Michelsberger Kultur

Aus dem Stadtwiki Karlsruhe:

Version vom 14. Februar 2013, 13:34 Uhr von AD KA (Diskussion | Beiträge) (Typos, kleine Anpassungen)

Die Michelsberger Kultur bezeichnet eine jungsteinzeitliche Kultur in Mitteleuropa. Benannt ist sie nach einer bedeutenden Ausgrabungsstätte auf dem und rund um den Michaelsberg bei Untergrombach. Namensgeber der Kultur war Paul Reinecke im Jahr 1908. Er war Nestor[1] der süddeutschen Urgeschichtswissenschaft. Trotz dieses Umstands hat die Kultur ihren Ursprung nicht am Michaelsberg und die Anlagen bildeten kein kulturelles Zentrum. Die Anlagen entstanden eher in den späteren Phasen der Kultur.

Entdeckung der Kultur

Die ersten prähistorischen Funde am Michaelsberg wurden 1884 von Karl August von Cohausen gemacht, der darüber Ernst Wagner informierte, welcher „Großherzoglicher Conservator der Alterthümer und der mit ihnen vereinigten Sammlungen in Baden“ war. Cohausen war seit 1871 königlicher Konservator für die preußische Provinz Hessen-Nassau.

Im Jahr 1888 fanden die ersten Ausgrabungen auf dem Michaelsberg statt. Sie wurden vom Karlsruher Altertumsverein unter der Leitung von Prof. Karl Schumacher vorgenommen. Er war Mitarbeiter von Ernst Wagner. Weitere Ausgrabungen schlossen sich in den Folgejahren an. Zwischen 1949 und 1962 erfolgten erneute Ausgrabungen.

Bestand der Kultur

Die Kultur umfasst den Zeitraum zwischen etwa 4.400 bis 3.500 v.Chr., der zum Jungneolithikum gezählt wird. Sie war in weiten Teilen des westlichen Mitteleuropa, beiderseits des Rheins verbreitet. Die Kultur existierte in einem Zeitraum, in dem zuvor die „Neolithische Revolution“ stattgefunden hatte. Die menschliche Kultur hatte sich dabei von kleinen Gruppenverbänden aus Jägern und Sammlern, die als Nomaden durch ihren Lebensraum streiften, zu sesshaften Ackerbauern weiterentwickelt. Daran schloss sich die „Entdeckung“ der Viehzucht an.

Die Viehherden der Michelsberger Kultur dürften sich im Vergleich zu den Herden vorangegangener Kulturen vergrößert haben. Das Vieh wurde in den Wäldern geweidet, was zu einer Veränderung der Waldzusammensetzung hin zu Eschen-Ulmen-Mischwälder führte. Dies ist aufgrund von Pollenuntersuchungen und Datierungen mittels der Radiokarbonmethode[2] festgestellt worden. Ackerland für den Getreideanbau wurde überwiegend durch Brandrodung erzielt. Wenn der Boden durch die einseitige Nutzung verbraucht war, weil die Fruchtfolge[3] und Düngung noch unbekannt war, wurde ein neues Waldgebiet brandgerodet. Das verbrauchte Ackerland wurde sich selbst überlassen und als Viehweide verwendet. Nach vermutlich ein bis zwei Jahrzehnten konnte der sich leicht verwaldete beziehungsweise nun aus Sträuchern und Büschen bestehende Bereich erneut brandgerodet werden. In den Jahren zwischen 4.300 und 4.000 v.Chr. nahmen die Eschen-Ulmen-Mischwälder allerdings ab und eine Intensivierung der Brandwirtschaft wurde festgestellt.

Aufgrund des Ackerbaus und der Viehwirtschaft konnten größere Menschenansammlungen an einem Ort dauerhaft versorgt werden, so dass sich kleine Siedlungen und Dörfer entwickeln konnten. Es bildete sich zudem eine Arbeitsteilung heraus, aus denen sich später verschiedene Berufe entwickelten, welche wiederum die kulturelle und technologische Weiterentwicklung beförderte. Gleichzeitig begann die Herausbildung von Hierarchien, die auch Luxus- und Prestigegüter benötigten, um ihren Rang darzustellen. Dies zeigte sich auch in der beginnenden Veränderung von Bestattungsriten einiger weniger herausgehobener Personen.

Diese Entwicklungen erstreckte sich über viele Menschengenerationen. Als Ausgangsort dieser Entwicklungen galt über Jahrtausende der heutige Nahe Osten mit dem ehemaligen Gebiet des „Fruchtbaren Halbmonds“[4] und der östliche Mittelmeerraum. Die Errungenschaften, die in diesen frühen Zivilisationen erzielt wurden, breiteten sich im Lauf der Zeit nach Mittel-, West- und Nordeuropa aus, was durch archäologische Funde und deren Datierungen verfolgt werden konnte.

Verbreitungsgebiet

Ursprünglich ging man davon aus, dass es sich bei der Michelsberger Kultur um eine „rheinische Kultur“ gehandelt hatte. Aufgrund der im Lauf der Zeit gewonnen Funde stellte man jedoch fest, dass der Ursprung um etwa 4.450 v.Chr. (+/- 50 Jahre) im Pariser Becken lag und sich aus der vorausgegangenen Cerny, der Chasséen und Bischheimer Gruppe entwickelt hatte. Die Michelsberger Kultur dehnte sich in einer zweiten Phase in östlicher Richtung aus und erreichte um 4.350 v.Chr. (+/- 50 Jahre) das Rhein- und Neckargebiet.

Um 4.000 v.Chr. erstreckte sich das Gebiet von der Seine im Westen bis in das heutige Bayern im Osten. Im Norden erreichte die Ausdehnung den Raum nördlich von Kassel.

Mit der Verbreitung der Michelsberger Kultur gingen die Donauländischen Kulturen zurück, die sich entlang des Verlaufs der Donau zuvor entwickelt hatte. Offenbar scheint die Michelsberger Kultur eine ansprechende Alternative für die Bevölkerung gewesen zu sein, da an verschiedensten Orten große Erdwerke entstanden. Angrenzende Kulturen übernahmen einzelne Aspekte der Kultur, behielten jedoch andere Aspekte ihrer eigenen oder anderer Kulturen. So übernahm die im heutigen bayerischen und oberösterreichischen Gebiet zu jener Zeit ansässige Münchshöfener Kultur zwar die Bestattungsriten, erstellte aber keine Erdwerke mit unterbrochenen Gräben.

Bestattungen

Die Michelsberger Kultur kannte keine bereits zuvor bekannten Friedhöfe. Seltene Einzelbestattungen in eigens dafür ausgehobenen, länglichen Gruben sind erhalten, die aber nicht in Gruppen auftraten und nur wenige Grabbeigaben besaßen. Häufiger sind unzusammenhängende Knochenfunde aus Verfüllungen in Gruben der Erdwerke. Die häufigste Form der zusammenhängenden Skelettfunde wurden in kreisrunden sogenannten Silogruben gewonnen. Darin befanden sich eines oder mehrere Skelette. Ob die Kultur auch rituelle Opferungen von Menschen kannte, ist unbekannt und Spekulation, da menschliche und tierische Knochen vermischt gefunden wurden. Tieropfer sind denkbar.

Es ist bislang nicht feststellbar, ob die Michelsberger Kultur kriegerischer war, als vorherige oder nachfolgende Kulturen. Da Männer und Frauen bei den Bestattungen offenbar gleich behandelt wurden und die Kultur kaum gesellschaftliche Unterschiede erkennen lässt, könnte dies ein Hinweis darauf sein, dass sich die Kultur dadurch von vorhergehenden, insbesondere den Donauländischen Kulturen abgrenzte, bei der die Gesellschaftsunterschiede betont waren. Möglicherweise traten die Individuen ein Stück weit zurück zugunsten eines Gemeinschaftsgedankens, der sich auch in der gemeinschaftlich organisierten Errichtung größerer Bauwerke ausdrückte.

Eine gemeinsame Kultur?

Da die Kultur keine Schrift kannte und keine nachvollziehbare Bildsprache entwickelt hat, ist die Archäologie auf konkrete Funde und die Interpretationen derselben angewiesen. Traditionen und Gedankenwelten wurden nur mündlich von Generation zu Generation weitergegeben und gingen verloren, als sich die kulturellen Umstände änderten.

Deshalb ist es für die Archäologie wichtig, dass Fundorte sorgfältig und wissenschaftlich dokumentiert freigelegt werden. Raubgräber und unsachgemäße Hobbyarchäologen können wichtige Details unwiederbringlich vernichten oder verfälschen.

Das Ausdehnungsgebiet der Kultur kann nur durch die miteinander vergleichbaren Funde mehr oder weniger rekonstruiert werden. Es kann damit aber keine Aussage darüber getroffen werden, inwieweit sich die Kultur selbst als solche verstanden hat und welche sprachlichen, politischen, wirtschaftlichen, kulturellen, sozialen, religiösen oder technischen Beziehungen und Gemeinsamkeiten die einzelnen Gruppen zueinander im Lauf der Zeit hatten und pflegten.

Charakteristisch für die Keramik der Michelsberger Kultur sind die spitzbodigen Tulpenbecher ohne jegliche Verzierungen. Diese Form unterscheidet sie klar von Funden aus dem Donauraum, die auch als Donauländische Kulturen bezeichnet werden und zeitlich vor der Michelsberger Kultur existierte.

Funktion der Erdwerke

Welche Funktion die gefundenen Erdwerke, wie das auf dem Michaelsberg vorhandene, erfüllt haben, ist nicht sicher geklärt. Einige von ihnen wurden in der Ebene und teilweise in Flussnähe errichtet, einige am Rand einer Hochebene oder einem Abhang oder sehr selten auf einem Berg. Die Grundform war überwiegend die ovale Form. Manche Erdwerke verfügten über bis zu vier Gräben und/oder mehrere Palisaden[5]. Die Erdwerke wurden in mehreren Bauphasen erstellt und auch umgebaut, da sie längere Zeit in Gebrauch waren, teilweise einige Jahrhunderte.

Die Gräben enthalten mehr oder weniger Unterbrechungen, die nicht immer als „Tore“ gedeutet werden können. Allerdings gab es auch regelrechte Toranlagen, deren genaue Funktion aber unklar bleibt. Es könnte sich um Befestigungen im militärischen Sinne gehandelt haben oder um rituelle Tore, die lediglich den Zutritt zum Inneren der Anlage begrenzten und durch ihre Form und Größe beeindrucken sollten.

Offenbar bestanden Gebäude innerhalb der Erdwerke aus einer leichten Bauweise, so dass sie selten bis nicht nachweisbar sind. Kleine Ansammlungen von Gruben, die als Vorratsgruben gedeutet werden, sind teilweise weit voneinander entfernt innerhalb der Erdwerke angelegt worden. Ob es sich um einzelne Gehöfte oder weit auseinanderliegende Häuser einer kleinen Siedlung handelt, ist häufig unklar. Wie lange die Häuser jeweils bewohnt wurden oder ob die Anlagen durchgängig besiedelt wurden, ist ebenfalls nicht bekannt.

Offene Siedlungen der Michelsberger Kultur ohne die sie umgebenden Erdwerke mit eng aneinander gebauten Wohnhäusern wurden bislang nicht gefunden. Offene Siedlungen mit weit auseinander stehenden Häusern sind häufig Zufallsfunde und selten. Meistens werden nur die erhalten gebliebenen Vorratsgruben gefunden. Hausgrundrisse sind kaum bekannt. Rechts des Rheins scheinen die Häuser jedoch relativ klein gewesen zu sein. Bei den Donauländischen Kulturen hingegen gab es Langbauten und die Häuser der Pfahlbausiedlungen an Seen im Alpenraum, die zeitgleich zur Michelsberger Kultur bestanden, lagen eng beieinander.

Eine rein militärische Bedeutung, wie die sehr viel später durch Kelten oder Römer errichteten und deutlich massiveren Anlagen, scheint nicht gegeben zu sein. Dagegen sprechen neben den dafür oft unvorteilhaften Lageorten auch, dass die Versorgung der Bewohner mit Trinkwasser für den Fall von Belagerungen nicht sichergestellt gewesen war, da keine Brunnenanlagen gefunden wurden. Auch scheint es aufgrund der bis heute überlieferten Fundlage nur wenige Bewohner in diesen relativ großen umschlossenen Gebieten gegeben zu haben, die zur gleichen Zeit dort siedelten. In den 1930er und 1940er Jahren kam deshalb die Idee von Einzäunungen für die Viehaltung auf, die durch die zahlreichen Grabendurchlässe/Tore und die großen Flächen gestützt wurde sowie durch die Tatsache, dass in den Anlagen bis zu 90 % der gefundenen Tierknochen Rindern zuzuschreiben sind.

Die Vorstellung, dass in den Erdwerken herausgehobene Personen wohnten, diese Anlagen also sogenannte „Häuptlingstümer“ darstellten, während die Mehrheit der Bevölkerung in offenen Siedlungen außerhalb der Erdwerke wohnten, konnte durch entsprechende Funde nicht bestätigt werden.

Aufgrund der Keramikfunde sowie der menschlichen und tierischen Knochenfunde in Silos oder Gräben ist die Tendenz dahingehend, den Erdwerken eine überwiegende kultische Bedeutung zuzuschreiben. Mischformen sind ebenfalls denkbar wie beispielsweise der Zusammenkunft verschiedener Gruppen, die im Einzugsgebiet eines Erdwerks siedelten, zu sozialen oder kultischen Zwecken, auch in Verbindung mit Ahnenkulten.

Erdwerke mit unterbrochenem Grabenverlauf gab es auch schon in der vorausgegangenen Zeit der Bandkeramiker. Anhand der Befundlage einer Anlage von Rosheim im Elsass konnte rekonstruiert werden, dass die vorhandenen Gräben ursprünglich als Einzelgruben entstanden, die in zeitlichen Abständen jeweils aneinander gereiht wurden. Sie wurden von mehreren Generationen entlang eines vorherbestimmten Verlaufs angelegt. Die Einzelgruben hatten jeweils eine kurze Nutzungsdauer und wurden nach ihrer Benutzung wieder verfüllt. Diese Erklärung könnte auch für die Funde in Herxheim gelten, wo sich bei der Ausgrabung Grabenverläufe zeigten, die es für die Bewohner zu jener Zeit in dieser Form vermutlich nicht gab, was auch erklären könnte, weshalb es dort im Lauf der Zeit zu Überschneidungen von Gräben kam. Durch diese Interpretation der Erdwerke der Michelsberger Kultur wäre ein militärischer Verwendungszweck völlig auszuschließen. Ob die meisten Erdwerke erst im Lauf der Zeit entstanden sind, ist der Wissenschaft unbekannt, da die bisherigen Ausgrabungen diese Entstehungsmöglichkeit nicht berücksichtigt haben. Kleinere Unregelmäßigkeiten im Grabenverlauf könnten allerdings ein Indiz für eine zeitlich gestreckte Entstehung sein.

Die Funde im Bruchsaler Raum

Es wurden bislang vier Erdwerke im Raum Bruchsal gefunden, die der Michelsberger Kultur zuzuschreiben sind. Inwieweit diese besiedelt und bewohnt wurden und in welchem Zusammenhang sie zueinander standen und ob es sich um verschiedene oder die gleiche Gruppe handelte, ist noch nicht bekannt und Gegenstand eines Forschungsprojekts.

Das Michaelsberger Erdwerk

Die Spitze des Michaelsbergs erhebt sich rund 150 Meter über dem Rheintal und besitzt an zwei Seiten steil abfallende Wände. Bei den ersten Ausgrabungen im 19. Jahrhundert wurden rund 100 Siedlungsgruben gefunden, die mit Keramik, Tierknochen, Geweih- und Steinwerkzeugen gefüllt waren. Auch menschliche Skelettreste wurden entdeckt. Im Süden und Osten der Anlage konnte ein bis zu 5,5 Meter breiter und noch 1,3 Meter tiefer Graben auf einer Länge von etwa 370 Metern gefunden werden. Im Jahr 1950 konnte ein weiterer, 350 Meter langer Grabenabschnitt entdeckt werden sowie ein Zugangstor.

Im Herbst 2009 wurde aufgrund neuer Untersuchungen festgestellt, dass an drei Seiten des Erdwerks zwei hintereinander gestaffelte Grabenzüge vorhanden sind und die beiden zuvor gemachten Grabenfunde deshalb zwei verschiedene Gräben betrafen. Im Osten des Erdwerks konnte ein dritter Graben festgestellt werden. An mehreren Stellen sind die Gräben durch Tore unterbrochen und im Südosten könnten sich Torvorbauten befunden haben.

Im westlichen Bereich des Erdwerks zeigte sich im Magnetogramm ein weiterer Quergraben. Dieser ist aber erst in der Latènezeit entstanden und damit 3.000 Jahre jünger ist als das ursprüngliche Erdwerk. Im Südhang wurde eine etwa 16 x 10 Meter große Fläche gefunden, die möglicherweise der Standort eines Hauses gewesen sein könnte und vermutlich der Michelsberger Kultur zugeschrieben werden kann.

Aufgrund gefundener menschlicher und tierischer Knochen und insbesondere von Tierschädeln mit Rinderhörnern wird davon ausgegangen, dass das Erdwerk eher kultischen Zwecken gedient zu haben scheint.

Das Erdwerk „Bruchsal Aue“

Im Umfeld des Michaelsberg wurde 1986 mit Hilfe der Luftbildarchäologie das Erdwerk „Bruchsal Aue“ im Osten von Bruchsal entdeckt. Die Anlage war um 4.100 v. Chr., 3.900 v. Chr. und 3.700 v. Chr. in Verwendung.

In sechsjährigen Ausgrabungen wurden zwei Gräben mit einer Gesamtlänge von 640 Metern untersucht. Dabei wurden rund ein Tonne Tierknochen gefunden, zehntausende Keramikfragmente sowie auch komplett erhaltene Gefäße, Stein- und Knochengeräte, Mahlsteine, Asche- und Holzkohlereste, Hüttenlehmbrocken, Hörner von Hausrindern und Auerochsen und einzelne Menschenknochen. In fünf Gruben, die aus verschiedenen Zeiten stammen, wurden mindestens 16 menschliche Skelette gefunden. Einige davon waren in Hockerstellung beigesetzt und die anderen offenbar in die Gruben geworfen worden. Aufgrund von zuvor erfolgter Bodenerosion in Höhe von etwa 1,5 Metern wurden im Inneren der Anlage lediglich zwei Siedlungsgruben entdeckt.

Es wird davon ausgegangen, dass es sich bei der Anlage um eine Siedlung gehandelt haben dürfte. Der äußere Graben wurde zu verschiedenen Zeiten angelegt und zeigt Unterbrechungsphasen, in denen er verfiel. Er wurde mindestens vier Mal neu angelegt und verändert und dabei immer wieder mit Keramik und Abfällen gefüllt. Der innere Graben zeigte keine Umbauten und scheint sich langsam mit Abfall gefüllt zu haben.

Das Erdwerk „Bruchsal Altenberg“

Es liegt auf dem als „Altenberg“ bezeichneten Bereich im Bruchsaler Stadtteil Heidelsheim und war nur noch teilweise erhalten. Im März 1951 wurden in vier Abschnitten die Reste zweier parallel verlaufender Gräben entdeckt, die noch eine Tiefe von bis zu 1,65 Metern aufwiesen. In ihnen wurden sehr viele Menschenknochen gefunden. Dazu fanden sich verstreute Tierknochen und Keramikscherben. Die Menschenknochen wiesen Bissspuren von Tieren auf und stammten von 20 bis 30 Menschen, die Mehrzahl von ihnen waren Mädchen und Frauen. Zwei Drittel bildeten Kinder und Jugendliche.

Das Erdwerk „Bruchsal Scheelkopf“

Es wurde im Nordosten von Bruchsal zufällig entdeckt und besaß zum Zeitpunkt der Entdeckung noch einen 40 Meter langen Graben sowie ein Tor. Teile des Erdwerks waren 1899 durch einen nahe gelegenen Steinbruch angeschnitten worden und später durch Bautätigkeiten verloren gegangen.

Die Untersuchung der gefundenen Keramik lieferte eine Herstellungszeit zwischen 3.800 und 3.700 v. Chr., was in die Spätphase der Michelsberger Kultur verweist. Die gefundenen Knochen stammten zu rund Dreiviertel von Wildtieren und nur zu einem Viertel von Haustieren. Dies könnte ein Hinweis auf eine Klimaverschlechterung sein, die zu einer verstärkten Jagd führte.

Ausstellung

Vom 20. November 2010 bis 15. Mai 2011 fand im Badischen Landesmuseum‎ die Ausstellung „Jungsteinzeit im Umbruch - Die Michelsberger Kultur und Mitteleuropa vor 6000 Jahren“ statt.

Literatur

  • „Jungsteinzeit im Umbruch – Die Michelsberger Kultur und Mitteleuropa vor 6.000 Jahren“, Badisches Landesmuseum, Begleitbuch zur gleichnamigen Ausstellung vom 20. November 2010 bis 15. Mai 2011, Primus Verlag Darmstadt, ISBN 978-3-937345-46-8

Weblinks

Fußnoten

  1. Die deutschsprachige Wikipedia zum Thema „Nestor“
  2. Die deutschsprachige Wikipedia zum Thema „Radiokarbonmethode“
  3. Die deutschsprachige Wikipedia zum Thema „Fruchtfolge“
  4. Die deutschsprachige Wikipedia zum Thema „Fruchtbarer Halbmond“
  5. Die deutschsprachige Wikipedia zum Thema „Palisade“