Bonifatiuskirche

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Bonifatiuskirche

Die römisch-katholische Bonifatiuskirche wurde von 1905 bis 1908 vom Architekten Johannes Schroth in historisierendem Stil mit vereinzelten Jugendstil-Elementen erbaut. Ihre Lage ist in der Sophienstraße/Ecke Schillerstraße.

blaue Tafel an der Bonifatiuskirche

Sie gehört zur Pfarrei St. Bonifatius.

Geschichte & Beschreibung

Der bekannte Kirchenbaumeister Johannes Schroth, Leiter des Erzbischöflichen Bauamtes Karlsruhe, entwarf die neuromanische Kirche. H. Illig und F. Schludecker waren die bauleitenden Architekten. Grundsteinlegung war an Pfingsten 1906, die Weihe am 18. Oktober 1908.

Eine Besonderheit der Kirche ist es, dass der Heilige St. Bonifatius vor der Kirche steht, auf einem Sockel. Dies liegt daran, dass das „Bonifatius Werk“ erhebliche finanzielle Mittel in das Kirchengebäude gesteckt hatte, weil Karlsruhe aus katholischer Sicht eher eine Diaspora war. Daher gab es noch vor dem Bau eine Skulptur.

Der Aufbau einer romanischen Basilika im gebundenen System ist das Vorbild. Über einen Grundriss in Form eines lateinischen Kreuzes kommen auf ein Joch des kuppelgewölbten Mittelschiffes je zwei kreuzgratgewölbe Joche in den Seitenschiffen. Auch die Chorapsis ist wie bei einer Basilika angelegt. Wie bei der Herz-Jesu in Ettlingen verzichtete der Architekt auf einen Vierungsturm. Dagegen wurde die Hauptfassade mit einem wuchtigem Mittelturm betont. Diese Fassade erinnert an Westwerke rheinischer romanischer Basiliken. Die Quellen für die einzelnen Bauelemente sind im einzelnen schwer festzulegen. M. Bringmann nannte den Speyerer Dom (Portale, umlaufende Zwerggalerie), in Limburg St. Georg (Rosenfenster im Querschiff) und in Bonn St. Elisabeth (Turmgliederung).

Der Innenraum ist durch den Stützenwechsel geprägt. Die Mittelschiffarkaden werden abwechselnd von Pfeilern und Zwillingssäulen getragen. Den Pfeilern ist zum Mittelschiff und zu den Seitenschiffen je ein halbkreisförmiger Dienst vorgelagert, der mit seinem Kapitell die Gewölbelast zu übernehmen hat. Die Gewölbejoche des Mittelschiffes sind durch Gurtbögen begrenzt. In den Seitenschiffen und den darüberliegenden Emporengeschossen ruhen die Kreuzgratgewölbe auch auf Diensten und an den Außenwänden auf Pilastern. Über einem Schachbrettgesims öffnen sich die Emporen in jedem Mittelschiffjoch mit je zwei Rundbogentriforien. Die Bögen werden von Zwergsäulchen mit ornamentierten Kapitellen getragen. Auch im Langchor und der Hauptapsis wird die Empore weitergeführt. Anstelle der Triforien sehen wir hier aber Biforien.

Auch außen wird die Einwölbung der dreischiffigen Basilika wirksam: Die Gewölbelast wird von abgetreppten Strebpfeilern aufgenommen. Mit Rücksicht auf die Schildbögen der Gewölbe mußten je zwei Rundbogenfenster zusammengedrückt werden. Am Chorumgang werden die zusammengedrückten Fenster durch die Strebepfeiler getrennt, da man nicht von der Achse der Strebepfeiler am Obergaden des Chores abweichen wollte. Die Zwerggalerie umzieht den Chorumgang und setzt sich, ununterbrochen durch die Querhausflügel, an den Seitenschiffen fort. Das Hauptgesims des Obergadens trägt einen Rundbogenfries mit einem Zahnschnitt darüber, das in der romanischen Baukunst sogenannte Deutsche Band. Der Rundbogenfries wird durch den Mittelturm über dem Haupteingang unterbrochen. Abgetreppt kehrt dieses Motiv in den Querhausgiebeln wieder.

Der straßenseitliche Giebel am Querhaus der Eingangsseite ist besonders reich durch eine steingebogene Säulenstellung, die die Rundbögen tragen, hervorgehend. Die mit Rundbogenblenden und reichen Bauornamenten geschmückte Seitenapsis birgt die Taufkapelle. Die vier großen Wimperge des Zeltdaches wirken durch die vorgestellten gestaffelten Säulchen wie von einem feinen Filigranmuster überzogen. Ein Dachreiter mit Rundbogenöffnungen und achtseitigem Zeltdach steht über dem Schnittpunkt der Firste der Satteldächer.

Orgel

Die Geschichte der beeindruckenden Orgel ist noch nicht ausreichend erforscht. Sie wurde 1948 von der Durlacher Firma Carl Hess unter Verwendung von wertvollem Pfeifenmaterial (28 Registern) der Vorkriegs-Orgel (Firma Orgelbauanstalt H. Voit und Söhne, Durlach) gebaut und im Laufe der Jahre immer wieder ausgebessert. Ursprünglich waren 70 Register mit zwei Schwellwerken und 32'-Stimmen geplant.

Zur Ausführung kamen letztlich 44 klingende Register auf drei Manualen und Pedal. Im Laufe der Zeit nahm sich der Orgelbauer Karl-Heinz Bormann (Kehl) der Orgel an, besserte Technik und Mechanik aus, ersetzte minderwertiges (Nach-) Kriegsmaterial durch hochwertiges neues und intonierte ein außerordentlich vielseitiges und z.T. voluminöses Klangbild, das in Verbindung mit dem Nachhall des monumentalen Kirchenbaus durchaus Kathedralatmosphäre erzeugt. Die Klangstärke und das Spielgefühl erinnern dabei sogar ein wenig an Notre-Dame in Paris.

Sanierung

Mittlerweile wäre eine Sanierung überfällig: der Sakralbau bröselt, vom Turm fallen Brocken herunter. Das Kreuz auf der Spitze wurde schon vor Jahren entfernt und liegt in der Krypta, die Westseite ist von Wetterschäden im Mitleidenschaft gezogen. Jährlich 10.000 Euro werden für das Nötigste ausgegeben. Zum Jubiläum gibt es noch keine Gelder für eine Sanierung, aber wenn die Arbeiten an der Bernharduskirche abgeschlossen sind, werden voraussichtlich Gelder bewilligt.

100-jähriges Bestehen

Im Jahr 2008 wurde das 100-jährige Bestehen gefeiert. Dazu gab es am 5. Oktober einen Festgottesdienst mit dem Freiburger Weihbischof Bernd Uhl und einer Aufführung der Krönungsmesse von Mozart. Am Wochenende 18./19. Oktober wurde ebenfalls besondere Kirchenmusik aufgeführt sowie eine Ausstellung über die Geschichte der Kirche gezeigt. Eine Festschrift sollte im Spätjahr erscheinen.

Literatur

  • Hans Huth: „Kath. Stadtpfarrkirche St. Bonifatius, Karlsruhe-Weststadt”, 2. Auflage, erschienen 1983. Verlag Schnell & Steiner GmbH, Regensburg. ISBN 978-3-7954-4235-4

Adresse

aus der Ferne
Bonifatiuskirche
Sophienstraße 127
76135 Karlsruhe

Lage

Dieser Ort im Stadtplan:

Zeichen 224.svg  nächste Haltestelle: Sophienstraße   

Weblinks

Fußnoten