Stephanienbad

Aus dem Stadtwiki Karlsruhe:

Version vom 19. September 2010, 12:56 Uhr von AD KA (Diskussion | Beiträge) (Änderung 367154 von Suggs (Diskussion) wurde rückgängig gemacht. / Der verschobene Text gehört zur Gebäudebeschr. Sonst macht es wenig Sinn...?)

Das Stephanienbad von nordwestlicher Richtung aus gesehen
Das Stephanienbad vom Albwinkel aus südwestlicher Richtung gesehen
Das Sperrtor beim Stephanienbad
Garten hinter dem Gebäude (Rechts im Bild)

Das ehemalige Stephanienbad war Teil eines öffentlichen Bades an der Alb und diente selbst nie als „Badehaus“. Es war als Tanzsaal und Gesellschaftsgebäude ausgelegt und war nicht nur Gastwirtschaft sondern zeitweise auch ein Mietshaus. Seit 1957 ist das Gebäude die Paul-Gerhardt-Kirche der Paul-Gerhardt-Gemeinde. Der erste Gottesdienst wurde im Stephanienbad aber schon am 15. Januar 1899 gefeiert.

Gebäudebeschreibung nach dem Umbau 1999

Das Gebäude wurde von Oktober 1997 bis Februar 1999 umfassend und aufwändig für rund 2,7 Mio. DM saniert. Dabei wurden die Änderungen, die im Zuge des Wiederaufbaus in den 1950'er Jahren vorgenommen wurden, wieder zurückgenommen, um den ursprünglichen Zustand wiederherstellen zu können. Zusätzlich wurde ein Fahrstuhl eingebaut, um alle Geschosse barrierefrei erreichen zu können.

Die Ausrichtung des Hauses ist in nahezu westlich/östlicher Richtung, wobei sich die Hauptzugänge im Westen in der Breite Straße befinden.

Im Erdgeschoss, welches ursprünglich Funktionsräume des Gebäude beherbergte, befinden sich seit dem Umbau unter anderem das Pfarrbüro, eine Bibliothek, eine Küche sowie ein Begegnungszentrum.

Im ersten Obergeschoss, welches sowohl durch einen Fahrstuhl, eine innen befindliche Treppe als auch durch eine zweiflüglige Außentreppe erreicht werden kann, befinden sich das Foyer und der große Saal, in dem die Gottesdienste stattfinden.

Das zweite Obergeschoss beherbergt im Westen den so genannten „Rittersaal“ und das Bürgerbüro des Bürgervereins Beiertheim. An der Nord- und Südseite befinden sich Besprechungs- und Jugendräume. Der Zugang in die verschiedenen Räume erfolgt über eine entsprechende Empore, die einen Blick in den großen Saal ermöglicht.

Der von unten sichtbare Dachstuhl schließt das Gebäude nach oben hin ab.

Mietmöglichkeit

Im hinteren Bereich des Stephanienbades gibt es einen großen Gesellschaftsraum mit Küche und Zugang zum Außengelände, den man für Veranstaltungen bis etwa 70 Personen von der Gemeinde mieten kann. Auf dem Außenbereich findet sich Platz für Festzelte oder Pavillons.

Geschichte

Im Jahr 1807 hatte der Wirt Andreas Marbe ein kleines öffentliches Bad an der Alb mit Kalt- und Warmwasser und daneben eine „Hütte“ bauen lassen, die als Tanzraum diente. Da sich der Ort eines hohen Zuspruchs erfreute, wurde 1811 bis 1814 an Stelle der „Hütte“ nach Plänen von Friedrich Weinbrenner ein größeres Gesellschaftsgebäude gebaut. Die Außenlage wurde als englischer Garten angelegt. Die Großherzogin Stephanie genehmigte die Verwendung Ihres Namens für das Gebäude.

Im Lauf der Zeit sank die Bedeutung des Stephanienbades und trotz zahlreicher Bemühungen des Wirtes blieben die zahlungskräftigen Gäste mehr und mehr aus. Deshalb musste er 1827 das Haus verkaufen und betrieb nur noch das Bad bis zu seinem Tod 1832.

Die Besitzer des Stephanienbades wechselten mehrmals und schließlich wurde das Gebäude in ein Mietshaus umgewandelt, in dem 1880 15 Mietparteien wohnten.

1881 erwarb Karl Knust, ein Karlsruher Schmiedemeister, das stark herunter gekommene Haus und die Badeanlage, um die noch vorhandene Wäscherei auszubauen. Dieser Geschäftszweig war zu jener Zeit sehr gefragt, weil die meisten bürgerlichen Haushalte, die sich das leisten konnten und wollten, ihre schmutzige Wäsche außer Haus an eine Wäscherei gaben. Die Badeanlage baute er aus, so dass 32 Einzelkabinen entstanden. Diese hatten in den Boden versenkte Badewannen und Duschen. Zusätzlich gab es ein Schwimmbad für Männer und Jungen. Später kam noch ein Damenschwimmbad hinzu und eine dampfgetriebene Wellenmaschine. Das Stephanienbad-Gebäude selber wurde wieder vom Mietshaus zur Wirtschaft umgebaut.

Die ersten Karlsruher Schwimmvereine trafen sich im Bad und das badische Militär brachte seinen Rekruten hier das Schwimmen bei. Beiertheim profitierte von der Wäscherei, da dort bis zu 60 Wäscherinnen eigenverantwortlich arbeiteten und dem Besitzer nur ein Nutzungsentgeld bezahlen mussten.

Im Jahr 1903 erweiterte Karl Knust das Bad kurz vor seinem Tod um das „Erste Karlsruher Licht-, Luft- und Sonnenbad“, welches sich innerhalb kurzer Zeit einem hohen Zulauf erfreute. Aus diesem Grund wurde auch die damals bestehende Straßenbahnverbindung Beiertheims mit Karlsruhe verbessert. Gleichzeitig befürchteten konservative und traditionelle Kreise der Gesellschaft einen „Sittenverfall“.

Bereits 1905 musste der Badebetrieb eingestellt werden, da wegen des Baus der Gleisanlagen auf dem Bahnhochdamm zum neuen Hauptbahnhof eine Verlegung der Alb notwendig wurde. Auch der Betrieb der Wäscherei wurde dadurch unmöglich. Der englische Garten wurde bei den Baumaßnahmen ebenfalls zerstört.

Die Bedeutung des Stephanienbades sank dadurch sehr stark. Bis zum ersten Weltkrieg fanden im so genannten „Rittersaal“ die verbotenen Mensuren schlagender Studentenverbindungen statt.

Nach dem ersten Weltkrieg ging das Stephanienbad in den Besitz der Stadt Karlsruhe über, die es ab 1926 an die evangelische Kirchengemeinde verpachtete. Hieraus entstand ab 1957 die Paul-Gerhardt-Gemeinde.

Bedeutung des Wehrs

Das Wehr am Stephanienbad besteht seit 1908, die heutige Form ist aus 1974. Der ursprüngliche Zweck war, den Aufstau zum Baden zu verwenden. Der Rückstau bis Rüppurr hat die Bedingungen im Fluss geändert und hatte negative Auswirkungen auf die Vielfalt der Fauna.

Lage

Es liegt in Beiertheim an der Alb an der Breite Straße und der Weiherfeldstraße in unmittelbarer Nähe des Bahnhochdamms der DB Netz AG.

Dieser Ort im Stadtplan:

Literatur

  • Birgit Sauer-Löffler: Hier ist ein neues Leben los. Stephanienbad – Paul-Gerhardt-Gemeinde. 175 Jahre Geschichte eines Hauses. Selbstverlag, ohne Ort, 1987

Weblinks