Brauerei Schrempp

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Firmenlogo
Außenansicht der Brauerei Schrempp um 1900, Glasnegative Wilhelm Kratt (Platte gebrochen)
Ausschnitt eines Bierdeckels
Ausschnitt eines Bierdeckels

Die Brauerei Schrempp war eine Karlsruher Brauerei in der heutigen Südweststadt.

Geschichte

Einen Hinweis auf die Ursprünge der Brauerei Schrempp liefert schon deren Schutzmarke - das Symbol des Greifen. Stammhaus der Brauerei war das Gasthaus Zum Greifen in Oberkirch, aus dem zunächst die Brauerei Theodor Schrempp und später die bis 1920 existierende Brauerei Schrempp & Gugelmeier hervorging. Während Theodor Schrempp seine Oberkircher Brauerei zusammen mit dem Bierbrauer Matthias Gugelmeier noch bis in die 1880er Jahre weiterführte, zog sein Sohn Karl Schrempp (1846-1919) im Jahre 1871 nach Karlsruhe und übernahm dort die Brauerei von Georg Schuberg in der Waldstraße 16 (später Nr.20). Zugleich erwarb er damit auch die Eiskeller Schubergs am Beiertheimer Weg (der heutigen südlichen Karlstraße).

Innenansicht des Theatersaals vom Colosseum in der Waldstraße 16-18

Schon früh begann Karl Schrempp damit, seine Brauerei konsequent zu erweitern und zu modernisien.1875 meldete er ein Patent für ein sogenanntes "Infusions-Brau-System" an. 1885 kaufte er die unmittelbar neben seinen Eiskellern gelegene Brauerei Friedrich Bischoff Witwe in der Karlstraße 65 und verlegte seine Produktion dorthin. Dieser Standort bot genügend Expansionsmöglichkeiten, so dass Schrempp 1887 hier einen modernen Neubau errichteten und die Brauerei in der Folge zu einem Industriebetrieb ausbauen konnte. Zusammen mit dem Gelände in der Karlstraße erwarb Schrempp auch das Anwesen der alten Brauerei Bischoff in der Herrenstraße 10. Seine eigene alte Brauerei und die Gastwirtschaft in der Waldstraße ließ Schrempp abbrechen und an deren Stelle einen geräumigen Neubau mit Wirtschaftsräumen errichten - das Varieté-Theater Colosseum. Dieses war bis zu seiner Zerstörung im Zweiten Weltkrieg eine berühmte Karlsruher Institution und diente zwischen 1900 und 1905 mitunter auch als erstes Filmtheater der Stadt.

1889 wurde die Brauerei Karl Schrempp, die inzwischen einen jährlichen Bierausstoß von 62.000 hl erreicht hatte, in die Karlsruher Brauereigesellschaft vormals K. Schrempp AG umgewandelt. 1894 übernahm die Schrempp AG die Gastwirtschaft Zum Weißen Berg am Ludwigsplatz von der Brauerei Albert Benz und richtete dort ihren neuen Hauptausschank ein. 1899 trat Karls Sohn Karl Schrempp jr. in das Unternehmen ein. In der Folgezeit wurde das Brauereigelände nach und nach auf fast das gesamte Areal zwischen Karlstraße, Bahnhofstraße, Mathystraße und Beiertheimer Allee ausgeweitet.

Der Erste Weltkrieg bescherte der Schrempp AG wie auch den meisten anderen Karlsruher Brauereien einen bedeutenden wirtschaftlichen Rückschlag. 1919 starb schließlich auch der Firmengründer Karl Schrempp, und sein Sohn übernahm die alleinige Leitung. 1920 entschloss sich dieser zu einer Fusion mit der ebenfalls stark angeschlagenen Brauerei Printz. Der Name "Printz" wurde fortan auch im Namen der Karlsruher Brauereigesellschaft mitgeführt (1933 verkürzt auf die Bezeichnung Schrempp-Printz AG). Nach der Fusion konnte sich das Unternehmen letztendlich hinter der Moninger AG als zweitgrößte Brauerei Karlsruhes etablieren (Bierproduktion 1944: 72.000 hl). Die Luftangriffe des zweiten Weltkrieges zogen Schrempp-Printz allerdings mehr als alle anderen Karlsruher Brauereien in Mitleidenschaft. Etwa 30% der Brauereigebäude und 10% der Maschinen wurden zerstört. 1945 waren nur noch 9 Personen in der Firma beschäftigt.

Nach dem Krieg übernahm Karls Sohn Dr. Walter Schrempp die Führung des Unternehmens und leitete neben dem Wiederaufbau umfangreiche Modernisierungs- und Rationalisierungsmaßnahmen ein. 1964 fiel der Namenszusatz "Printz" wieder weg und bis zum Ende firmierte die Gesellschaft nur noch unter der Bezeichnung Schrempp AG. Das Ende freilich deutete sich bereits im Jahre 1967 an, als die Frankfurter Binding AG und die Bank für Brau-Industrie (beide Teil des Oetker-Konzerns) die Aktienmehrheit an dem Unternehmen erwarben. 1968 wurde die eigene Mälzerei stillgelegt. Im Jahr 1970 übernahm Binding auch die Brauerei Fels. Ein Jahr später, 1971, wurde die Schrempp AG aufgelöst und mit der Binding-Tochter Mainzer Aktien-Bierbrauerei verschmolzen. Die Brauerei bestand als Binding-Brauerei AG Braustätte Karlsruhe mit einer neuen Verkaufsabteilung in der Mathystraße noch einige Jahre weiter, bis 1977 schließlich auch die Bierproduktion am Standort eingestellt wurde.

Danach unterhielt Binding dort nur noch eine Verkaufsniederlassung. Noch einige Jahre lang befand sich auf dem Gelände zur Beiertheimer Allee ein bekannter Karlsruher Biergarten. Nach dem Abriss sämtlicher Brauereigebäude im Jahre 1983 erinnern nur noch das neu errichtete Lokal Alter Brauhof, sowie der gleich lautende Straßenname an den ehemaligen Standort. Auf dem Gelände selbst steht heute ein neu erbauter Wohn- und Geschäftskomplex.

Siehe auch

Standort

Lage der Brauerei um 1966
Letzte Adresse (1977)

Binding-Brauerei AG Braustätte Karlsruhe
Karlsruhe,
Mathystraße

Quellen

  • Heinz Schmitt, Ernst Otto Bräunche (Hrsg): Hopfen und Malz – Die Geschichte des Brauwesens in Karlsruhe. Karlsruhe 1998, Band 19 der Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs, Badenia Verlag, ISBN: 3-7617-0323-6
  • Wegweiser für die Großherzogliche Residenzstadt Karlsruhe, heute „Adressbuch der Stadt Karlsruhe“, Ausgaben ab 1818, Verlag G. Braun – verfügbar im Lesesaal der Badischen Landesbibliothek
  • Historisches Brauereiverzeichnis Deutschland. Herausgeber: IBV – Internationaler Brauereikultur-Verband e.V., Ausgabe 2005.
  • Brauwesen-Historisch – Das große historische Brauereiverzeichnis : www.brauwesen-historisch.de/Uebersicht.html
  • Manfred Koch (Hrsg): Karlsruher Chronik. Karlsruhe 1992, Band 14 der Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs, Badenia-Verlag, ISBN: 3-7617-0260-4
  • Horst F. Pampel: Karlsruhe – Zwischen den Zeilen der Chronik. Ohne Herausgabejahr und Bestellnummer.
  • Horst F. Pampel: Karlsruhe – 275 Jahre Perspektiven, Perioden und Persönlichkeiten. Ohne Herausgabejahr und Bestellnummer.
  • Annette Ludwig, Hansgeorg Schmidt-Bergmann (Hrsg): Karlsruhe – Architektur im Blick – Ein Querschnitt. Karlsruhe 2005, Röser Verlag, ISBN: 3-9805361-2-2
  • Zum 50jährigen Geschäfts-Jubiläum der Brauerei A. Printz in Karlsruhe : 1850 - 1900, Karlsruhe : Gutsch, 1901. Ohne Herausgabejahr und Bestellnummer.
  • Chronik der Haupt- und Residenzstadt Karlsruhe für das Jahr 1885 : [Jahrgang 1] , zusammengestellt im Auftrag der städt. Archivkommission, Verlag G. Braun, Karlsruhe 1886.

Weblinks