Sally Grünebaum

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Sally Grünebaum (* 29. April 1886 in Homburg/Main; † 25. März 1948 in Tel Aviv) war Journalist, Sozialdemokrat und Gegner des Nationalsozialismus.

Leben und Wirken

Studium und Ausbildung

Sally (Schreibweise verschiedentlich auch Saly oder Sali) Grünebaum wurde am 29. April 1886 in Homburg als Sohn des Vorstandes der dortigen jüdischen Gemeinde, Meden Grünebaum, geboren. Er studierte an den Universitäten Frankfurt/Main und Heidelberg Sozialwissenschaften als Hauptfach und ergänzte dies durch zusätzliche literarische, geschichtliche und philosophische Studien. Danach begann er eine Ausbildung zum Redakteur.

Als Journalist in Heidelberg und Karlsruhe

Schließlich wurde er - nach Unterbrechung durch den 1. Weltkrieg – im Jahre 1922 Chefredakteur der sozialdemokratischen „Volkszeitung“ in Heidelberg.

1928 wechselte er zur sozialdemokratischen Zeitung „Der Volksfreund“ in Karlsruhe, war dort bis 1933 Redakteur für Politik und Feuilleton und von 1931 bis 1933 gleichzeitig Chefredakteur. Vor allem in Leitartikeln griff er in dieser Zeit die Karlsruher Nazis und die von ihnen inszenierten Krawalle scharf an. Auch deswegen wurde er bereits am 11. März durch die Nationalsozialisten verhaftet und im Bezirksgefängnis in der Riefstahlstraße in „Schutzhaft“ genommen. Sein Rechtsanwalt Zippelius hat in Karlsruhe ein Gesuch an den Herrn Minister des Innern, Karl Pflaumer, gerichtet, mit dem er um Aufhebung der Schutzhaft Grünebaums bat. Das Gesuch wurde jedoch abgelehnt.

Sally Grünebaum (2. von rechts) bei der Ankunft im KZ Kislau

Schaufahrt und KZ Kislau

Am 16. Mai 1933 wurde er in einer von den Nazis inszenierten Schaufahrt auf offenem Polizeilastwagen zusammen mit Adam Remmele, Ludwig Marum, Erwin Sammet, Hermann Stenz, Gustav Heller und August Furrer quer durch Karlsruhe ins Polizeipräsidium am Marktplatz transportiert und anschließend im KZ Kislau inhaftiert.

Am 18. Oktober 1933 wurde Grünebaum als erster der inhaftierten Sieben aus dem KZ Kislau entlassen, allerdings mit der Maßgabe, nach Palästina auszuwandern. Bereits am 19. Oktober berichtete die Karlsruher Nazi-Zeitung „Der Führer“ über die Entlassung Grünebaums: Während der Zeit in Schutzhaft sei Grünebaum ein „Muster eines Schutzhäftlings“ gewesen und „voll des Lobes“ für die Behandlung im Konzentrationslager. Grünebaum versicherte bei seiner Entlassung, den Journalistenberuf aufzugeben, und er musste zusätzlich seinen Presseausweis abgeben.

Lebensende in Palästina

Ende Oktober wanderte er zusammen mit seiner Frau Matilda nach Palästina aus. 1934 folgten die beiden Töchter, die 1924 geborenen Zwillinge Elisabeth und Gertrud.

Grünebaum bewarb sich bei mehreren Zeitungen und Zeitschriften als Journalist, hatte jedoch mit seinen Bewerbungen keinen Erfolg, da er zwar Deutsch, Englisch und Französisch beherrschte, jedoch kein Wort Hebräisch sprach. Seine Frau starb bereits Ende 1934.

Während des Zweiten Weltkriegs konnte er für die britische Armee in deren Camp Beit Naballa für einige Zeit den Laden des Lagers betreiben, war aber die meiste Zeit arbeitslos und lebte schließlich mit den beiden Töchtern in einem Ein-Zimmer-Appartement in Tel Aviv. Die kleine Familie litt unter permanenter Geldnot und wurde deshalb durch Sallys jüngeren Bruder Alfred, einen hoch geachteten praktischen Arzt, finanziell unterstützt.

Am 25. März 1948 erlitt Sally Grünebaum während einer Augenoperation eine Gehirnblutung und starb an den Folgen dieses Schlaganfalls. Kurz danach wanderten die beiden Töchter in die USA aus.

Siehe auch

Widerstand im Nationalsozialismus