r@dio.mp3

Aus dem Stadtwiki Karlsruhe:

r@dio.mp3

Screenshot der Webseite von r@dio.mp3 aus dem Jahr 2001

Ab dem 13. März 2000 startete die Firma MusicPl@y GmbH mit r@dio.mp3 den ersten über das Fernsehsignal ausgestrahlte Radiosender der Welt. Man konnte sich damals ohne Onlinekosten und ohne Gebühren vollkommen legal MP3s auf den Rechner speichern. Der Sender r@dio.mp3 sendete digitale Radiodaten über die vertikale Austastlücke [1] des Fernsehsenders NBC Europe, in welcher normalerweise der Videotext übertragen wird. Neben der im MP3-Format komprimierten Musik wurden zeitgleich Informationen und Mini-Covers gesendet. Die MP3s konnten mit Hilfe der Software auf dem PC des Nutzers gespeichert werden. Mit einer handelsüblichen TV-Tunerkarte und der r@dio.mp3-Empfangssoftware, die von der RapidSolution Software AG, Karlsruhe entwickelt wurde [2], konnte das Programm von rund 90 Prozent der Kabelhaushalte und zusätzlich digital über Eutelsat Hotbird empfangen werden. Im Karlsruher Kabelnetz konnte r@dio.mp3 problemlos angehört und aufgenommen werden.

Die Sendeanlagen standen in Düsseldorf im Medienhafen bei NBC-Europe [3]. Die Software filterte den in der Austastlücke übertragenen Datenstrom aus und spielte mittels eines integrierten Players die mit 128kBit/Sekunde kodierten MP3-Sounds in Echtzeit. r@dio.mp3 war ein eingetragener, lizenzierter Radio-Sender, also trotz Meinung einiger Unwissender völlig legal. Samstags konnten z.B. alle Titel der Sendung „TOP 50“ aufgenommen werden. Jeden Tag wurde außerdem eine aktuelle CD in kompletter Länge gespielt. Es war auch für jeden Musikgeschmack etwas dabei. So gab es Sendungen wie 80ies, 90ies, Rock-It, HipHop, Clubbing, Chillout und vieles mehr. Durch das vielfältige Angebot hatte r@dio.mp3 über 600.000 registrierte Benutzer.

Am 31. Mai 2001 musste die MusicPl@y GmbH beim Amtsgericht München das Insolvenzverfahren beantragen, da das wirtschaftliche Fortbestehen nicht mehr gesichert werden konnte, weil sich r@dio.mp3 nur aus Werbung finanzierte und die allgemeine Wirtschaftslage nicht so gut aussah. Am 8. Juni 2001 verstummte schließlich auch der Player und es wurde nichts mehr gesendet. Nachdem r@dio.mp3 von der Community starken Rückhalt erfahren hatte, wurde am 22.06.2001 eine Rettungsaktion gestartet [4]. So sammelte man Einzugsermächtigungen in Höhe von 5 Euro pro Monat und hätte bei genügend Einzugsermächtigungen einen Abo-Dienst starten können. Am Schluss hatte man über 13.000 Einzugsermächtigungen gesammelt, doch leider reichte dies noch nicht und so wurde r@dio.mp3 am 12.September 2001 liquidiert. Übrig geblieben ist eine Erinnerungsseite an r@dio.mp3 [5].

Megaradio.mp3

Screenshot der Webseite von Megaradio aus dem Jahr 2002

Fast 11 Monate nach der Liquidierung von r@dio.mp3 nutzte am 18.04.2002 mit Megaradio ein neuer Sender diese Technik. Die verwendete Software wurde wiederum von der RapidSolution Software AG, Karlsruhe entwickelt und gesendet wurde wieder über die Austastlücke des Fernsehsenders NBC Europe. Allerdings konnte man anfangs nur das Live-Programm, das auch über Mittelwelle oder WebStream zu empfangen war, hören. Knapp zwei Monate später entschied sich Megaradio dazu, über die Austastlücke ein anderes Programm als den Livestream zu senden und so wurden von nun an auch Titelinformationen mitgesendet. Das andere Programm wurde Megaradio.mp3 genannt. Ab dem 16.09.2002 startete Megaradio.mp3 den Premium-Service. Hierzu sendete Megaradio bis zu 5 aktuelle Alben pro Tag verschlüsselt und man konnte das verschlüsselte Programm für anfangs 5 Euro pro Monat erwerben. Die restliche Sendezeit war unverschlüsselt. Am 20.03.2003 wird aus heiterem Himmel bekannt, dass Megaradio bereits am 17.03.2003 beim Amtsgericht München einen Insolvenzantrag gestellt hatte. Der Sendebetrieb läuft aber erst mal weiter. Nachdem ab dem 01.04.2003 die Website nicht mehr zu erreichen war, schweigt am 04.04.2003 auch der Player. Gegen Mittag wird auch der Sendebetrieb über Mittelwelle, UKW und Satellit eingestellt. Leider verschwand damit wieder einmal diese geniale Technik, denn das Mittelwellenprogramm hat auch Megaradio.mp3 mit in die Insolvenz geritten. Zu Megaradio gibt es ebenfalls eine Erinnerungsseite [6].

RadioeasyMP3

Screenshot der Webseite von RadioeasyMP3 aus dem Jahr 2003

Auf Wunsch vieler User hatte sich Norbert Boehnke, der frühere Geschäftsführer der Musicpl@y GmbH bereit erklärt, ein neues r@dio.mp3 zu starten, sofern sich genügend User finden lassen. Am 26.05.2003 startete daraufhin die neue Website, auf der man sich zunächst unverbindlich eintragen konnte, damit ungefähr abgeschätzt werden kann, wie viel Interesse an einem neuen r@dio.mp3 besteht. Auch im Hintergrund tat sich so einiges: Michael Oplesch und Benjamin Ruth (beide früher bei Megaradio) suchten nach Investoren und Anfang Juni sah es so aus, als ob ein Sendestart in unmittelbarer Nähe wäre. Geplant war ein 24 Stunden Programm in einer Qualität von 128 kbit mit verschiedenen Genresendungen für 5 Euro pro Monat. Allerdings sprang der Hauptinvestor kurzfristig ab, so dass sich hieraus ein Problem ergab, da man kurzfristig keinen Ersatz finden konnte. Als einzigsten Ausweg sah man die Möglichkeit, im Voraus Einzugsermächtigungen zu sammeln, um mit RadioeasyMP3, wie der Name nun lauten sollte, ein neues Austastlückenradio zu starten. Da kein Hauptinvestor mehr da war und somit auch nur wenig Geld, hatte man mit den finanziellen Mitteln nur die Möglichkeit, von 6 bis 12 Uhr zu senden, sofern genügend Einzugsermächtigungen kamen, was aber dann wohl auch auf Grund der Sendezeit scheiterte. Die Kosten für ein Jahr belaufen sich auf 1,5 Millionen Euro, wie Norbert Boehnke in einem Interview mit der Infoworld mitteilte. [7].

RapidSolution Software AG

Weitere Infos zu den Austastlückenradios und zur Firma RapidSolution Software AG findet man auch beim Interview mit den Vorständen Hannes Prokoph und Gerhard Waidelich auf der Infoworld [8]. Des Weiteren entwickelte die RapidSolution Software AG auch noch den Player zum Empfang von Sexxxcast.TV, das über die Austastlücke des Fernsehsenders Eurosport übertragen wurde.

Weblinks

Fußnoten