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Version vom 1. Oktober 2005, 14:37 Uhr
Das Mundartlexikon zur Karlsruher Mundart.
Inhaltsverzeichnis Ortsnamen Wunschliste Grammatik Betonung Weblinks
Wörter: A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z
Ortsnamen
Über die Jahre und meist auch aus alter Zeit haben sich verschiedene mundartliche Bezeichnungen für Orte etabliert. Hier sollen einige dieser Namen gesammelt und "übersetzt" werden.
- Brusl
- Bruchsal
- Dorlach, Letschebach
- Durlach (Karlsruher Stadtteil)
- Eggschtoi
- Eggenstein (zu Eggenstein-Leopoldshafen)
- Forche
- Forchheim (zu Rheinstetten)
- Grawe
- Graben (zu Graben-Neudorf)
- Iffze
- Iffezheim
- Kalsruh
- Karlsruhe
- Lielse
- Liedolsheim (zu Dettenheim)
- Linkene
- Linkenheim (zu Linkenheim-Hochstetten)
- Mannem / Monnem
- Mannheim
- Mihlburg
- Mühlburg (Karlsruher Stadtteil)
- Nairait, Neeret
- Neureut (Karlsruher Stadtteil)
- Rappele
- Rappenwört (Insel in Daxlanden, einem Karlsruher Stadtteil)
- Ruße
- Rußheim (zu Dettenheim)
- Sankt Klee
- Sankt Leon-Rot
- Scherrburg
- Philippsburg
- Schreck, Leo, Leboldshafe
- Leopoldshafen, nach dem ehemaligen Ortsnamen Schröck (zu Eggenstein-Leopoldshafen)
- Wängerte
- Weingarten (Baden)
Außerdem werden viele Ortsnamen schlichtweg "einfacher" ausgesprochen durch Auslassen eines Buchstabens, beispielsweise Daxlande statt Daxlanden, Lepoldshafe statt Leopoldshafen oder Reihhafe statt Rheinhafen.
Wörterbuch
Für Mundart gibt es keine normierte Schreibung. Es wird versucht, möglichst phonetisch zu schreiben, trotzdem gibt es für ein und denselben Ausdruck verschiedene Schreibweisen (zum Beispiel "Gruschd" und "Kruschd"). Wenn die Variante den Anlaut betrifft, wird das Wort möglicherweise mehrfach aufgelistet.
A
- abschlage
- auseinander nehmen, auseinander bauen (beispielsweise Möbel)
- abschmiere
- verhauen
- Aggasalat
- Feldsalat, Rapunzel
- Audo
- Auto
- alange
- berühren, anfassen
- alla
- also
- annaschda
- anders
- Apflbutze
- Apfelrest aus Blüte, Kerngehäuse, Stängel und Resten des Fruchtfleisches
- arg
- sehr
- auswelle
- ausrollen (z.B. Plätzchenteig)
B
- Babbedeggl
- Karton (Material; von "Pappdeckel"), auch als Bezeichung von "Führerschein" verwendet
- badsche
- schlagen, ohrfeigen
- bebbe
- kleben
- Bebber
- Aufkleber
- Beggagsell
- der Bäckergeselle
- Bibbeleskees
- der Quark ("Bibbeles" sind Küken)
- Bixemilch
- die Büchsenmilch
- Blanierraub
- die Planierraupe
- Blaschdiggugg
- die Plastiktüte
- Blaukraut
- Rotkohl
- Bobbele
- Baby ("Erschtklässler Bobbele, trinkt ja noch des Schobbele")
- bobble
- mit Kleinkindern schmusen
- Bollemitz
- die Pudelmütze
- Bubespitzle
- Schupfnudeln (Teigwaren aus Kartoffelteig, werden angebraten und mit Sauerkraut und Speck gegessen)
- Budslumbe
- der Putzlappen, das Bodenwischtuch
- Breedle
- Keks (von "Brötchen")
- bressiere
- drängeln, eilen
- Bruddler
- eine Person, die häufig nörgelt, meckert ("bruddle" ist nörgeln)
- butze
- putzen
D
- dabbe
- laufen, gehen, treten
- dahoim
- zu Hause (vereinzelt auch "dehoim", in der Hardt "deheem")
- Dambedai
- Gebäck aus süßem Hefeteig in Männchenform, Augen aus Rosinen (norddeutsch: Stutenkerl)
- Debbich
- Bettdecke, Wolldecke
- Debbichbadscher
- der Teppichklopfer
- doniwwa, donaa
- dort hinüber, dorthin
- druffhogge
- draufsitzen, sich draufsetzen
- Droddwar
- Der Gehweg, Bürgersteig (von französisch trottoir)
- dsidssinass
- (d' Sids sin nass) die Sitze sind nass
E
- ebbes
- etwas
- ebbes was de Bebbes nix ageht
- das geht dich nichts an
F
- Faasenachder
- der Fasnachter; eine Person, die gerne Fastnacht feiert
- Ferz
- unnütze Dinge / Lügengeschichten
- fezze
- kneifen
- Fezze
- (Papier-)Schnitzel, abgetragenes Kleidungsstück
- Fiiß
- Füße, Beine
- Flaischkiichle
- Frikadellen
- forzdrogge
- furztrocken (umgangssprachlich), überaus trocken
- Fra
- die Frau (d'Fra - meine Frau)
- Friehschobbe
- Frühschoppen (geselliges Beisammensein mit Musik und Bier am Morgen)
G
- Gaddehidd
- die Gartenhütte
- gautsche
- schaukeln, wippen (Stuhl oder Schaukel)
- Gebabbl
- das Geschwätz
- Gelberiiwe
- Karotten
- Gfräs
- eine schlechte Mahlzeit, allgemein auch Mist, Quatsch
- Gloidabiigl
- der Kleiderbügel
- Goggl
- Hahn
- Gosch
- Mund
- G'schäft
- Arbeit; "ins G'schäft gehe": ins Büro gehen, zur Arbeit gehen; "ä G'schäft mache": Stuhlgang verrichten
- Gugg
- Tüte
- gugge
- schauen
- Gutzl
- Bon-Bon
- Grumbiere
- die krumme Beere, gemeint ist die Kartoffel
- Gruschd
- Kram, Gerümpel
- gruschdle
- herumkramen
- Gschpritzdes
- Bier mit Mineralwasser
- Gselz
- Konfitüre (umgangssprachlich: Marmelade)
- Gselzbrot
- Marmeladenbrot
- Gsongveroi
- der Gesangsverein
- Gwedsche
- die Zwetschge
- Gweniglich
- Gerade wenn man es nicht erwartet passiert es! (Das Wort ersetzt für gewöhnlich den ganzen Satz)
H
- hajo
- ja (betont)
- hanoi
- nein (betont)
- hebe
- festhalten (Achtung: es heißt nicht heben)
- hii
- kaputt
- hiimache
- kaputt machen
- hinnere
- nach hinten
- Hobbele
- der Tannen- oder Kiefernzapfen.
- huddle
- schnell und schlampig durchführen (meist als Warnung: net huddle!)
- Huschdeguzl
- der/das Hustenbonbon
- jezed
- jetzt
K
- Keschte
- (Ross)Kastanien, Esskastanien, Maroni
- Kicheschorz
- die Küchenschürze
- Kichewoog
- die Küchenwaage
- Kiddel
- Jacket (von Kittel)
- Knaisl
- Brotkanten, Anschnitt
- Kusseng
- der Cousin, der Vetter
- Kraut
- Kohl
- Krautwiggl
- Kohlroulade
- Kruschd
- Ansammlung meist kleiner, nicht näher bezeichneter Dinge, ähnlich wie "Ferz"
L
- Labb
- der Mund (von "Klappe") ("willsch oins uff d'Labb nuff?" bedeutet "möchtest du eine Ohrfeige bekommen?")
- Labbe
- Lumpen
- Lätsch
- der Mund, schmollender Gesichtsausdruck
- lipfe, lupfe
- hochheben
M
- Maulschell
- die Ohrfeige
- Mauldasch
- gefüllte Teigtaschen
- Middag
- der Mittag, der Nachmittag
- mir
- wir ("mir hen" - "wir haben")
- moinsch?
- glaubst du wirklich? (zweifelnd)
- Mugg
- Stubenfliege
N
- nablozze, nabengeln
- hinfallen (Ein spezieller badischer Kirschkuchen heißt "Kerscheblozza")
- na isch a!
- man kanns nicht mehr ändern, nun ist es auch egal.
- naa
- hin
- naabringe
- hinkriegen, erreichen, reparieren
- nai
- je nach Kontext "hinein" oder "neu"
- naidabbt!
- reingefallen!
- niwerzus
- hinüber
- nuff, nuffzuus
- hinauf
- nunna
- hinunter
O
- obbachtgebbe
- aufpassen, achtgeben
- Oima
- Eimer
- Oxeaug
- Ochsenauge (Gebäck?)
P
- Pärrick
- die Perücke
- Peederle / Peederling
- Petersilie
- Pfipfes
- Erkältung
- Pimperle
- das männliche Geschlechtsteil (Kindersprache)
R
- Rabbele mache
- Wasser lassen (hauptsächlich, aber nicht nur bei Kindern gebräuchlich)
- Raddegiggl
- der Rattenkot, sehr beleidigendes Schimpfwort für einen durchtriebenen Menschen
- Radler
- Bier mit Zitronenlimonade
- Rauchfleisch
- Räucherspeck
- Reihaafe
- der Rheinhafen
- Reisbrei
- Milchreis
- Ribble
- Kasseler
- richte
- reparieren, zurechtlegen
- riwerzus
- herüber
- Rosebebbele
- der Rosenkohl
- Roderiiwe
- Rote Beete
S
- Sauraschbruudl
- Mineralwasser
- schaffe
- arbeiten
- Schalkadoffl
- Pellkartoffel
- Schdroseba
- die Straßenbahn
- schdupfe
- stechen, pieksen
- Schlabbe
- der Schuh, der Hausschuh
- schnipfle
- schneiden
- sella
- jener, der dort ("des kannsch halde wie sella uffm Dach" bedeutet: "das kannst du machen, wie du willst", "das kannst du halten wie der Dachdecker")
- Schbeezi
- Cola mit Limonade
- Schbinnehuddle
- Spinnweben
- Schbordla
- Sportler
- schdauche
- treten
- Schäufele
- gebratene Schweineschulter
- Schlambale/Schlamba-Mepple
- Federmäppchen, in dem Stifte etc. ungeordnet gesammelt werden (wenn man darin "ebbes" finden will, muss man erst "gruschdle")
- Schlegl
- Keule (z.B. beim Huhn)
- Schleggsl
- Marmelade
- schlozze
- lutschen, trinken
- Schnebberle / Schnäbberle
- eigentlich das männliche Geschlechtsorgan, daher der Ausdruck: "uff 'm Schnebberle sitze" für "auf der Stuhlkante sitzen" (auch aus Platzmangel); auch gebräuchlich für "auf dem Sprung sein", "gleich gehen müssen".
- Schnoog
- Stechmücke (von Schnake, wie die Tiere in Süddeutschland genannt werden)
- Schnoogebubbl
- die Schwellung infolge eines Stechmückenstiches
- Schobbele
- Babyflasche (von Schoppen)
- schugge
- schubsen, stoßen
- seie
- sieben
- Seia ; Sieb
T
- Traible
- rote Johannisbeeren
U
- uffbasse
- aufpassen, achtgeben
- uffrabble
- sich aufrappeln
V
- verbutze
- leiden können
- verhebe
- unterdrücken (Lachen, Harndrang etc.)
- verlache
- auslachen
- versauboidle
- verlegen, verschlampen, verlieren
- versohle
- (Hintern) verhauen
- versorge
- aufräumen, an seinen Platz stellen
- verzeehle
- erzählen
W
- Wefz
- Wespe (Plural: Wefzge)
- Weggle
- das Brötchen
- Weggmeel
- Paniermehl, Semmelbrösel
- Wellholz
- Nudelholz, Kuchenrolle
- Woaschd
- die Wurst
- woisch
- weißt du (erklärendes Anhängsel)
- worre
- geworden (bisch nass worre? - Bist du nass geworden)
Z
- zamme
- zusammen, gemeinsam
- zwoi woiche Oia in oinare Roi
- zwei weiche Eier in einer Reihe (Spruch, der dazu dient, echte Badener von Wahl-Badenern zu unterscheiden)
- Zwuggl
- sehr kleine Person
Wunschliste
Fehlende Einträge sind auf der Wunschliste.
Grammatik
Auch in der Grammatik gibt es Unterschiede zum Hochdeutschen.
3. oder 4. Fall
Im Hochdeutschen heißt es "jemanden anrufen" (4. Fall, Akkusativ), im Badischen verwendet man den 3. Fall (Dativ), es heißt also "jemandem anrufen". "Rufst du mich morgen an?" heißt also übersetzt ins Badische "Dusch ma moaige arufe?"
Hilfsverb "tun"
Häufig wird das Verb "tun" als Hilfsverb eingesetzt, was den Vorteil hat, dass man nur "tun" beugen muss und die jeweiligen Vollverben in der Grundform verwendet werden können.
Grammatisches Geschlecht
Manche Hauptwörter haben im Badischen ein anderes Geschlecht als im Hochdeutschen:
- Hochdeutsch/Badisch
- der Bach/die Bach
- (historisch, noch in Flur- und Gewässernamen sichtbar, Gewerbegebiet "An der Bach" Rheinstetten, "Alte Bach" im Landschaftsschutzgebiet "Füllbruch - Vokkenau" Stutensee, siehe auch Hagsfeld (Stadtteilplan), Saalbach)
- die Butter/der Butter
- der Kiosk/das Kiosk
- der Teller/das Teller
Besitzanzeigende Fürwörter
Bei Verwandtschaftsbeziehungen werden häufig keine besitzanzeigenden Fürwörter benutzt.
- d'Fra/meine Frau
- d'Omma/meine Großmutter
- d'Mama/meine Mutter
Betonung
Die Betonung ist ein kompliziertes Kapitel. Das Folgende lässt sich sicher in einen größeren linguistischen Zusammenhang bringen. Aber zunächst so viel:
Im Badischen wird anders betont als im Hochdeutschen. Das fängt schon bei der Aussprache der Stadt Karlsruhe an. Im Hochdeutschen betont man auf der vorletzten Silbe: "Karls'ruhe". Die Badener hingegen betonen auf der ersten Silbe: "'Karlsruh(e)"
Auffällig ist auch die angepasste Aussprache französischer Namen:
- Badisch/Französisch
- 'Balkon/Bal'kon
- 'Jaqueline/Jaque'line
- 'Nadine/Na'dine
- 'Nicole/Ni'cole
- 'Pascal/Pas'cal
- 'René/Re'né
- 'Yvonne/Y'vonne