Gatschina

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Gatschina in Russland ist seit 1992 eine Partnerstadt von Ettlingen und liegt 45 km südlich von Sankt Petersburg.

Es gibt in Ettlingen die Deutsch-Russische Gesellschaft.

An der Wilhelm-Röpke-Schule besteht bereits seit 1991 eine Schulpartnerschaft mit der Schule Nr. 4 in Gatschina.

Eine der Hauptsehenswürdigkeiten der Stadt ist das Schloss mit dem angrenzenden Park.

Schloss frontal 2007.jpg

Geschichte Gatschinas

Gatschina ist unsere Heimatstadt, die Stadt in der wir leben und die wir lieben. Gatschina hat eine lange Geschichte. Die Stadt war in Vergangenheit und Gegenwart Austragungsort bedeutender Ereignisse. 1499 wurde Gatschina erstmals erwähnt. An seiner Stelle befand sich damals die Ortschaft Hotschino. Der Ort gehörte ursprünglich zu Nowgorod. Zeitweilig gehörte der Ort ebenso wie das gesamte Ingermanland zu Schweden. Nach dem Nordischen Krieg (1700-1721) fiel es an Russland. Zar Peter l. schenkte es seiner Schwester Nathalia. Katharina II. Katharina wurde 1729 als Prinzessin Sophia von Anhalt-Zerbst in Stettin geboren und stammt aus dem Geschlecht der Askanier. 1744 traf sie in Sankt Petersburg ein, um den späteren Zaren Peter III. zu ehelichen. Als 15-jährige erlernte sie schnell die russische Sprache und versuchte sich am Hof zu integrieren. Es gelang ihr, die Sympathie des russischen Hofes und des Volkes zu gewinnen. Sie passte sich schnell an die russische Lebensweise und den russisch-orthodoxen Glauben an. 1745 fand ihre Hochzeit statt. Aber ihre Ehe war nicht glücklich, ihr Gatte hatte eine Vorliebe für das Militär und Soldatenspiele. 1754 wurde ihr erster Sohn geboren. Nach dem Tode der Zarin Elisabeth kam ihr Gatte als Peter III. an die Macht, aber seine Staatshandlungen fanden keine Zustimmung. Durch einen Staatsstreich ging die Macht in ihre Hände über. 1762 wurde sie in der Kasaner Kathedrale zur Alleinherrscherin Russlands erklärt. Peter III. wurde gefangen genommen und ermordet. Katharina II. schenkte Gatschina große Beachtung.1762 übergab Katharina II. die großen Besitzungen Grigori Grigorjewitsch Orlow, der an der Vorbereitung und Durchführung des Staatsstreichs beteiligt gewesen war. Orlow wurde 1734 als Sohn des Gouverneurs von Nowgorod Weliki geboren. Während des Siebenjährigen Kriegs wurde er verwundet. Als Eskorte Offizier wurde er nach Petersburg geschickt. Hier wurde Katharina auf ihn aufmerksam und erhob ihn zu ihrem Favoriten. Zusammen mit seinen Brüdern bereitete er den Sturz Peter III. am 9. Juli 1762 vor. 1762 wurde er mit seinen Brüdern in den Grafenstand erhoben. Katharina bedachte ihn mit bedeutenden Schenkungen. Auf den geschenkten Ländereien ließ Orlow ein Schloss erbauen - ein Riesenschloss mit 600 Zimmern im klassizistischen Stil. Entworfen wurde es von den berühmten Architekten Antonio Rinaldi und Vincento Brenna. Erstmalig in Russland ließ er einen Englischen Garten um das Schloss anlegen. Graf Orlow schrieb im Dezember 1766 einen Brief an Rousseau. In diesem Brief lud er ihn ein, Gatschina zu besuchen. Er beschreibt sein Schloss und die schöne Landschaft. Mit Orlow begann die Entstehungsgeschichte des Schlosses und des Parks und die Erschließung des umliegenden Geländes. Das Projekt stellte eine gelungene Verbindung von Elementen eines russischen Landhauses und eines englischen Jagdschlosses dar und verlieh dem Schloss- und Parkkomplex Gatschina seine Einmaligkeit, die ihm unter den Palastbauten rings um Sankt Petersburg eine Sonderstellung einräumt. Nach dem Tode Graf Orlows kaufte Katharina II. die Ländereien von seinen Erben zurück und schenkte sie mit dem für Graf Orlow erbauten Palast 1783 dem Großfürstenpaar. Vincenzo Brenna wurde mit der Neugestaltung beauftragt. Eine Bibliothek, ein Theater und ein Waffensaal wurden eingerichtet. Schloss und Park wurden zur Zarenresidenz ausgebaut.

Zar Paul I. hat eine wichtige Rolle für die Stadt gespielt. Nach dem Sturz Peters III. lebte er mit seiner Familie im Schloss Gatschina mit eigenem Hofstaat und einer kleinen Armee, einem Geschenk seiner Mutter. Erlittene Gewalt in seiner Kindheit und die Entfremdung von seiner Mutter machten ihn reizbar und misstrauisch gegen seine Umgebung. Er war von Geburt an am Hofe seiner Großtante, der Zarin Elisabeth Petrowna, erzogen worden. Er nahm in den neunziger Jahren Veränderungen am Schloss im neoklassizistischen Stil vor und ließ im Park mehrere Brücken und Pavillons erbauen. Bis zu seinem Tode lebte er mit seiner Familie in Gatschina. Der zweiundvierzigjährige Paul erklärte sich am Todestag Katharinas II. zum Zaren. Am 11. November 1796 verlieh Paul l. Gatschina Stadtrecht. Laut Erlass wurde am 12. Januar 1797 eine Stadtverwaltung geschaffen, Beamten ernannt und die Bestimmungen für die Tätigkeit der Stadtverwaltung ausgearbeitet.

Zu den ersten städtebaulichen Projekten in Gatschina gehörte die Festung Ingerburg. Besonders zu empfehlen ist der Prioratski-Palast. Das kleine Anwesen, 1798 von Lwow erbaut, erzählt die Geschichte des Malteserordens in Russland. Zar Paul l. war Mitglied dieser in Jerusalem von Kreuzrittern gegründeten Vereinigung. Hier kann der Besucher verschiedene Gebrauchsgegenstände aus den 18. und 19. Jahrhundert betrachten und sich so ein Bild vom Leben der zaristischen Oberschicht machen. Zu Ende der Regierungszeit Paul l. wurde ein weiterer Gebäudekomplex errichtet, der Privathäuser, Kasernen, eine Schule und das Rathaus umfasste. Gebaut wurde damals auch entlang der Hauptstraße (heute Pr. 25 Ljet Oktjabrja). Im XVIII, Jahrhundert fanden Stadtwappen in Europa große Verbreitung. Sie wurden durch Peter l. auch in Russland eingeführt. Unter Katharina II. entstanden besonders viele. Paul l. bestätigte in seinem Erlass aus dem Jahre 1798 vier Stadtwappen: das Wappen von Gatschina, Pawlowsk, Odessa und Krementschug.

Der einfache, doch vornehme Hof Gatschina entwickelte sich zu einem Treffpunkt für Wissenschaftler und Künstler. In Gatschina bildete sich ein Literaturkreis, der auch eine Liebhaberbühne unterhielt. Zu Pauls Geburtstag 1787 wurde Don Carlos von Friedrich Schiller aufgeführt. Der russische Dichter Wassili Schukowski war ein gern gesehener Gast. Auch später lebten in Gatschina bedeutende Dichter und Schriftsteller, wie z.B. Alexander Kuprin. In Gatschina schrieb er sein Werk "Der Graben" und seine Erzählung "Gambrinus". Ihn besuchten Alexej Tolstoi und Alexander Grin. Hier wirkten der Maler Karasin und viele andere. Auf alle übte die grüne Stadt Gatschina eine große Anziehungskraft aus.

Nach dem Tode Paul I. Tode kümmerte sich seine Witwe, Maria Feodorowna weiter um die Wohltätigkeitseinrichtungen und um die soziale Fürsorge. Paul I. übertrug ihr noch zu seinen Lebzeiten das gesamte Bildungs­- und Wohltätigkeitswesen. Hierfür stellte er ihr jährlich eine Million Rubel zur Verfügung. Wohltätigkeitseinrichtungen und gottgefällige Anstalten, sowie Wohnhäuser wurden gebaut. Im Lazarettkomplex wurden Rekonstruktionsarbeiten durchgeführt. Der Grundstein der steinernen Nikolai-Kirche, des Erziehungshauses (ab 1834 Waiseninstitut) und anderer Bauten wurde gelegt. 1802 wurde das Erziehungshaus in Gatschina für uneheliche Kinder von zwei bis zehn Jahren übernommen. Später wurden nur männliche Vollwaisen aufgenommen. Die Schüler des Erziehungshauses in Gatschina wurden zu Ärzten oder Wundärzten ausgebildet oder konnten Apotheker werden.

Im Erziehungshaus unterrichtete später Uschinski, hier verfasste er seine wissenschaftlichen Beiträge. In ihrem Testament übertrug Maria Feodorowna die Verantwortung für 39 Lehr- und Wohltätigkeiteeinrichtungen ihren Schwiegertöchtern Zarin Alexandra und Großfürstin Helene. Maria Feodorowna beschäftigte sich mit Musik, Malerei und Literatur, mit dem Schneiden und Gravieren von Elfenbein und Steinen.

Von 1796 bis 1917 befassten sich mehrere Generationen der Zarenfamilie mit dem Städtebau in Gatschina, die besten Architekten wurden herangezogen. Berühmte Architekten wie A. Rinaldi, W. Brenna, W.l. Bashenow, u.a. entwarfen Projekte für Gatschina. Im Laufe von mehr als hundert Jahren konnte sich Gatschina, begünstigt vom Zarenhaus, sehr intensiv entfalten. Ab 1835 wurde der Klassizismus allmählich vom Eklektizismus verdrängt, beim Häuserbau hielt man sich nicht mehr streng an die Musterprojekte, sondern verwendete nur einzelnen Kompositions- oder Schmuckelemente der Projekte. Um 1850 begann sich die Stadt in östlicher Richtung zu entwickeln, Der Architekt R.l. Kusmin errichtete in der Mitte des großen Platzes die Pauls-Kirche, später wurden rings um die Kirche Holzhäuser errichtet.

Unter Zar Nikolaus l. (1825-1855) wurde das Stadtgebiet bedeutend vergrößert. Die Stadt erhielt eine klare Struktur und fest umrissene Grenzen, die sich bis 1917 kaum änderten. Noch heute ist die Entwicklung des Eisenbahnverkehrs ausschlaggebend für Stadtstruktur und das Weichbild der Stadt. Am 1. Oktober 1853 wurde der Eisenbahnverkehr nach Gatschina auf der Warschauer Linie aufgenommen, am 12. Dezember 1872 auf der Baltischen Linie. Zwei Bahnhofsgebäude - der Warschauer und der Baltische Bahnhof - wurden projektiert und gebaut, weiterhin ein Pavillon in Marienburg. Die gute Verkehrsanbindung und der Wohnkomfort Gatschinas führten dazu, dass hier Ende des XIX. Jahrhunderts eine Vielzahl von Landhäusern, insbesondere von der Intelligenz, gebaut wurden. Ende des XIX. Jahrhunderts wurde das Territorium der Stadt nach Osten bis an die Warschauer Eisenbahnlinie erweitert und vollständig bebaut. Im April 1910 wurde mit der Anlage des ersten russischen Flugfelds begonnen -des Flugplatzes Gatschina. Hier wurde die erste Flugschule für die Ausbildung von Militärfliegern eröffnet.

Das XX. Jahrhundert brachte Gatschina bedeutende Veränderungen und Erschütterungen. Mehrere Male änderte die Stadt ihren Namen. 1923 wurde sie in Trotz umbenannt, 1929 in Krasnogwardejsk. 1944 erhielt sie ihren alten Namen zurück. Während des Großen Vaterländischen Kriegs war Gatschina 2 1/2 Jahre von deutschen Truppen besetzt. Die Stadt war zerstört, das Schloss ausgebrannt, der Park durch Kahlschläge und zahlreiche Schützengräben verwüstet, die Parkanlagen selbst vernichtet oder beschädigt.

In den fünfziger Jahren war Gatschina zu einer Provinzstadt geworden, ihr historisches und kulturelles Erbe hatte stark gelitten. Mehrere Faktoren, nicht zuletzt die günstige Lage der Stadt und das gute Verkehrsnetz, trugen dazu bei, dass Gatschina in den sechziger und siebziger Jahren als wissenschaftliche und industrielle Satellitenstadt Leningrads einen neuen Aufschwung erlebte. Derzeit wird Gatschina von regulierbaren und spontanen Entwicklungsprozessen erfasst. Diese Prozesse verlaufen bei weitem nicht immer reibungslos für die Unversehrtheit der Kultur- und Kunstdenkmale. Der Einfluss der Großstadt St. Petersburg hat seine positiven und negativen Seiten. Aber auch in diesen komplizierten Zeiten bleibt Gatschina Zentrum der Oblast Leningrad.

Seit 1998 nimmt die Stadt am allrussischen Wettbewerb um die „Wohlgeordnetste Stadt in Russland" teil und gehört immer zu den Preisträgern, 1998 gewann Gatschina ebenso wie im Jahre 1900 bei dem in Paris veranstalteten internationalen Ausscheid den ersten Platz in seiner Kategorie. Im Juli 2007 beging die Oblast Leningrad feierlich ihr 80. Jubiläum. Gatschina wurde als Austragungsort der Feierlichkeiten gewählt. In der Stadt wurde Großartiges zur Verschönerung und zum Schmuck der Stadt, zu ihrer Begrünung und Aufrechterhaltung der Ordnung getan.

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