Sandweier

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Sandweier ist ein Stadtteil von Baden-Baden. Es liegt in der Rheinebene, zwischen Haueneberstein und Iffezheim.

Geschichte

Die älteste Erwähnung stammt aus dem Jahr 1308 mit dem Namen "Wilr". Im Laufe der Jahrhunderte änderte sich der Name zu Santwiler (Weiler im Sand) und schließlich auch zu Sandweier.

Über die Geschichte des Stadtteils kann man sich im Heimatmuseum Sandweier erkundigen.

Politik

Sandweier wurde 1975 zu Baden-Baden eingemeindet.

Archiv

Im Eingemeindungsvertrag wurde festgelegt, dass der Archivbestand weiter eigenständig im Stadtteil Sandweier zu führen sei. Die Originalquellen reichen bis ins Jahr 1774 zurück. Die Archivalien waren in einem Raum im Heimatmuseum Sandweier untergebracht. Doch dort wurden sie immer wieder feucht, woraufhin die Sandweierer Ortschaftsräte Mitte 2009 für einen Umzug der Archivalien ins Stadtarchiv Baden-Baden stimmten.

Topinambur

Sandweier ist bekannt für den Anbau von Topinambur, als Schnaps nennt man ihn dann Topi.

Schnapsbrennereien

In Sandweier gibt es noch 16 Brennereien. Eine davon gehört der Familie Ewald Schäfer. Die folgenden Informationen zum Topinamburschnapsbrennen konnten bei einer Privatführung gesammelt werden:

Anbau und Ernte

Im April werden die kleinen Setzlinge mit einer Setzmaschine in den Boden eingepflanzt. Man braucht sich eigentlich fast gar nicht um die Topiknollen kümmern. Gelegentlich zupft man Unkraut aus der Erde und düngt. Wenn die Knollen eine gewisse Größe erreicht haben, dann wird mit einer Maschine Erde angehäuft, damit die Pflanzen Halt bekommen.

Von Dezember bis März kann man dann endlich die Topiknollen aus der Erde holen. Der Maishäxler entfernt zuerst den Stängel, dann kommt der Kartoffelroder ins Spiel. Er zieht alle Knollen aus der Erde und lässt sie dann auf dem Boden liegen. Dann müssen alle Topiknollen eingesammelt und auf einen Wagen geladen werden.

Waschen und Mahlen

Daheim angekommen, werden die Knollen in eine Art Waschmaschine gelegt. Sie wäscht die Knollen und wirft sie nach und nach in einen Korb, der vor der Maschine steht. Jetzt werden sie in einen „Allesmuser” gelegt. Er zerhäxelt die Knollen zu Maische. Dadurch, dass am Ausgang des Häxlers eine Pumpe angebracht ist, wird die Maische gleich in Fässer transportiert.

In den Fässern

In die Fässer werden nun auch noch Hefe und Verflüssiger hinzugefügt. Im Gärraum hat es ca. 16-18° C. Nach 2-3 Wochen ist die Maische vergärt.

Nun muss man sich beim Zoll anmelden und die Menge Maische in Litern angeben, die man zu Schnaps brennen will. Dann kommt eine Genehmigung zur Abgabe oder zum Kundenverkauf. Jetzt kann es losgehen.

Brennen

Damit Herr Schäfer auch weiß, wann und wie viel er schon gebrannt hat, führt er ein Brennbuch. Darin stehen Tag, Uhrzeit, Menge, Rohstoff, Vorratsbottich und andere Infos. Dann kommt das Eigentliche:

Der Kessel wird erhitzt und mit ca. 100 Liter Maische gefüllt. Damit nichts am Kesselrand oder -boden ankleben bleibt, ist ein Rührwerk im Kessel befestigt, das sich dreht und somit alles in Bewegung hält. Die Alkoholdämpfe, die entstehen, steigen in den Verstärker (früher "Kotzer" genannt) auf. Dieser leitet die schlechten Dämpfe (enthalten noch kleine Spritzpartikel) wieder zurück in den Kessel. Die guten Dämpfe werden weiter in die Rohrenkühlung gebracht. Dort geht um die eine Röhre eine zweite Röhre herum. Durch diese zweite Röhre wird kaltes Wasser gespült. Dadurch wird der Dampf flüssig.

Vorlauf, Mittellauf, Nachlauf

Der erste Liter Schnaps wird dann weggenommen. Das ist der Vorlauf. Er hat ca. 80% und ist milchig. Der Mittellauf hat 70-72% Alkohol und ergibt ca. 7-8 Liter. Bei ca. 55% Alkoholgehalt geht der Mittellauf in den Nachlauf über.

Das alles funktioniert so reibungslos, weil ein automatisches Trenngerät die Läufe trennt. Nun verdünnt man den Schnaps mit Wasser auf 46%. Das ergibt dann aus 7-8 Litern 10 Liter.

Anwendung

Nun kann man den Schnaps entweder trinken oder als „Medizin“ für Bauchweh, Verstauchungen und vieles mehr benutzen.

Naturschutzgebiete

Bei Sandweier gibt es zwei Naturschutzgebiete, das Naturschutzgebiet Bruchgraben und das Naturschutzgebiet Sandweier.

Naturschutzgebiet Bruchgraben

Eines der schönsten Naturschutzgebiete am Ostrand der Rheinebene ist der Bruchgraben. Er befindet sich zwischen Sandweier und Baden-Oos. Bei Hochwasser dient der Bruchgraben als natürlicher Rückhalteraum. Auch zur Naherholung ist das Gebiet mit seinen Rad-und Wanderwegen geeignet.

Ein Teil des Naturschutzgebietes wird auch „Sauweid” genannt. Das kommt daher, dass bis 1942 ein Schweinhirte die Schweine aus Sandweier hier her getrieben hatte. Der Boden hier ist sehr torfhaltig. Im Norden des Bruchs liegt der Leissee.

Naturschutzgebiet Sandweier

Verlässt man Sandweier in südlicher Richtung und überquert die Autobahn kommt man zu einem großen Naturschutzgebiet, welches links vom Kühlsee bekreuzt ist. Seit Anfang des 20. Jahrhundert wurde das Gelände für militärische Übungen der französischen Armee genutzt. Seit dem Abzug wurde es zum Naturschutzgebiet Sandweier umfunktioniert. Die Sandrasen und Dünenwälder bei Sandweier sind eines der bedeutenden Sandgebiete Baden-Württembergs und Teil des europaweiten Schutzgebietsnetzes Natura 2000. Am Ende der Eiszeit wurde die vom Rhein gebildete Schotterterrasse von Sand überweht, es bildeten sich bis 18 Meter hohe Wanderdünen. Um die Sandrasen zu erhalten, werden die Flächen mit Ziegen und Schafen beweidet.

Dünen fern vom Meer - woher kommt der Sand?

Am Ende der letzten Eiszeit, vor rund 10 000 Jahren, transportierte der damals noch stark verzweigte Rhein riesige Sand-und Kiesmassen in die Oberrheinebene.

Sandrasen

Hunderte kleiner Blüten sind auf nur wenige Quadratmeter zu finden. Bereits im April blühen Sandhorkraut, Bauernsenf und das hellblaue Hügel-Vergissmeinnicht, im Mai wird die Fläche von der goldenen Ginsterblüte geprägt, ab Juni leuchten blau die zarten Blüten des Sandglöckchens, im Juni reflektieren die Blütenstände des Silbergrases das Sonnenlicht. Hitze bis zu 70°C an der Bodenoberfläche, Trockenheit, Nährstoffarmut und saurer Boden - das sind die extremen Bedingungen, unter denen Pflanzen des Sandrasens im Gebiet leben müssen.

Ziegen als Biotoppfleger

Ziegen tragen seit Herbst 2001 dazu bei, die wertvollen Lebensräume kostengünstig zu erhalten. Ohne regelmäßige Pflege würden die Sandrasen schnell von Gebüsch und Bäumen überwachsen und beschattet.

Vereine

In Sandweier gibt es einige Vereine: unter anderem die Freiwillige Feuerwehr, den Fußball- und Turnverein, den Angelsportverein, den Musikverein Sandweier [1] und noch andere. Es gibt auch die Erdäpfler, die nach der Blüte des Tobinamburs benannt sind, und die Topiknollen, die nach der Knolle des Tobinamburs benannt sind. Insgesamt gibt es mehr als 20 Vereine.

Weblinks