Emil Stober

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Emil Stober (* 08.11.1908 in Neureut, + 17.02.1994 in Karlsruhe) war von 1948 bis 1973 Posaunen- und Landesposaunenwart der badischen Bläserarbeit.

Sein Eltern- und Geburtshaus war in der ehemaligen Bahnhofstraße heute Mitteltorstraße 24 in Neureut.

Emil Stober beim Dirigieren.

Biografie

Schon in seiner Kindheit fand er den Weg in den Posaunenchor Neureut. Er erlernte das Handwerk des Blechners und Installateurs, auch das eines Kupferschmiedes. Aber eigentlich wollte er als Posaunist Militärmusiker werden. Doch wegen seiner bescheidenen Körpergröße hätte er beim Marschieren seine Posaune nicht bis zum siebten Platz ausziehen können, so blieb ihm dieser Weg versagt.

1946-47 leitete Emil Stober für wenige Monate als Dirigent den CVJM-Posaunenchor Neureut.

Im Jahre 1946 beauftragte ihn der damalige Landesjugendmusikwart Dr. Erich Gruber, für 1947 in Neureut den ersten Bläserlehrgang nach dem Krieg zu organisieren.

Emil Stober reiste vorher mit Motorrad und Rucksack durch die Dörfer der Unteren Hardt, um Lebensmittel zu organisieren. Aber auch die Teilnehmer reisten mit gefüllten Rucksäcken an, um die Verpflegung zu sichern. Die kleine Küche im evangelischen Gemeindehaus Neureut-Nord, die heutige Garderobe, war Mittelpunkt der Versorgung. Das „Personal“ bestand aus den jungen Frauen des Mädchenkreises unter der Anleitung der damaligen Leiterin. Durch Granatbeschuss war das Gemeindehaus allerdings noch in einem desolaten Zustand. Löcher in den Wänden wurden mit Stroh zugestopft und die Schlafunterlage im großen Raum im Obergeschoß bestand ebenfalls aus aufgeschüttetem Stroh. Das war für viele Posaunenchöre der Neuanfang nach einer großen kriegsbedingten Pause.

1948 wurde Emil Stober als Posaunenwart in die badische Bläserarbeit gewählt. Ihm wurde es dann ermöglicht im Alter von vierzig Jahren eine kirchenmusikalischen Ausbildung zu absolvieren. Er sollte als Posaunenwart hauptamtlich den Dienst in der evangelischen Landeskirche Baden übernehmen. Das Studium war an der westfälischen Hochschule für Kirchenmusik in Herford unter Leitung von Prof. Wilhelm Ehmann. Kompositionslehrer war damals Joh. H. E. Koch, dem die Posaunenarbeit viele ausdrucksvolle Kompositionen zu verdanken hat.

1953 wurde Emil Stober zum hauptamtlichen Landesposaunenwart in die Bläserarbeit der Evangelischen Landeskirche Baden berufen.

Das Studium von Emil Stober hat für die Posaunenarbeit in Baden gute Früchte getragen. Die Landesposaunentage in Karlsruhe sind den vielen Beteiligten unvergesslich. Der erste wurde in der neuen Postkraftwagenhalle in der Rüppurrer Straße durchgeführt. Um die Bestuhlung der Halle zu sichern, wurden alle Stühle vom Gemeindehaus Neureut-Nord mit einem Lastwagen unter Mithilfe fast aller Bläser des Neureuter Chors in die Stadt gebracht.

In jener Zeit wurde auch die Schwarzwaldhalle gebaut, für Emil Stober Vision und Fiktion. Er kannte schon bald die Pläne und war öfter auf der Baustelle anzutreffen, um seine Vorstellungen für künftige Landesposaunentage zu entwickeln. Dies waren dann von 1956 an die eindruckvollsten Veranstaltungen und Begegnungen in der badischen Landeskirche nach dem Krieg.

Die Posaunenchöre reisten zum Teil schon samstags an, viele Familien boten sich zur Unterbringung an oder es wurde in Gemeindehäusern und Hallen übernachtet. Um die Fahrtkosten einigermaßen gerecht zu verteilen, wurde bei allen Bläsern im Land Geld eingesammelt, das dann den Chören je nach Entfernung zur ehemaligen Landeshauptstadt wieder zufloss.

Zu den großen Ereignissen eines Bläserjahres gehörten auch die Freizeiten, die Emil Stober durchführte. Die erste war in Litzelstetten am Bodensee im Zusammenhang mit einem Zeltlager des CVJM. Die meisten Teilnehmer reisten mit dem Fahrrad an, 250 Kilometer waren das auch damals schon und Gangschaltungen für Fahrräder waren noch reinster Luxus. Emil Stober selbst fuhr – mit viel Gepäck – mit dem Motorrad, Höchstgeschwindigkeit vierzig Stundenkilometer. Bläserfreizeiten waren damals oft Begegnungen fürs Leben, es entstanden Freundschaften und Kameradschaften, die heute noch bestehen.

Originalhandschrift von Emil Stober

Emil Stober war fast täglich unterwegs bei Chorbesuchen. Wo es möglich war, durfte sein Sohn Hans-Adolf dabei sein. Als dann immer öfter ganze Chorwochen angeboten wurden, fuhr sein Sohn dann am Wochenende mit seiner Mutter Lina zum Einsatzort des Vaters.

Durch die Begegnung mit den Waldensergemeinden im Piemont wurden dort von Emil Stober sechs Posaunenchöre gegründet, wobei die Instrumente größtenteils von den badischen Chören gestiftet waren. Villar Pellice als zentraler Treffpunkt ist auch heute noch bei vielen badischen Bläsern mit Erinnerungen verbunden. Das Gästehaus „Il Castagneto“ heißt heute noch immer seine Gäste willkommen.

Höhepunkt der Waldenserbegegnungen war eine von Emil Stober geleitete Missionsfahrt im Jahre 1961 zum Jubiläum der Waldensergemeinde in Palermo/Sizilien, die durch einen eindrucksvollen Film dokumentiert wurde. Jeden Abend fand eine Bläser-Feierstunde auf der Reise statt. Unter anderem in Genua, Rom, Reggio Calabria und Venedig.

Sein wichtigstes Hobby neben der Apfelanlage im „Grasgarten“ hat Emil Stober mit seinem Beruf verbunden: Notenschreiben „wie ein Kupferstecher“ und mit einer Genauigkeit, die kaum vorstellbar war. Seine „Noten-Handschrift“ wurde fast zum Aushängeschild der badischen Posaunenarbeit. Die Sonderdrucke für die Landesposaunentage wurden in Handschrift angefertigt, zum Korrekturlesen wurde auch der Sohn mit einbezogen, zum Versand der Rundschreiben an die Chöre war die ganze Familie eingespannt.

Für viele Bläser wurde das Wohnhaus von Emil Stober in der Neureuter Hauptstraße 209 zum „Rasthaus Stober“. Wer in der Gegend war, kehrte ein, und wer nicht aus der Gegend kam erst recht. Die Fahrten in die Waldensertäler begannen hier, wer tags zuvor anreisen musste konnte übernachten, das Haus war offen für alle lieben Gäste

Als Emil Stober 1973 in den Ruhestand ging, übernahm er noch für zehn Jahre den Posaunenchor in Karlsruhe-Hagsfeld

Emil Stober verstarb am 17. Februar 1994 im Alter von über 85 Jahren.