Lutherkirche: Unterschied zwischen den Versionen

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Die Kirche wurde zwischen [[1905]] und [[1907]] vom [[Architekturbüro Curjel & Moser]] im Auftrag der Kirchengemeinde Karlsruhe gebaut.
 
Die Kirche wurde zwischen [[1905]] und [[1907]] vom [[Architekturbüro Curjel & Moser]] im Auftrag der Kirchengemeinde Karlsruhe gebaut.
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Obwohl der Bauherr auf einer konsequenten romanischen Bauweise bestanden hatte, setzten sich die Architekten in einigen Bereichen mit Jugenstilelementen durch.
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Die Lutherkirche als Stadtteilkirche im Osten wurde fast zur gleichen Zeit gebaut wie die [[Christuskirche]] im Westen.
 
Aus den Besprechungsprotokollen der Baukommission wird deutlich, wie umstritten die Jugendstilelemente waren. Während der Bauherr auf einer konsequenteren romanischen Bauweise bestand, legte das Architekturbüro besonderen Wert auf eine Fülle von Jugendstilelementen am Pfarrhaus, Fenster, Giebel, Erker. Aus den Änderungen in den Plänen geht hervor, dass sich die Architekten in einzelnen Bereichen schließlich der eher jugendstilfeindlichen ästhetischen Auffassung des Bauherrn fügten.
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Die Kirche ist als Zentralbau mit einem quardratischen Mittelraum angelegt.
   
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Anders als die Bernharduskirche am Durlacher Tor steht die Lutherkirche mitten im Wohngebiet und nicht auf einem freien Platz.
Die Lutherkirche als Stadtteilkirche im Osten wurde fast zur gleichen Zeit gebaut wie die [[Christuskirche]] im Westen. Für beide Kirchen hatten Curjel und Moser den Auftrag. Während jedoch die Christuskirche noch eher vom neogotischen Stil zum [[Jugendstil]] überleitet, kann man die Lutherkirche bereits als Jugendstilkirche bezeichnen, wenngleich auch deutlich neuromanische und zum Teil klassizistische Züge erkennbar sind.
 
 
Aus den Besprechungsprotokollen der Baukommission wird deutlich, wie umstritten die Jugendstilelemente waren. Während der Bauherr auf einer konsequenteren romanischen Bauweise bestand, legte das Architekturbüro besonderen Wert auf eine Fülle von Jugendstilelementen am Pfarrhaus, Fenster, Giebel, Erker. Aus den Änderungen in den Plänen geht hervor, dass sich die Architekten in einzelnen Bereichen schließlich der eher jugendstilfeindlichen ästhetischen Auffassung des Bauherrn fügten.
 
   
Eine Besonderheit stellt die Lage der Kirche dar: Sie steht mitten im Wohngebiet und nicht auf einem freien Platz. Kirche, Pfarrhaus und Gemeindesaal verschmelzen zu einer Einheit, die blockhaften, mächtigen Formen und die Verwendung großer rauer Steine betonen Bodenständigkeit und Kraft, so dass man unwillkürlich an Luthers "Ein feste Burg ist unser Gott" denkt. Dieser Eindruck der starken Kirche inmitten ihrer Gemeinde war gewollt: Die [[Melanchthonstraße]], die bewusst nach dem Theologen und Reformator des 16. Jahrhunderts benannt ist, wurde [[1902]] eigens zu diesem Zweck angelegt, und die Wohnbebauung fällt auch in diese Zeit. Die Häuser an der Melanchthonstraße mit den Hausnummern 1 bis 4 entstanden zwischen [[1901]] und [[1904]] und stehen heute alle unter Denkmalschutz. Das Doppelmietwohnhaus Nr. 1/[[Georg-Friedrich-Straße]] 34 wurde vom Architekturbüro Curjel und Moser mitentworfen.
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Dieser Eindruck der starken Kirche inmitten ihrer Gemeinde war gewollt: Die [[Melanchthonstraße]], die bewusst nach dem Theologen und Reformator des 16. Jahrhunderts benannt ist, wurde [[1902]] eigens zu diesem Zweck angelegt, und die Wohnbebauung fällt auch in diese Zeit. Die Häuser an der Melanchthonstraße mit den Hausnummern 1 bis 4 entstanden zwischen [[1901]] und [[1904]] und stehen heute alle unter Denkmalschutz. Das Doppelmietwohnhaus Nr. 1/[[Georg-Friedrich-Straße]] 34 wurde vom Architekturbüro Curjel und Moser mitentworfen.
   
 
In der Architektur und Lage der Lutherkirche spiegelt sich kämpferisches Neuluthertum, eine Bewegung des 19. Jahrhunderts innerhalb der protestantischen Kirche, die die Offenbarung in den Mittelpunkt stellt und einen starken Akzent auf die Kirche setzt. Der Gesamteindruck wird verstärkt durch die überlebensgroße, fast klobig wirkende Lutherfigur am Turmfuß.
 
In der Architektur und Lage der Lutherkirche spiegelt sich kämpferisches Neuluthertum, eine Bewegung des 19. Jahrhunderts innerhalb der protestantischen Kirche, die die Offenbarung in den Mittelpunkt stellt und einen starken Akzent auf die Kirche setzt. Der Gesamteindruck wird verstärkt durch die überlebensgroße, fast klobig wirkende Lutherfigur am Turmfuß.

Version vom 21. Juli 2008, 08:19 Uhr

Lutherkirche

Die Lutherkirche ist die evangelische Kirche in der Karlsruher Oststadt. Sie gehört zur Luthergemeinde.

Geschichte und Architektur

Die Kirche wurde zwischen 1905 und 1907 vom Architekturbüro Curjel & Moser im Auftrag der Kirchengemeinde Karlsruhe gebaut. Obwohl der Bauherr auf einer konsequenten romanischen Bauweise bestanden hatte, setzten sich die Architekten in einigen Bereichen mit Jugenstilelementen durch. Die Lutherkirche als Stadtteilkirche im Osten wurde fast zur gleichen Zeit gebaut wie die Christuskirche im Westen. Aus den Besprechungsprotokollen der Baukommission wird deutlich, wie umstritten die Jugendstilelemente waren. Während der Bauherr auf einer konsequenteren romanischen Bauweise bestand, legte das Architekturbüro besonderen Wert auf eine Fülle von Jugendstilelementen am Pfarrhaus, Fenster, Giebel, Erker. Aus den Änderungen in den Plänen geht hervor, dass sich die Architekten in einzelnen Bereichen schließlich der eher jugendstilfeindlichen ästhetischen Auffassung des Bauherrn fügten. Die Kirche ist als Zentralbau mit einem quardratischen Mittelraum angelegt.

Anders als die Bernharduskirche am Durlacher Tor steht die Lutherkirche mitten im Wohngebiet und nicht auf einem freien Platz.

Dieser Eindruck der starken Kirche inmitten ihrer Gemeinde war gewollt: Die Melanchthonstraße, die bewusst nach dem Theologen und Reformator des 16. Jahrhunderts benannt ist, wurde 1902 eigens zu diesem Zweck angelegt, und die Wohnbebauung fällt auch in diese Zeit. Die Häuser an der Melanchthonstraße mit den Hausnummern 1 bis 4 entstanden zwischen 1901 und 1904 und stehen heute alle unter Denkmalschutz. Das Doppelmietwohnhaus Nr. 1/Georg-Friedrich-Straße 34 wurde vom Architekturbüro Curjel und Moser mitentworfen.

In der Architektur und Lage der Lutherkirche spiegelt sich kämpferisches Neuluthertum, eine Bewegung des 19. Jahrhunderts innerhalb der protestantischen Kirche, die die Offenbarung in den Mittelpunkt stellt und einen starken Akzent auf die Kirche setzt. Der Gesamteindruck wird verstärkt durch die überlebensgroße, fast klobig wirkende Lutherfigur am Turmfuß.


Bilder

Innenraum der Kirche
siehe Lutherkirche (Innenraum)

Adresse

Durlacher Allee 23

Dieser Ort im Stadtplan:

Siehe auch

Literatur

  • Curjel & Moser: Städtebauliche Akzente um 1900 in Karlsruhe von Wilfried Rößling; 29. März bis 10. Mai 1987, Badischer Kunstverein Karlsruhe/Europäische Kulturtage Karlsruhe 1987, Jahrhundertwende. (Hrsg.: Badischer Kunstverein. Ausstellung und Redaktion: Wilfried Rößling), Karlsruhe: Badischer Kunstverein, 1987

Weblinks