Mundartlexikon: Unterschied zwischen den Versionen

Aus dem Stadtwiki Karlsruhe:

Zeile 23: Zeile 23:
 
; Rappele : [[Rappenwört]] (Insel in [[Daxlanden]], einem [[Stadtteil|Karlsruher Stadtteil]])
 
; Rappele : [[Rappenwört]] (Insel in [[Daxlanden]], einem [[Stadtteil|Karlsruher Stadtteil]])
 
; Ruße : Rußheim (zu [[Dettenheim]])
 
; Ruße : Rußheim (zu [[Dettenheim]])
  +
; Sankt Klee : [[Sankt Leon-Rot]]
  +
; Scherrburg : [[Philippsburg]]
 
; Schreck, Leo, Leboldshafe : Leopoldshafen, nach dem ehemaligen Ortsnamen Schröck (zu [[Eggenstein-Leopoldshafen]])
 
; Schreck, Leo, Leboldshafe : Leopoldshafen, nach dem ehemaligen Ortsnamen Schröck (zu [[Eggenstein-Leopoldshafen]])
 
; Wängerte : [[Weingarten (Baden)]]
 
; Wängerte : [[Weingarten (Baden)]]

Version vom 1. Oktober 2005, 15:37 Uhr

Das Mundartlexikon zur Karlsruher Mundart.

Inhaltsverzeichnis Ortsnamen Wunschliste Grammatik Betonung Weblinks
Wörter: A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z

Ortsnamen

Über die Jahre und meist auch aus alter Zeit haben sich verschiedene mundartliche Bezeichnungen für Orte etabliert. Hier sollen einige dieser Namen gesammelt und "übersetzt" werden.

Brusl
Bruchsal
Dorlach, Letschebach
Durlach (Karlsruher Stadtteil)
Eggschtoi
Eggenstein (zu Eggenstein-Leopoldshafen)
Forche
Forchheim (zu Rheinstetten)
Grawe
Graben (zu Graben-Neudorf)
Iffze
Iffezheim
Kalsruh
Karlsruhe
Lielse
Liedolsheim (zu Dettenheim)
Linkene
Linkenheim (zu Linkenheim-Hochstetten)
Mannem / Monnem
Mannheim
Mihlburg
Mühlburg (Karlsruher Stadtteil)
Nairait, Neeret
Neureut (Karlsruher Stadtteil)
Rappele
Rappenwört (Insel in Daxlanden, einem Karlsruher Stadtteil)
Ruße
Rußheim (zu Dettenheim)
Sankt Klee
Sankt Leon-Rot
Scherrburg
Philippsburg
Schreck, Leo, Leboldshafe
Leopoldshafen, nach dem ehemaligen Ortsnamen Schröck (zu Eggenstein-Leopoldshafen)
Wängerte
Weingarten (Baden)

Außerdem werden viele Ortsnamen schlichtweg "einfacher" ausgesprochen durch Auslassen eines Buchstabens, beispielsweise Daxlande statt Daxlanden, Lepoldshafe statt Leopoldshafen oder Reihhafe statt Rheinhafen.

Wörterbuch

Für Mundart gibt es keine normierte Schreibung. Es wird versucht, möglichst phonetisch zu schreiben, trotzdem gibt es für ein und denselben Ausdruck verschiedene Schreibweisen (zum Beispiel "Gruschd" und "Kruschd"). Wenn die Variante den Anlaut betrifft, wird das Wort möglicherweise mehrfach aufgelistet.

A

abschlage
auseinander nehmen, auseinander bauen (beispielsweise Möbel)
abschmiere
verhauen
Aggasalat
Feldsalat, Rapunzel
Audo
Auto
alange
berühren, anfassen
alla
also
annaschda
anders
Apflbutze
Apfelrest aus Blüte, Kerngehäuse, Stängel und Resten des Fruchtfleisches
arg
sehr
auswelle
ausrollen (z.B. Plätzchenteig)

B

Babbedeggl
Karton (Material; von "Pappdeckel"), auch als Bezeichung von "Führerschein" verwendet
badsche
schlagen, ohrfeigen
bebbe
kleben
Bebber
Aufkleber
Beggagsell
der Bäckergeselle
Bibbeleskees
der Quark ("Bibbeles" sind Küken)
Bixemilch
die Büchsenmilch
Blanierraub
die Planierraupe
Blaschdiggugg
die Plastiktüte
Blaukraut
Rotkohl
Bobbele
Baby ("Erschtklässler Bobbele, trinkt ja noch des Schobbele")
bobble
mit Kleinkindern schmusen
Bollemitz
die Pudelmütze
Bubespitzle
Schupfnudeln (Teigwaren aus Kartoffelteig, werden angebraten und mit Sauerkraut und Speck gegessen)
Budslumbe
der Putzlappen, das Bodenwischtuch
Breedle
Keks (von "Brötchen")
bressiere
drängeln, eilen
Bruddler
eine Person, die häufig nörgelt, meckert ("bruddle" ist nörgeln)
butze
putzen

D

dabbe
laufen, gehen, treten
dahoim
zu Hause (vereinzelt auch "dehoim", in der Hardt "deheem")
Dambedai
Gebäck aus süßem Hefeteig in Männchenform, Augen aus Rosinen (norddeutsch: Stutenkerl)
Debbich
Bettdecke, Wolldecke
Debbichbadscher
der Teppichklopfer
doniwwa, donaa
dort hinüber, dorthin
druffhogge
draufsitzen, sich draufsetzen
Droddwar
Der Gehweg, Bürgersteig (von französisch trottoir)
dsidssinass
(d' Sids sin nass) die Sitze sind nass

E

ebbes
etwas
ebbes was de Bebbes nix ageht
das geht dich nichts an

F

Faasenachder
der Fasnachter; eine Person, die gerne Fastnacht feiert
Ferz
unnütze Dinge / Lügengeschichten
fezze
kneifen
Fezze
(Papier-)Schnitzel, abgetragenes Kleidungsstück
Fiiß
Füße, Beine
Flaischkiichle
Frikadellen
forzdrogge
furztrocken (umgangssprachlich), überaus trocken
Fra
die Frau (d'Fra - meine Frau)
Friehschobbe
Frühschoppen (geselliges Beisammensein mit Musik und Bier am Morgen)

G

Gaddehidd
die Gartenhütte
gautsche
schaukeln, wippen (Stuhl oder Schaukel)
Gebabbl
das Geschwätz
Gelberiiwe
Karotten
Gfräs
eine schlechte Mahlzeit, allgemein auch Mist, Quatsch
Gloidabiigl
der Kleiderbügel
Goggl
Hahn
Gosch
Mund
G'schäft
Arbeit; "ins G'schäft gehe": ins Büro gehen, zur Arbeit gehen; "ä G'schäft mache": Stuhlgang verrichten
Gugg
Tüte
gugge
schauen
Gutzl
Bon-Bon
Grumbiere
die krumme Beere, gemeint ist die Kartoffel
Gruschd
Kram, Gerümpel
gruschdle
herumkramen
Gschpritzdes
Bier mit Mineralwasser
Gselz
Konfitüre (umgangssprachlich: Marmelade)
Gselzbrot
Marmeladenbrot
Gsongveroi
der Gesangsverein
Gwedsche
die Zwetschge
Gweniglich
Gerade wenn man es nicht erwartet passiert es! (Das Wort ersetzt für gewöhnlich den ganzen Satz)

H

hajo
ja (betont)
hanoi
nein (betont)
hebe
festhalten (Achtung: es heißt nicht heben)
hii
kaputt
hiimache
kaputt machen
hinnere
nach hinten
Hobbele
der Tannen- oder Kiefernzapfen.
huddle
schnell und schlampig durchführen (meist als Warnung: net huddle!)
Huschdeguzl
der/das Hustenbonbon
jezed
jetzt

K

Keschte
(Ross)Kastanien, Esskastanien, Maroni
Kicheschorz
die Küchenschürze
Kichewoog
die Küchenwaage
Kiddel
Jacket (von Kittel)
Knaisl
Brotkanten, Anschnitt
Kusseng
der Cousin, der Vetter
Kraut
Kohl
Krautwiggl
Kohlroulade
Kruschd
Ansammlung meist kleiner, nicht näher bezeichneter Dinge, ähnlich wie "Ferz"

L

Labb
der Mund (von "Klappe") ("willsch oins uff d'Labb nuff?" bedeutet "möchtest du eine Ohrfeige bekommen?")
Labbe
Lumpen
Lätsch
der Mund, schmollender Gesichtsausdruck
lipfe, lupfe
hochheben

M

Muggeneschd (Kneipe) in Muggensturm
Maulschell
die Ohrfeige
Mauldasch
gefüllte Teigtaschen
Middag
der Mittag, der Nachmittag
mir
wir ("mir hen" - "wir haben")
moinsch?
glaubst du wirklich? (zweifelnd)
Mugg
Stubenfliege

N

nablozze, nabengeln
hinfallen (Ein spezieller badischer Kirschkuchen heißt "Kerscheblozza")
na isch a!
man kanns nicht mehr ändern, nun ist es auch egal.
naa
hin
naabringe
hinkriegen, erreichen, reparieren
nai
je nach Kontext "hinein" oder "neu"
naidabbt!
reingefallen!
niwerzus
hinüber
nuff, nuffzuus
hinauf
nunna
hinunter

O

obbachtgebbe
aufpassen, achtgeben
Oima
Eimer
Oxeaug
Ochsenauge (Gebäck?)

P

Pärrick
die Perücke
Peederle / Peederling
Petersilie
Pfipfes
Erkältung
Pimperle
das männliche Geschlechtsteil (Kindersprache)

R

Rabbele mache
Wasser lassen (hauptsächlich, aber nicht nur bei Kindern gebräuchlich)
Raddegiggl
der Rattenkot, sehr beleidigendes Schimpfwort für einen durchtriebenen Menschen
Radler
Bier mit Zitronenlimonade
Rauchfleisch
Räucherspeck
Reihaafe
der Rheinhafen
Reisbrei
Milchreis
Ribble
Kasseler
richte
reparieren, zurechtlegen
riwerzus
herüber
Rosebebbele
der Rosenkohl
Roderiiwe
Rote Beete

S

Sauraschbruudl
Mineralwasser
schaffe
arbeiten
Schalkadoffl
Pellkartoffel
Schdroseba
die Straßenbahn
schdupfe
stechen, pieksen
Schlabbe
der Schuh, der Hausschuh
schnipfle
schneiden
sella
jener, der dort ("des kannsch halde wie sella uffm Dach" bedeutet: "das kannst du machen, wie du willst", "das kannst du halten wie der Dachdecker")
Schbeezi
Cola mit Limonade
Schbinnehuddle
Spinnweben
Schbordla
Sportler
schdauche
treten
Schäufele
gebratene Schweineschulter
Schlambale/Schlamba-Mepple
Federmäppchen, in dem Stifte etc. ungeordnet gesammelt werden (wenn man darin "ebbes" finden will, muss man erst "gruschdle")
Schlegl
Keule (z.B. beim Huhn)
Schleggsl
Marmelade
schlozze
lutschen, trinken
Schnebberle / Schnäbberle
eigentlich das männliche Geschlechtsorgan, daher der Ausdruck: "uff 'm Schnebberle sitze" für "auf der Stuhlkante sitzen" (auch aus Platzmangel); auch gebräuchlich für "auf dem Sprung sein", "gleich gehen müssen".
Schnoog
Stechmücke (von Schnake, wie die Tiere in Süddeutschland genannt werden)
Schnoogebubbl
die Schwellung infolge eines Stechmückenstiches
Schobbele
Babyflasche (von Schoppen)
schugge
schubsen, stoßen
seie
sieben
Seia ; Sieb

T

Traible
rote Johannisbeeren

U

uffbasse
aufpassen, achtgeben
uffrabble
sich aufrappeln

V

verbutze
leiden können
verhebe
unterdrücken (Lachen, Harndrang etc.)
verlache
auslachen
versauboidle
verlegen, verschlampen, verlieren
versohle
(Hintern) verhauen
versorge
aufräumen, an seinen Platz stellen
verzeehle
erzählen

W

Wefz
Wespe (Plural: Wefzge)
Weggle
das Brötchen
Weggmeel
Paniermehl, Semmelbrösel
Wellholz
Nudelholz, Kuchenrolle
Woaschd
die Wurst
woisch
weißt du (erklärendes Anhängsel)
worre
geworden (bisch nass worre? - Bist du nass geworden)

Z

zamme
zusammen, gemeinsam
zwoi woiche Oia in oinare Roi
zwei weiche Eier in einer Reihe (Spruch, der dazu dient, echte Badener von Wahl-Badenern zu unterscheiden)
Zwuggl
sehr kleine Person

Wunschliste

Fehlende Einträge sind auf der Wunschliste.

Grammatik

Auch in der Grammatik gibt es Unterschiede zum Hochdeutschen.

3. oder 4. Fall

Im Hochdeutschen heißt es "jemanden anrufen" (4. Fall, Akkusativ), im Badischen verwendet man den 3. Fall (Dativ), es heißt also "jemandem anrufen". "Rufst du mich morgen an?" heißt also übersetzt ins Badische "Dusch ma moaige arufe?"

Hilfsverb "tun"

Häufig wird das Verb "tun" als Hilfsverb eingesetzt, was den Vorteil hat, dass man nur "tun" beugen muss und die jeweiligen Vollverben in der Grundform verwendet werden können.

Grammatisches Geschlecht

Manche Hauptwörter haben im Badischen ein anderes Geschlecht als im Hochdeutschen:

Hochdeutsch/Badisch
der Bach/die Bach
(historisch, noch in Flur- und Gewässernamen sichtbar, Gewerbegebiet "An der Bach" Rheinstetten, "Alte Bach" im Landschaftsschutzgebiet "Füllbruch - Vokkenau" Stutensee, siehe auch Hagsfeld (Stadtteilplan), Saalbach)
die Butter/der Butter
der Kiosk/das Kiosk
der Teller/das Teller


Besitzanzeigende Fürwörter

Bei Verwandtschaftsbeziehungen werden häufig keine besitzanzeigenden Fürwörter benutzt.

d'Fra/meine Frau
d'Omma/meine Großmutter
d'Mama/meine Mutter

Betonung

Die Betonung ist ein kompliziertes Kapitel. Das Folgende lässt sich sicher in einen größeren linguistischen Zusammenhang bringen. Aber zunächst so viel:

Im Badischen wird anders betont als im Hochdeutschen. Das fängt schon bei der Aussprache der Stadt Karlsruhe an. Im Hochdeutschen betont man auf der vorletzten Silbe: "Karls'ruhe". Die Badener hingegen betonen auf der ersten Silbe: "'Karlsruh(e)"

Auffällig ist auch die angepasste Aussprache französischer Namen:

Badisch/Französisch
'Balkon/Bal'kon
'Jaqueline/Jaque'line
'Nadine/Na'dine
'Nicole/Ni'cole
'Pascal/Pas'cal
'René/Re'né
'Yvonne/Y'vonne

Weblinks