Rolle.
Entstehung der eigentlichen Elwedritsch
Urängste wie der Kontrollverlust während des Schlafes können bearbeitet werden, indem man dem vermeintlichen Dämon zunächst einen Namen und eine Gestalt zuweist. Ist dies vollzogen, wird der Dämon „geschrumpft“, was sich menschlichen Gesellschaften unbewusst und über einen langen Zeitraum vollzieht. Im Fall der Elwedritsche geschah dies einerseits, indem die Menschen den Begriff „Albdrude“ über Zwischenformen wie „Albdrudche“ und „Elbentrötsch“ schließlich zu „Elbedritsch“ und „Elwedritsch“ sprachlich miniaturisierten. Ein alternativer Weg von pfälzisch „Albdricke“ (Albdrücken) führte von „Albdruck“ über „Albdrickche“ und „Albedrickche“ bzw. „Albedrickelche“ letztlich zum selben Ergebnis. Andererseits wurde die übermächtige Gestalt selbst verkleinert, indem man den Dämon auf einen hühnerartigen Vogel reduzierte. Schlussendlich wurde das Geschöpf in den Wald verbannt – weit entfernt vom Wirkungsbereich der Menschen.
Die Abspaltung der Elwedritsch von der Albdrude muss sich zeitlich im 17. Jahrhundert vollzogen haben. Denn als die Auswanderer des 18. Jahrhunderts in Pennsylvania ankamen, war die Elwedritsch bereits auf Hühnergröße geschrumpft. Die Angst vor der Albdrude bestand jedoch in sehr ländlichen Regionen (z.B. im Pennsylvania Dutch Country in der Bezeichnung “Druddekopp”) parallel bis ins 20. Jahrhundert hinein weiter.
Die Fähigkeit einer sich wandelnden Gestalt wird deutlich gemacht, indem das auf diese Weise entstandene Wesen Körperteile verschiedener Tiere in sich vereinigt: Schwimmfüße von Enten sowie Flügel von Vögeln. Die Botschaft heißt hier: Der Dämon kann laufen, fliegen und schwimmen. Der Aspekt einer unendlich hohen Geschwindigkeit, mit der sich die Elwedritsch bewegen kann und sie für Menschen letztlich unsichtbar macht, wird oft durch die Abbildung von sechs Beinen dargestellt. Schon in germanischer Zeit wurde Wodans (im Nordischen: Odin) Fähigkeit, unendlich schnell reisen zu können und damit allumfassend und allgegenwärtig zu sein, unter anderem durch die acht Beine seines Pferdes “Sleipnir” visualisiert.
Elwedritsche-Jagd
Der Brauch der Elwedritsche-Jagd, der vermutlich ebenfalls seit dem 17. Jahrhundert bekannt ist, hat seine Wurzeln im sogenannten „Trotterkopf“-Spruch („Druddekopp-Schpruch“). Hierbei handelt es sich um eine alte magische Beschwörungsformel, die helfen sollte, Druden (Hexen) zu bannen. Sie entspringt der Tradition des Gesundbetens, das in den südlichen Regionen Deutschlands „Braucherei“ genannt wurde. Mit Worten, Kräutern und Gegenständen (oft Seilen) wurden Kranke behandelt und Schutzhandlungen durchgeführt. Im Trotterkopf-Spruch erhielt der Dämon Aufgaben zugewiesen, die ihn lange Zeit in Anspruch nehmen und räumlich in weit entfernte Länder führen sollte. Letztlich wurde er vor fast unlösbare Aufgaben gestellt und damit zumindest für eine längere Zeit gebannt. Auch bei der Elwedritsche-Jagd werden unlösbare Aufgaben verteilt. Ein Unwissender soll, ausgestattet mit Sack und Laterne, auf einer Lichtung stehend Elwedritsche fangen, die es nicht gibt. So wird der mit dem Brauch nicht Vertraute ebenfalls – zumindest für einen längeren Zeitraum – gebannt. Die Jagd stellt gleichsam eine Umkehr der Machtsituation dar: War es zuvor die Albdrude, die einen während der Nacht heimsuchte, wird die Elwedritsch jetzt von den Menschen gejagt. Durch all die beschriebenen Mechanismen – Namensgebung, Gestaltgebung, Miniaturisierung plus Jagd – wird die Urangst vor dem absoluten Kontrollverlust während des Schlafes gebannt. Am Ende steht Kontrollgewinn, was zu einer Verbesserung der Lebenssituation der Menschen beiträgt.
Tritschologie
Aus der Unkenntnis der kulturhistorischen Zusammenhänge entstand im Verlauf des 20. Jahrhunderts die sehr vergnügliche pseudo-wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Thema „Elwedritsche“, die “Tritschologie” genannt wird. Allerlei vermeintliche Entstehungsgeschichten wurden erfunden, die imaginäre Spezies des geheimnisvollen Tiers liebevoll beschrieben und um immer weitere Varianten erweitert. Im Grunde handelt es sich hierbei um eine Fortsetzung des Prozesses, der sich mit dem Übergang von der Albdrude zur Elwedritsch vollzogen hat. Das Unbekannte macht Angst. Deshalb sollen erfundene Geschichten das Unerklärliche letztlich erklärbar machen – auch wenn hier jeder tritschologische Ansatz letztlich scheitern muss. Tritschologie ist Tritschologie – und Wissenschaft ist Wissenschaft. Der Satz “Tritschologie ist die wissenschaftliche Beschäftigung mit Elwedritsche”, den man manchmal liest, ist aber schlicht falsch.
Die Technik der Elwedritsche-Jagd ist immer weiter verfeinert worden. Heute spielt in vielen Fällen der Genuss von Alkohol eine Rolle, was wiederum gut zum wirklichen kulturhistorischen Hintergrund passt. Geht es doch darum, die Urangst vor der Nacht und dem Kontrollverlust während des Schlafes aktiv zu verarbeiten.
Brauchtum
In der Pfalz kann man den Elwedritschen auf die Spur kommen. Besonders bekannt sind der “Elwetritsche-Brunnen” in Neustadt an der Weinstraße und der “Elwetritsche-Weg” (Wanderweg) im Dahner Felsenland. Vermeintliche Elwedritsch-Gehege sind in den Zoos von Landau und Kaiserslautern zu sehen. Das Pfalzmuseum für Naturkunde in Bad Dürkheim zeigt seinen Gästen in einer Vitrine eine präparierte Elwedritsch.
Einordnung
Elwedritsche waren – jedenfalls ursprünglich – keine Fabeltiere oder fantastische Tierwesen. Zu Letzterem haben sie sich erst seit der Veröffentlichung der Harry-Potter-Bücher entwickelt (vgl. J.K. Rowling: „Phantastische Tierwesen & wo sie zu finden sind, 2001). Dieses Faktum ist ein Argument dafür, dass dieses kulturelle Muster auch heute einem ständigen Wandel unterliegt. Ursprünglich jedoch waren Elwedritsche “Personifikationen vom Menschen gebändigter Urängste“, die in den Wald verbannt worden sind.
Statt von einem „kulturellen Muster“ spricht die Wissenschaft auch von einem „Mem“. Hierbei handelt es sich um ein im Gehirn gespeichertes, ins Bewusstsein rufbares Informationsmuster (z.B. ein Gedanke, ein Lied, ein Märchen, ein Brauch). Das Mem kann durch Kommunikation weitergegeben werden – über Generationen hinweg und große Distanzen. Meme unterliegen hierbei einer soziokulturellen Evolution. Im Weitergabeprozess kommt es zu „Mutationen“. Meme teilen sich, verändern sich im Anschluss an verschiedenen Orten in unterschiedlicher Weise und bilden auf diese Weise über die Zeit ein Geflecht von Mustern, bei denen die Verwandtschaft zum Teil nur noch schwer erkennbar ist. So können Elwedritsche im Alpenraum des 16. und 17. Jahrhunderts etwas anderes sein als im Pennsylvania des 18. und 19. Jahrhundert – und in der Pfalz des 20. und 21. Jahrhunderts. Und doch sind sie durch einen gemeinsamen Kern verbunden. Will man zu diesem Kern durchdringen, muss man sich zeitlich und räumlich „rückwärts“ bewegen und damit der indoeuropäischen Migration zu ihrem Ursprung im fruchtbaren Halbmond folgen. Dort ist entstanden, was wir heute als Elwedritsch kennen. Das zugrundeliegende Ur-Mem des Phänomens lautet: „Wie besiege ich die Urangst vor dem Kontrollverlust während des Schlafs?“ Alles, was sich entwickelt hat, ist letztlich eine Antwort auf diese Frage.
Elwedritsche-Brunnen in Neustadt an der Weinstraße
Literatur
- Behnke, Thomas: Michael Werner über sein neues Hiwwe-wie-Driwwe-Buch „Elwedritsche - Dunkle Gefährten“: Schlafdämonen sind des Pudels Kern. In: LEO Freizeitmagazin, January 16, 2025.
- Behnke, Thomas: Ein Gespenst, das den Albdruck erzeugt: Michael Werner schreibt über Elwedritsche. In: rheinpfalz.de, January 17, 2025.
- Benss, Timo: Was Elwetritsche mit Albträumen zu tun haben. In: Rheinpfalz am Sonntag, December 14, 2024.
- Donmoyer, Patrick J.: Hex Signs - Myth and Meaning of the Pennsylvania Dutch Barn Stars. Kutztown (PA) 2013.
- Donmoyer, Patrick J.: Powwowing in Pennsylvania. Braucherei & the Ritual of Everyday Life. Kutztown (PA) 2018.
- Werner, Michael: Elbedritsche - Die Auflösung des ewigen Rätsels. In: Hiwwe wie Driwwe - Der Pennsylvania ReiseVERführer. AGIRO Verlag (Neustadt an der Weinstraße) 2021: 148-153. ISBN 978-3-946587-34-7
- Werner, Michael: Geheimnisvolle Pfalz - Zwischen den Welten. In: VielPfalz 6/2023: 16-33.
- Werner, Michael: Elwedritsche – What they really are. In: hiwwe-wie-driwwe.com. Published on November 25, 2024.
- Werner, Michael: Elwedritsche - Dunkle Gefährten. AGIRO Verlag (Neustadt an der Weinstraße) 2025. ISBN 978-3946587781.
- Yoder, Don & Graves, Thomas E.: Hex Signs - Pennsylvania Dutch Barn Symbols & Their Meaning. Stackpole Books 2000 (2nd edition).
Weblinks
- Die deutschsprachige Wikipedia zum Thema „Elwetritsch“
- Pälzer Elwedritsche
- Elwedritsche - Über Götter und Dämonen, Sprachwandel und Migrationsbewegungen. Podcast-Folge des Backstage-Podcasts (Januar 2025)