Dragonerkaserne Bruchsal

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Luftbild, ca 1998
Luftbild 2015
2009: nordwestliches Hauptgebäude
Gedenkstein mit Nutzungsgeschichte

Die Bruchsaler Dragonerkaserne war ein Militärgebäude, das bis Mitte der 1990er Jahre von Reichswehr, Wehrmacht und Bundeswehr genutzt wurde. Ein kleiner Teil des Gebäudebestands ist in Bundeswehrnutzung verblieben.

Geschichte

Eine erste Kaserne wurde als Neubau im Jahr 1753 in der Huttenstraße bezogen. Wegen gravierender Baumängel wurden die Truppen 1776 in die zur Kaserne umgebauten alten Tabakfabrik verlegt, die in der Wilderichstraße stand.

Ende Dezember 1807 zog hier das neu gebildete "Dragoner-Regiment von Freystedt" ein. 1830 in „Dragoner-Regiment Markgraf Maximilien“ umbenannt, blieb es bis zu seiner Auflösung 1849 am Standort.

Das neu gebildete 2. Reiter-Regiment (ab 1855 Dragoner-Regiment, ab Juni 1882 „2. Badisches Dragoner-Regiment Nr. 21“[1], wegen der gelben Uniform auch „Gelbe Dragoner“ genannt) war ab Januar 1851 in wechselnden Truppenzusammensetzungen und mit Unterbrechungen in Bruchsal stationiert.

Wann sich der Name „Dragonerkaserne“ durchsetzte ist nicht bekannt. Als nach dreijähriger Bauzeit im Oktober 1905 die neu erbaute Kaserne in der Kasernenstraße bezogen wurde, wurde der Name vom alten Gebäude übernommen. Das fortan als „alte Kaserne“ bekannte Gelände an der Wilderichstraße wurde ziviler Nutzung übergeben und am 1. März 1945 vollständig zerstört.

Im Zuge der allgemeinen Demobilisierung nach Ende des Ersten Weltkriegs wurde die Dragonerkaserne im Herbst 1919 geräumt. Zwar zog im Januar 1920 noch einmal eine aus Schwetzingen kommende Eskadron ein. Sie musste das Gelände im Oktober des selben Jahres verlassen, da Bruchsal innerhalb der im Versailler Vertrag festgelegten entmilitarisierten Zone lag.

1922 begannen auf dem von der Stadt Bruchsal gekauften Gelände umfangreiche Umbaumaßnahmen: Abgerissen wurden ein Stall und eine Reithalle. Das Kantinengebäude wurde zu einer Haushaltsschule umgebaut, auch zwei der erhaltenen Ställe wurden als Schulräume hergerichtet. Der Rest der Gebäude wurde zum Teil erheblich umgebaut und zu Wohnraum umgenutzt. Nur ein kleiner Teil der Kaserne blieb im Besitz der Reichswehr. 1923 wurde zudem auf dem Gelände eine Jugendherberge eingerichtet, die vier Jahre später erweitert wurde.

1935 bezog der Reichsarbeitsdienst eines der Kompaniegebäude. Am 17. August 1937 zog die Wehrmacht mit der Nachrichtenabteilung Nr. 35 in die Kaserne ein. Ihr folgten Ende November 1938 die Festungs-Flak-Abteilung 35 und später weitere Einheiten. Den Bombenangriff auf Bruchsal am 1. März 1945 überstand das Kasernengelände, das zu dieser Zeit als Reserve-Lazarett diente, weitgehend unbeschädigt, lediglich ein Dachstuhl brannte.

Kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Kaserne von der Wehrmacht geräumt. In kurzer Folge diente das Gelände als Kaserne für die amerikanische Besatzungsmacht, als Internierungslager für NS-Parteimitglieder, als Notunterkunft für wohnungslose Bruchsaler und zeitgleich ab Herbst 1946 als Raum für die Stirumschule, die bereits vor der Wehrmachtszeit hier ihr Quartier bezogen hatte.

1947 zog die Landesfeuerwehrschule im Kasernengebiet ein. Außerdem wurden die leerstehenden Fahrzeughallen an verschiedene Handwerksbetrieben vermietet.

Nach längeren Umbauarbeiten zog am 1. Oktober 1960 die Bundeswehr mit dem Luftlandepionierbataillon 9 und der Luftlande-ABC-Abwehrkompanie 9 in die Dragonerkaserne ein. Die Umbauten betrafen unter anderem das Stabsgebäude im Eingangsbereich, das neu gebaut wurde sowie den Technikbereich im hinteren Teil des Geländes.

Ab 1963 war bis zum Ende der Bundeswehrnutzung das neu aufgestellte ABC-Abwehrbataillon 210 (bzw. 750) stationiert. 1993 zog die Bundeswehr aus der Kaserne aus. Damit endete die Nutzung des Gebäudekomplexes als Kaserne

Nachnutzung

Längere Zeit wurde nach Nutzungsmöglichkeiten für die teilweise denkmalgeschützten Gebäude gesucht. Im Gespräch waren unter anderem die Nutzung als Wohnungskomplex, als technisches Rathaus, Baubetriebshof oder als Standort für das Landwirtschaftsamt. Aus verschiedenen Gründen wurde keiner dieser Pläne umgesetzt.

Ende 1997 stand fest, dass die International University in Germany einziehen würde. Um das Gelände für diese Hochschule nutzbar zu machen, wurde umfangreich umgebaut: Das Stabsgebäude am Eingang wurde abgerissen (Der darunterliegende Bunker blieb aus Kostengründen jedoch bestehen). Die Kompaniegebäude wurden in Lehrräume umgebaut. Aus den Offizierswohnheimen wurden Studentenwohnheime. Abgerissen wurde der gesamte technische Bereich, der bis heute unbebaut ist (eine später geplante Bebauung für das Heisenberg-Gymnasium Bruchsal kam nicht zustande). Anstelle der Fahrzeughalle, die entlang der Steinackerstraße standen wurden vier Studentenwohnheime gebaut. Schließlich wurde das Wirtschaftsgebäude in ein Verwaltungs-und Mensagebäude umgestaltet.

Gebäude 6, zu Bundeswehrzeiten mit Lehrsälen ausgestattet, wurde, zunächst provisorisch vom Justus-Knecht-Gymnasium genutzt und im Jahr 2001 für die „Siemens Technik Akademie“ umgebaut. Als diese ihren Betrieb im Jahr 2005 einstellte, zog das JKG wieder ein.

Als die International University 2009 den Betrieb einstellte, zog die Stadtverwaltung, die wegen des Baus der Rathausgalerie das Rathaus Bruchsal räumen musste, bis März 2011 in die leerstehenden Räume ein. Es verblieben verschiedene Ämter (unter anderem das Standesamt) im südöstlichen Kompaniegebäude.

Ende 2012 bezogen die SEW und die Hochschule Karlsruhe – Technik und Wirtschaft, die eine Kooperation vereinbart hatten, den überwiegenden Teil der Räume. Die neu gebauten Häuser entlang der Steinackerstraße wurden umgestaltet und dienen seither als Eigentums- und Mietwohnungen.

Bilder

Lage

Dieser Ort im Stadtplan:

Fußnoten

  1. Die deutschsprachige Wikipedia zum Thema „2. Badisches Dragoner-Regiment Nr. 21“