Juden in Karlsruhe

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Juden in Karlsruhe

Geschichte

1348 werden erstmals Juden in Durlach erwähnt. 1547 nimmt Ernst I. von Baden-Durlach Schutzjuden auf, also Juden die gegen Bezahlung von Gebühren unter den Schutz des Kaisers gestellt wurden. 1672 legt Friedrich VI. von Baden-Durlach Bedingungen fest.

Der Privilegienbrief von 1715 garantierte die freie Religionsausübung aller Religionen, auch der Juden.

Weiterhin wurden Juden als Fremdlinge betrachtet, die nur mehr oder minder und widerruflich geduldet waren.

Viele Juden nahmen als deutsche Soldaten am 1. Weltkrieg teil.

nach 1806

Nach Gründung des Großherzogtum Baden wurde im 6. und 9. Konstitutionsedikt die Stellung jüdischer Staatsbürger festgelegt. Geistliche wurden beamtet, Als Verwaltungsorganisation entsprechend den christlichen Kirchen entstand der Oberrat.

In Karlsruhe wurde eine Synagoge gebaut, der gegen Ende des Jahrhunderts Neubauten folgten. Mit dem Bau waren beidesmal die führenden Architekten der Stadt beauftragt, Friedrich Weinbrenner bzw. Josef Durm.

Um 1930 gab es über 3000 Juden in Karlsruhe. Jüdische Unternehmen bildeten bedeutende Wirtschaftsfaktoren, wie das Warenhaus Knopf und das Bankhaus Veit L. Homburger, oder waren auf den Bedarf der jüdischen Bewohner spazialisiert, wie das Hotel Nassauer Hof, die Matzenfabrik Strauß oder die koschere Metzgerei in der Markgrafenstraße 34.

nach 1933

siehe Judenverfolgung und Gedenkbuch für die Karlsruher Juden

nach 1945

Die Jüdische Kultusgemeinde ist durch Zuzug von Aussiedlern aus Russland erheblich gewachsen. 1971 konnte sie die neue Synagoge einweihen. 2006 hat sie über 800 Mitglieder.

Karlsruhe ist auch Sitz der Israelitischen Religionsgemeinschaft Baden K.d.ö.R.

1988 wurden ausgewanderte bzw. vertriebene Juden nach Karlsruhe eingeladen. Es fanden offizielle Veranstaltungen dabei statt: ein Empfang am 11. Oktober im Kongresszentrum sowie eine Gedenkstunde am 9. November (exakt 50 Jahre nach dem Sturm auf die Synagogen) in der Christuskirche. Die Gedenkrede hielt der damalige Bundesverfassungsgerichts-Präsident Roman Herzog und das Universitäts-Sinfonieorchester spielte.

Seit 1999 wird ein Europäischer Tag der Jüdischen Kultur begangen.

Abspaltungen

Um 1820 gründeten zehn Familien den Tempelverein, der einen reformierten G'ttesdienst anstrebte (deutschsprachig, mit Musik und Predigt).

Nachdem die Gemeinde selbst zu einem reformierten Ritus übergegangen war und eine kirchenähnliche Synagoge gebaut hatte, bildete sich 1870 die orthodoxe Austrittsgemeinde, später Israelitische Religionsgesellschaft, mit eigener Synagoge und Friedhof

Seit 2003 existiert eine Vertretung der orthodoxen Chabad-Bewegung.

siehe auch

Literatur

  • Schmitt, Heinz (Hg.): Juden in Karlsruhe. Beiträge zu ihrer Geschichte bis zur nationalsozialistischen Machtergreifung, unter Mitwirkung von Ernst Otto Bräunche u. Manfred Koch, Karlsruhe 1988 (Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs 8)
  • Josef Werner: Schicksale Karlsruher Juden (18 Beiträge) in den BNN, letzte Folge am 8. Januar 2008.

Weblinks